Roboter helfen bei der Reha
Technische Systeme werden bei der Rehabilitation immer bedeutsamer
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Der Bi-Manu-Track: Armtrainer
für die motorische Rehabilitation
© privat |
Unfälle oder schwere Erkrankungen sind Ereignisse, die die
Betroffenen hinsichtlich ihrer beruflichen, sozialen und familiären
Integration oftmals stark und langfristig beeinträchtigen.
So erleiden zum Beispiel in Deutschland jährlich über
200000 Menschen einen Schlaganfall. Die Folge sind vielfach Lähmungen,
verbunden mit dem Verlust der Willkürmotorik. Hier setzt die
Rehabilitationsbehandlung an: Ihr Ziel ist es, nach der akutmedizinischen
Behandlung, die Wiedereingliederung der Patienten in ihr gewohntes
Lebensumfeld und wenn möglich auch ins Berufsleben zu ermöglichen.
In den letzten Jahren hat dabei das Gebiet der technischen Systeme
zur Unterstützung der Rehabilitation sehr an Bedeutung gewonnen.
Dies veranlasste das Zentrum
für innovative Gesundheitstechnologie der TU Berlin (ZiG),
gemeinsam mit dem VDI/VDE-IT und anderen Partnern am 25. und 26.
1. 2007 das erste europäische Symposium "Technical Aids
for Rehabilitation (TAR) 2007" durchzuführen. Hauptthemen
waren robotergestützte Assistenzsysteme für die neurologische
Rehabilitation, intelligente Hilfsmittel und Prothesen sowie Neuentwicklungen
in der Sensor- und IT-Technologie. 80 Wissenschaftler aus zwölf
Ländern folgten der Einladung ins Produktionstechnische Zentrum
(PTZ) der TU Berlin.
Professor Igo Krebs vom MIT, Boston, USA, dessen Forschungsgruppe
seit über 15 Jahren zu den Pionieren auf dem Gebiet der Reha-Robotik
zählt, eröffnete als Keynote-Speaker den ersten Konferenztag.
Er berichtete über den aktuellen Stand der Forschung und neueste
Ergebnisse der klinischen Evaluation von am MIT entwickelten Reha-Robotern
und Regelungsverfahren.
Über Endeffektor-basierte Geräte zur Gang- und Armrehabilitation
(unter anderem Bi-Manu-Track, siehe Foto) berichteten die Berliner
Wissenschaftler der gemeinsamen Charité/Fraunhofer-IPK-Forschungsgruppe
"Rehabilitationstechnologien" um die Professoren Stefan
Hesse (Charité - Universitätsmedizin Berlin) und Jörg
Krüger (TU Berlin/Fraunhofer IPK). Sie gehört zu den weltweit
führenden Forschungsgruppen auf diesem Gebiet und engagierte
sich als Mitorganisator der TAR-Konferenz.
Bei modernen mikroprozessorgesteuerten Körperersatzteilen
zur prothetischen Versorgung von Amputierten kommt es insbesondere
darauf an, aktiven Patienten einen funktional hochwertigen Ersatz
ihrer verlorenen Extremität zu schaffen. Die Arbeitsgruppe
von Professor Marc Kraft (TU Berlin) entwickelt dafür unter
anderem mobile Kraft- und Momentensensoren mit Datenlogger für
die Untersuchung von Prothesenbeanspruchungen bei Alltagsaktivitäten
der Patienten.
Die Keynote des zweiten Konferenztages gab Professor Thomas Stieglitz
von der Uni Freiburg. Er erforscht die Anbindung von Nervenzellen
an technische Systeme und stellte die großen wissenschaftlichen
Herausforderungen bei der Realisierung von Neuroprothesen dar, die
sich über periphere Nerven ansteuern lassen.
Viele Projektergebnisse sind bereits in Produkte umgesetzt, vielfach
in Kooperation mit bekannten Medizintechnik-Firmen wie Otto Bock,
Philips oder Aesculap, die die TAR-Konferenz auch als Sponsoren
unterstützten.
Die technischen Möglichkeiten sind lange noch nicht ausgeschöpft,
dies veranlasste das Bundesforschungsministerium vor Kurzem, ein
Förderprogramm zum Thema "Technische Hilfen für die
Rehabilitation" aufzulegen. Einige Ergebnisse der in diesem
Rahmen geförderten Projekte werden in zwei Jahren in Berlin
bei der Nachfolgekonferenz TAR 2009 vorgestellt.
Dipl.-Ing. Henning Schmidt,
Zentrum für innovative Gesundheitstechnologie
www.tar2007.com
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