4/07
April 2007
TU intern
4/2007 als
pdf-Datei
(1,2 MB)
 Themenseiten 
Titel
Inhalt
Aktuell
Von der Schule ...
... in die Uni
Innenansichten
Forschung
Alumni
Internationales
Menschen
Neu berufen
an die TU Berlin
Tipps & Termine
Vermischtes
Impressum
TU-Homepage

Metropolen im Maßstab. Erzählen mit dem Stadtplan

Eine kulturwissenschaftliche Konferenz des Zentrums für Metropolenforschung an der TU Berlin

Der gedoppelte Stadtplan: Uli Schuster, Experte für Stadtforschung, führt durch die Karl-Marx-Allee in Berlin
© privat

Seit dem 19. Jahrhundert haben unzählige Autoren Städte als Schauplätze für Romane gewählt, im Kriminalfilm des 20. Jahrhunderts werden Gangster durch die dunklen Gassen der Stadt gejagt, und die Konzeptkunst der 70er-Jahre setzt sich mit urbanen Räumen auseinander. Die Metropole wird dabei zur Matrix für das Erzählen in den unterschiedlichsten Medien.

Stadtpläne begleiten die Entstehung der Metropolen im 19. und 20. Jahrhundert. Sie dienen der Orientierung und sind Gebrauchsobjekte. Stadtpläne mit ihrer zweidimensionalen Abbildung des urbanen Raumes sind aber auch die Irrgärten, in denen sich der Romanheld verfängt, oder ein gefährlicher Dschungel für den Detektiv. Wie nutzen nun Literatur, Film und Kunst den Stadtplan? Welcher Autor hat sich zum Schreiben seines Romans einen Stadtplan organisiert oder sich gar einen ausgedacht?

Diesen Themen ging die dreitägige Konferenz "Metropolen im Maßstab. Erzählen mit dem Stadtplan" nach, die von Achim Hölter (Universität Münster), Volker Pantenburg (FU Berlin) und Susanne Stemmler (Zentrum für Metropolenforschung TU Berlin) konzipiert wurde. Das Zentrum für Metropolenforschung kooperierte für diese Veranstaltung vom 16. bis 18. März 2007 mit dem Literaturforum im Brechthaus - ein überaus geeigneter, da stadt- und literaturgeschichtlich bedeutsamer Ort in Berlin. Mit dem Thema Stadtplan griff die Konferenz ein sehr aktuelles Thema auf - den Raum. Vom Schrumpfen der Städte bis zur erhöhten Mobilität durch die Preisstürze beim Flugtourismus - unterschiedlichste Phänomene haben die Aufmerksamkeit auf den Raum und seine Kartografien gelenkt. Zwischen Geografen und Architekten, Urbanisten und Historikern, Landschaftsplanern und Literatur-, Film- und Kunstwissenschaftlern bilden "Raum" und "Stadt" einen interdisziplinären Schnittpunkt. Stadt verdichtet Räumlichkeit, wie nicht zuletzt auch die aktuelle Ausstellung Topos RAUM in der Akademie der Künste zeigt. "Metropolen im Maßstab" stellte den "spatial turn" der Kulturwissenschaften am konkreten Gegenstand "Stadtplan" auf die Probe. Exemplarisch wurden Kartografien von Städten wie Berlin, Paris, London, Istanbul, Los Angeles, New York sowie den peruanischen Städten Cuzco, Abancay und Chimbote herausgegriffen und deren Übersetzung in verschiedene künstlerische Medien - Text, Film und bildende Kunst - betrachtet.

Dazu waren ausgewiesene Experten in Sachen Stadt, Kartografie und Raumtheorie aus unterschiedlichen kulturwissenschaftlichen Disziplinen zu den verschiedensten Regionen - Europa, Süd- und Nordamerika - eingeladen. Die Vorträge zeigten, wie sich die theoretische Auseinandersetzung mit Räumlichkeit der letzten Jahre auf den literarischen Umgang mit dem städtischen Raum auswirkt.

Der Zusammenhang zwischen dem Stadtplan und der "Planbarkeit von Texten", etwa am Beispiel von Paris, war ebenfalls ein Schwerpunkt der Tagung. Filme waren Gegenstand weiterer Beiträge, die etwa den Umgang mit dem Stadtplan in Fritz Langs M - Eine Stadt sucht einen Mörder (1931) oder Pierre Melvilles Film Samouraï (1967) zeigten. Wie Stadtplan und Konzeptkunst der letzten 40 Jahre aufeinander Bezug nehmen, war eine weitere thematische Linie, die sich durch die Konferenz zog.

Eine Tagung zum Thema "Stadtplan" wäre unvollständig, wenn nicht ein Teil des Programms im direkten Kontakt mit den Straßen der Metropole stattfinden würde. Die Konferenz schloss daher mit der thematischen Stadtführung "Visionen im Maßstab: Der gedoppelte Stadtplan" ab: Teilnehmer und Gäste wurden von Uli Schuster von der Agentur für zeitgenössische Stadtforschung durch den städtebaulichen Komplex Karl-Marx-Allee und sein "Pendant" im Westen, das Hansaviertel, geführt.

Susanne Stemmler,
Zentrum für Metropolenforschung

www.metropolitanstudies.de
www.freunde-der-stadt.de

 

© TU-Pressestelle 4/2007 | TU intern | Impressum | Leserbriefe