Revolution in der Amtsstube
ServiceLine 115 - die zentrale Hotline für alle Behörden
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Per SMS die Behördengänge
erledigen? Eine Option für die Zukunft
© pixelquelle.de |
Hilfe holen durch Polizei und Feuerwehr, das ist einfach. Die
zentralen Rufnummern 110 und 112 machen's möglich. Doch wehe,
der Mensch braucht Unterstützung durch eine Behörde. Umständlich
ist dann die Suche nach einer geeigneten Telefonnummer oder Ansprechperson.
Damit soll nun Schluss sein.
"ServiceLine 115" heißt das Zauberwort. Es bezeichnet
ein Projekt, das Serviceanfragen gleichsam wie eine Hotline unter
einer zentralen Nummer aufnehmen soll, eben der "115",
und sie automatisch bis in die zuständigen Backoffice-Systeme
leitet. Eine Antwort und eine Bearbeitungsnummer soll es auch gleich
geben - und das bundesweit. Kein Wunder, dass viele große
Software-Entwickler und Netzwerkbetreiber mehr als interessiert
an dem möglicherweise milliardenschweren Projekt waren. Den
Zuschlag vom ISPRAT-Institut (Interdisziplinäre Studien zu
Politik, Recht, Administration & Technologie) für das vielversprechende
Projekt, das auf dem IT-Gipfel im Dezember 2006 von Kanzlerin Angela
Merkel persönlich in die Diskussion gebracht wurde, erhielt
nun das Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme
FOKUS, dessen Chef Prof. Dr. Radu Popescu-Zeletin gleichzeitig TU-Professor
ist. Ausschlaggebend dafür war die langjährige Erfahrung
der Forscher auf diesem Gebiet. Das Institut verfügt über
das Kompetenzzentrum Next Generation Network Infrastructures (NGNI),
das wiederum in seinem international einzigartigen "Open IMS
Playground" die notwendige Infrastruktur für die Umsetzung
einer solchen Service-Hotline für Verwaltungen bereitstellen
kann. Verantwortlich dafür ist TU-Professor Dr.-Ing. Thomas
Magedanz, mit dessen Professur für Architekturen der Vermittlungsknoten
in der Fakultät IV Elektrotechnik und Informatik ebenfalls
eine Leitungsfunktion am FOKUS verbunden ist. In ihrem eGovernment-Labor
testen die Wissenschaftler mit weiteren Partnern, ob und wie elektronische
Bürgerdienste wie das vielerorts bereits erprobte "virtuelle
Rathaus" funktionieren können und ob sie wirtschaftlich
tragbar sind.
Vorbild für die Idee einer zentralen Service-Hotline ist New
York. Noch vor wenigen Jahren kämpfte sich der auf allen anderen
Gebieten eher smarte New Yorker mit etwaigen Anliegen an die Stadt
durch einen Urwald von 100 Behörden und 40 Callcentern. Heute
kann man unter der einzigen Nummer 311 über 200 Dienstleistungen
abfragen.
Die Berliner Forscher träumen allerdings schon einen Schritt
weiter. Mit ihrer Technologie einer standardisierten Umgebung für
telekommunikations- und internetbasierte Dienste wollen sie langfristig
Behörden in ganz Europa vernetzen und damit revolutionieren.
"Stellen Sie sich vor", sagt Radu Popescu-Zeletin, "in
wenigen Jahren könnten Sie von Ihrem PC oder vom Handy in Berlin
aus einen Friseurladen in Barcelona eröffnen."
Patricia Pätzold
www.fokus.fraunhofer.de/serviceline115/
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