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April 2007
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Reichstag im Reichstag - Bitte berühren!

© privat, TU Berlin/Elke Weiß (3)

Hunderte von blinden und sehbehinderten Menschen besuchen jährlich den Reichstag in Berlin. Die Kommission des Ältestenrates für Innere Angelegenheiten des Bundestages nahm das zum Anlass, ein Modellprojekt für mehr Barrierefreiheit zu initiieren. Sie beauftragte das Fachgebiet Modellbau im Institut für Architektur der TU Berlin mit der Realisierung eines Tastmodells. Aus mehr als 1000 Einzelteilen entstand in zweieinhalb Jahren ein detailgetreues und sehbehindertengerechtes Modell des Reichstagsgebäudes und seiner Umgebung, das nun dauerhaft auf der Besucherebene im Reichstag zu sehen ist. Zur feierlichen Enthüllung am 20. März 2007 schritten Bundestagsvizepräsidentin Gerda Hasselfeldt ebenso wie die Abgeordnete Dagmar Freitag, auf deren Initiative die Anschaffung des Modells wesentlich zurückging, der 2. TU-Vizepräsident Prof. Dr. Johann Köppel sowie Vertreter des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (DBSV).

Mehr als 200 Studierende nahmen im Laufe von zweieinhalb Jahren an den Seminaren teil, setzten sich mit dem Thema "Architekturdarstellung für Blinde und Sehbehinderte" auseinander und realisierten schließlich das Modell mit einer Kantenlänge von etwa 1,50 Metern. Sie wurden unterstützt von Betroffenen. "Mehrmals hatten wir Besucher vom DBSV in unserer Modellbau-Werkstatt, zeigten ihnen unsere Modelle und diskutierten mit ihnen die Ausarbeitungen", erklärt Burkhard Lüdtke, Leiter des an deutschen Universitäten einmaligen Studienfachs. "In mehreren Selbstversuchen ließen sich die Studierenden sogar mit verbundenen Augen selbst durch den Reichstag führen, zusammen mit blinden Menschen, um einen Eindruck zu bekommen, wie Blinde ihre Umgebung wahrnehmen."

Entstanden ist ein getreues Modell im Maßstab 1:100. Es gibt genaue Details der Gründerzeitarchitektur wieder und abstrahiert bei den modernen Baukörpern. Die Modellbauer entwickelten außerdem ein völlig neues Material zur Darstellung von Sandstein. Auch für Sehende ist das Modell daher eine Bereicherung. "Zu sehen" ist außerdem ein Umgebungsrelief mit den Bundestagsneubauten, dem Bundeskanzleramt, dem Brandenburger Tor, dem Holocaustmahnmal sowie mit Spree und Straßenzügen. "Neben der technischen Virtuosität bei der Ausführung ist das Modell auch ein gutes Beispiel für die Bandbreite der gesellschaftlichen Verantwortung, der sich eine Universität wie die TU Berlin stellt", sagte der 2. TU-Vizepräsident Johann Köppel bei der Präsentation. Zur Besichtigung muss man sich beim Besucherdienst des Bundestages anmelden.

www.bundestag.de

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