Gefährliche Schwestern
Meerestechniker wollen Schiffe sicherer machen
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Hoher Seegang wie die Wellensequenz
"Drei Schwestern" können, zum Beispiel bei verrutschter
Ladung, Schäden in Millionenhöhe verursachen
© GF Meerestechnik |
Spontane Schiffskenterungen, ein abgerissener Schiffsbug, Ladungsverluste
in Millionenhöhe - mit rapide zunehmendem Schiffsverkehr auf
unseren Weltmeeren häufen sich dramatische Meldungen von Schäden
durch so genannte Freakwaves - spontane Meereswellen oder Wellengruppen
mit Wellenhöhen von bis zu 35 Metern. Bis vor wenigen Jahren
galten diese noch als Seemannsgarn und wurden für physikalisch
unmöglich gehalten.
Am Fachgebiet
Meerestechnik werden unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Günter
Clauss derartige Wellensequenzen im 80 Meter langen Wellenkanal
der TU Berlin im Modell untersucht. Extreme Wellenformationen wie
die "New Year Wave", eine mehr als 25 m hohe Freakwave,
die am 1. Januar 1995 eine Ölbohrplattform in der Nordsee schwer
beschädigte, oder die "drei Schwestern" - eine Wellensequenz
von drei aufeinander folgenden hohen Wellen, werden hier "maßgeschneidert"
erzeugt und analysiert.
Besonders bei Fähren und Kreuzfahrtschiffen werden hohe Anforderungen
an die Sicherheit und Zuverlässigkeit in schwerem Seegang gestellt.
Mit dem globalen Klimawandel und der somit zu erwartenden Häufung
von Extremwetterlagen steigen auch die daraus resultierenden Gefahren
auf See.
Im Januar dieses Jahres lief das Verbundvorhaben "LaSSe -
Lasten auf Schiffe im Seegang" an, an dem mehrere Projektpartner
aus Wissenschaft und Wirtschaft beteiligt sind. Hier werden die
aus dem Auftreffen extremer Wellengruppen resultierenden Lasten
auf Schiffsstrukturen systematisch untersucht. Es werden Methoden
entwickelt, mit denen die aus einem Wellenschlag resultierenden
Lasten bereits in der Entwurfsphase genau vorausberechnet werden
können. Im Computer werden gezielt gefährliche Seegangssituationen
generiert, mit denen Schiffsentwürfe in Modellversuchen auf
Herz und Nieren geprüft werden. Ein weiteres großes Ziel
ist die Entwicklung eines Verfahrens, mit dem aus Radarmessungen
des Seegangs während der Fahrt gefährliche Wellenzüge
vorherberechnet werden können, um so rechtzeitig Gegenmaßnahmen
zu treffen.
Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung
mit 2,1 Millionen Euro gefördert.
Dipl.-Ing. Sascha Kosleck,
Fachgebiet Meerestechnik
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