Im Land von Hitler, Marx und Schumacher
Bundeskanzler-Stipendiat Rong Fan untersucht das Deutschlandbild
in China
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Ein ganzes Jahr lang wird
sich Rong Fan an der TU Berlin aufhalten und die Deutschen studieren
© TU-Pressestelle |
Welches Bild hat eigentlich China von Deutschland? Und welches
Bild hat Deutschland von China? Mit diesen Fragen befasst sich der
chinesische Germanist und Experte für interkulturelle Kommunikation
Rong Fan, der sich als erster Chinese im Rahmen eines Bundeskanzler-Stipendiums
seit Anfang des Jahres an der TU Berlin aufhält.
Rong Fan untersucht für seine Dissertation über das chinesische
Deutschlandbild vor allem die chinesische Staatspresse, aus der
es gespeist wird. Doch diese befasst sich keineswegs nur mit politischen
Themen, sie weckt auch kulturelle Neugier. "So waren die prüden
Chinesen sehr geschockt, als sie erfuhren, dass nackte Frauen sich
in Deutschland durchaus in einer gemischten Sauna aufhalten",
erzählt der perfekt Deutsch sprechende Chinese. Auch der Wunsch
einer deutschen Marktfrau, die einer chinesischen Dame auf deren
Wunsch hin einen noch lebenden Fisch verkauft hatte, diesen doch
vor dem Schlachten bitte zu betäuben, sei für die Chinesen
kaum nachvollziehbar. Der Fisch sei doch ohnehin zum Verzehr bestimmt.
An der Spitze der fünf bei chinesischen Hochschulabsolventen
bekanntesten deutschen Persönlichkeiten befindet sich, so hat
Rong Fan in empirischen Umfragen herausgefunden, tatsächlich
ein Kanzler: Adolf Hitler. Immerhin erschienen in der Top-Fünf-Liste
auch Gerhard Schröder, Michael Schumacher und Karl Marx. Rong
Fan, der in Shanghai Germanistik studierte, bereits für deutsche
Unternehmen in China gearbeitet hat und derzeit an der East
China Normal University Dozent ist, wird als Doktorand von TU-Professor
und Chinafachmann Dr. Ulrich Steinmüller und Prof. Dr. Barbara
von der Lühe betreut, die derzeit in China das Medien-Projekt
zum "Deutschlandbild in China" gestartet hat.
Bundeskanzler-Stipendiaten werden von der Alexander
von Humboldt-Stiftung als zukünftige Führungskräfte
in Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft der USA, der
Russischen Föderation und - erstmals 2006 - der Volksrepublik
China betrachtet. Schirmherrin des Programms ist die deutsche Bundeskanzlerin.
Mittel dafür kommen aus dem Auswärtigen Amt. Den jungen
internationalen "High Potentials" soll dadurch die Bedeutung
freundschaftlicher, auf persönlichen Erfahrungen und Kontakten
aufbauender Beziehungen zwischen ihren Heimatländern und Deutschland
stärker ins Bewusstsein gerufen werden.
Patricia Pätzold
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