Europäische Sternstunde im Reich der Mitte
TU-Expertin baut Brücke nach China für die "Himmelsscheibe
von Nebra"
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Professor Jiang Xiaoyuan,
Dr. Harald Meller, Professor Ji Zhigang und Professor Niu Weixing
beraten über die Deutung der Himmelsscheibe
© Mareile Flitsch, China-Arbeitsstelle der TU Berlin |
Im September 2005 lud der Wissenschaftshistoriker Professor Jiang
Xiaoyuan vom Institut für Humanwissenschaften der Shanghai-Jiaotong-Universität
die Privatdozentin Dr. Mareile Flitsch, Technikethnologin und derzeit
in Vertretung Koordinatorin der China-Arbeitsstelle der TU Berlin,
nach Shanghai ein. Im Mittelpunkt des chinesischen Interesses: die
Himmelssscheibe von Nebra.
Seit mehr als zehn Jahren pflegt die China-Arbeitsstelle intensive
Kontakte zu Philosophie-, Wissenschafts- und Technikhistorikern
der großen chinesischen Forschungseinrichtungen. Mit dem regen
wissenschaftlichen Austausch hat sich die Arbeitsstelle in China
als wissenschaftliche Institution einen Namen gemacht (siehe auch
TU
intern 6/05).
Autorisiert vom Landesamt
für Denkmalpflege und Archäologie in Halle stellte
Mareile Flitsch auf die Einladung hin erstmals in chinesischer Sprache
die Entdeckung der Himmelsscheibe und die Forschungen der vergangenen
Jahre vor und wurde selbst zu wichtigen archäologischen Fundplätzen
in China geführt.
Das Interesse an der Himmelsscheibe aber war so groß, dass
Mareile Flitsch Anfang April 2006 erneut nach China reiste, diesmal
zusammen mit Dr. Harald Meller, dem Leiter des Landesamtes für
Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt und Direktor des
Landesmuseums für Vorgeschichte in Halle. Im Gepäck hatten
sie eine orginalgetreue Nachbildung des Sensationsfundes. Gemeinsam
stellten sie in Shanghai und in Peking die erst im Februar dieses
Jahres publizierten Deutungen der Himmelsscheibe als Schaltregelmemorat
vor. Der große Zulauf, die Diskussionen und anschließenden
Fragen zeugten nicht nur von einem regen Interesse an Archäoastronomie,
sondern auch von der heute in China überall zu spürenden
Neugier auf europäische Kultur und Geschichte.
Entsprechend stand der wissenschaftliche Austausch mit chinesischen
Archäoastronomen im Mittelpunkt der Reise, des Weiteren die
Besichtigung von Observatorien, archäologisch relevanten Fundplätzen,
Museen und Grabungsstätten in Shanghai, Beijing, Anyang, Zhengzhou,
Luoyang und Xi'an. Der Shanghaier Archäoastronom Professor
Niu Weixing wurde an die TU Berlin eingeladen sowie eine internationale
Tagung zu einem Schlüsselthema der Astronomiegeschichte geplant.
Ein besonderes erfreuliches Ergebnis außerdem: Mithilfe der
China-Arbeitsstelle der TU Berlin soll nun der mehrfach ausgezeichnete
Ausstellungskatalog "Der geschmiedete Himmel" ins Chinesische
übertragen werden. Damit sollen die europäische Kultur-,
Wissenschafts- und Technikgeschichte - am Beispiel der in China
bislang wenig beachteten europäischen Bronzezeit - sowie ein
Schlüsselfund europäischer Archäoastronomie bekannt
gemacht werden. Der Katalog soll Anfang 2007 erscheinen und der
Bevölkerung zu einem erschwinglichen Preis zugänglich
gemacht werden.
tui
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