Auf dem Weg zur Wasserstoff-Metropole
TU Berlin erforscht mit großen Partnern umweltfreundliche
Energieversorgung
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TU-Vizepräsident Johann
Köppel saß Probe im ersten Wasserstoff-Bus (rechts
auf dem Dach der Wasserstoff-Tank)
© TU-Pressestelle |
Anfang März 2007 nahm der Mineralölkonzern TOTAL an der
weltweit größten Wasserstoff-Tankstelle in Berlin-Spandau
eine Pilotanlage zur Umwandlung von Flüssiggas in Wasserstoff
in Betrieb. Mit dem CO2-freien Wasserstoff werden derzeit
vier Busse der Berliner Verkehrsbetriebe betankt. Bis Ende 2007
sollen es 14 Busse sein, die weltweit größte Flotte von
Wasserstoff-Fahrzeugen im öffentlichen Nahverkehr. Die Tankstelle
bestitzt auch zwei PEM-Brennstoffzellen zur Energieversorgung. Sie
sind zusammen mit der Wasserstoff-Reformeranlage Teil des europäischen
Projekts HyFLEET:CUTE
zur Erprobung eines sauberen und zukunftsfähigen Nahverkehrs.
Beteiligt ist neben TOTAL und Vattenfall Europe auch das "FuelCell&Hydrogen
Research Centre" der TU Berlin.
"Flüssiger Wasserstoff wird bei minus 253° Celsius
gelagert. Durch die natürliche Erwärmung fällt dabei
wieder gasförmiger Wasserstoff an, der sogenannte Boil-off-Effekt",
erklärt Dipl.-Ing. Boris Heinz, der als Doktorand das Projekt
im TU-Fachgebiet
Energiesysteme von Prof. Dr. Georg Erdmann leitet. "Dieser
gasförmige Wasserstoff wird zu den zwei stationären Brennstoffzellen
geführt, die aus diesem ,Boil-off'-Wasserstoff Strom und Wärme
für die Tankstelle erzeugen." Diese beiden Brennstoffzellen
interessieren die Forscher. Sie wollen wissen, wie die Energielieferanten
auf Umgebungsbedingungen und variierende Anforderungen reagieren.
Die eine Zelle ist luftgekühlt und stellt Strom bereit, die
andere ist wassergekühlt und erlaubt neben der Nutzung von
Strom auch die Nutzung von Wärme für den Tankstellenshop.
"Wir untersuchen, wie die Brennstoffzellen unter verschiedenen
Lasten auf Bedingungen wie zum Beispiel wärmere oder kältere
Temperaturen der Umgebung, auf Druck oder Feuchtigkeit reagieren",
erklärt Boris Heinz. Die Leistungen der Brennstoffzellen unter
verschiedenen Bedingungen werden in einem Simulationsmodell beurteilt.
Das ist die Grundlage für wirtschaftliche Betrachtungen. "Das
Fachgebiet Energiesysteme nähert sich der Komplexität
des Themas aus einem interdisziplinären Blickwinkel",
erklärt Fachgebietsleiter Georg Erdmann dazu. "Ingenieurwissenschaftliche
und umwelttechnische Aspekte werden ebenso untersucht wie wirtschaftliche,
soziale und politische. Zuletzt haben wir uns beispielsweise mit
der gesellschaftlichen Akzeptanz von Wasserstofftechnologien beschäftigt.
Damit haben wir uns gut positioniert." Der Bund will die Wasserstoff-Forschung
an drei Stellen der Republik konzentrieren: Eine davon ist Berlin.
Die TU Berlin restrukturiere und bündele derzeit ihre Kapazitäten
und Kompetenzen zum Thema Energie, um sie in einen neuen Schwerpunktbereich
zu integrieren, erklärte der für Forschung zuständige
TU-Vizepräsident Prof. Dr. Johann Köppel, als er seine
Glückwünsche zur Eröffnung der Reformer- und Brennstoffzellen-Anlage
überbrachte. Insgesamt wolle die TU Berlin ihre Sichtbarkeit
auf diesem Gebiet erhöhen und sich deutlich als starker Partner
für innovative Projekte positionieren. Erneuerbare Energien
spielten in diesem Zusammenhang ebenso eine Rolle wie innovative
Speichertechnologien, Fragen der Energieeffizienz in Gebäuden
oder in urbanen Räumen und die dazugehörige ökonomische
und sozialwissenschaftliche Rahmenforschung.
Patricia Pätzold
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