Mehr Spaß am Studium
Offensive Wissen durch Lernen: 72 Projekte für Praxis und
Qualitätssicherung in der Lehre bewilligt
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Geeignet für Einsteiger
im Hauptstudium ist die Veranstaltung "Funkkommunikation
für Raumfahrtanwendungen", eine der ersten fertig
ausgearbeiteten zusätzlichen praktischen Übungen aus
dem OWL-Programm. Sie soll Veranstaltungen wie "Satellitentechnik"
und "Satellitenentwurf" unterstützen
© Montage: Bogdanov |
"Wir
haben uns sehr über die vielen Anträge gefreut, es waren
insgesamt fast 300. Das hat gezeigt, wie groß das Engagement
in der TU Berlin ist, die Studiensituation nachhaltig zu verbessern",
erklärt der 1. Vizepräsident Prof. Dr. Jörg Steinbach,
zufrieden mit dem bisherigen Erfolg der Initiative "Offensive
Wissen durch Lernen" (OWL). Die Initiative gehört
zu einem ganzen Paket von Maßnahmen der Studienreform.
Mit OWL will die TU Berlin die zentrale Bedeutung exzellenter Lehre
an einer Forschungsuniversität dokumentieren. Mit den bewilligten
72 Anträgen im Wert von 3,8 Millionen Euro wird im April 2007
die zweite Phase des Projekts beginnen. Den größten Teil
machen die sogenannten Reinvestitionen in Praktika aus, wie bereits
in der ersten Runde des über drei Jahre laufenden Wettbewerbs.
Einen Teil des Gesamtbudgets von zehn Millionen Euro erhält
ein übergreifendes Projekt zur Qualitätssicherung, das
beim 1. Vizepräsidenten selbst angesiedelt ist. Ein anderer
Teil wird zunächst als Puffer für Nachverhandlungen zurückbehalten.
"Da wir in die Breite, nicht in die Spitze fördern wollen,
konnten wir den meisten Anträgen nicht ohne Abschläge
stattgeben", erklärt Jörg Steinbach, "das heißt
aber nicht, dass wir nach einer entsprechenden Evaluation zu gegebener
Zeit nicht bereit sind, hier und da noch etwas zuzuschießen."
Die hohe Abbrecherquote in den schwierigen technischen Fächern
war unter anderem Auslöser für dieses umfassende Maßnahmenpaket.
Viel zu spät, so hatten zum Beispiel einige Professoren aus
der Prozesstechnik moniert, kämen die Studierenden in Kontakt
mit elementaren prozesstechnischen Vorgängen wie Fördern,
Erhitzen und Kühlen, Messen und Trennen, Steuern und Regeln.
Gerade diese technischen Prozesse seien oft eine erhebliche Motivation
zur Aufnahme ihres Studiums, das aber in den ersten Semestern fast
ausnahmslos Grundlagenfächer beinhalte. Dies führe vielfach
zu erheblichen Frustrationen und oft eben auch zum Abbruch des Studiums.
Mehrere Professoren der Fakultät
III Prozesswissenschaften, Günter Wozny, Thomas Kurz, Matthias
Kraume und Felix Ziegler, planen daher ein Ringpraktikum Prozesstechnik,
das Praxis in elementaren prozesstechnischen Vorgängen vermitteln
soll, das didaktisch übergreifend ist und das entsprechend
von sämtlichen Studiengängen der Fakultät III genutzt
werden kann. Das Geld soll sowohl für die notwendige labortechnische
Ausstattung verwandt werden, zum Beispiel für Pumpen von Verdichtern,
für einen Laborreaktor oder eine Kälteanlage, als auch
für Tutoren, die mit den wissenschaftlichen Mitarbeitern in
einer gemeinsamen Arbeitsgruppe möglichst viele didaktische
wie technische Elemente für Versuche und Experimente einheitlich
gestalten sollen. Nach der Erarbeitung und dem Aufbau der Experimente,
so die Professoren, könne somit die Veranstaltung problemlos
in die Regellehre integriert werden. Diese Nachhaltigkeit war eins
der wesentlichen Kriterien für die Bewilligung.
Da werden für die einzelnen Studiengänge praktische IuK-Kenntnisse
für Geisteswissenschaftler vermittelt, "Strömungslehre
zum Anfassen" oder die Technologie der nachwachsenden Rohstoffe,
ja, ein ganzes Energiehaus zur Veranschaulichung von Energiekonzepten
im und am Bau ist geplant, doch es gibt auch einige übergreifende
Ansätze: Bislang fehlen entscheidende und gesicherte Erkenntnisse
über den Erfolg und die Qualität der Lehre. Einzelne Erhebungen
finden zwar hin und wieder statt, doch sie bleiben unkoordiniert
und haben damit nur eine begrenzte Aussagekraft. Nun will der Bereich
Controlling der Zentralen Universitätsverwaltung eine nachhaltige
Infrastruktur erstellen, die es ermöglicht, mit relativ geringem
administrativem Aufwand Studierendenbefragungen durchzuführen
und auszuwerten. Sie soll später der gesamten TU Berlin als
Service zur Verfügung stehen. Auch dieses Projekt ist mit mehreren
anderen Projekten zusammengefasst worden, die sich mit dem Aufbau
eines Qualitätsmanagementsystems für die Lehre befassen
und in denen Hochschullehrer mit Verwaltungsmitarbeitern zusammenarbeiten.
"Mit der Offensive Wissen durch Lernen' haben wir ein
effektives Instrument in der Hand, unseren Studierenden eine Lehre
auf sehr hohem Niveau zu bieten, und wir werden damit wettbewerbsentscheidende
Defizite beseitigen", ist sich Vizepräsident Jörg
Steinbach sicher.
Patricia Pätzold
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