"Mehr Nutzen mit weniger Ressourcen"
Sonderforschungsbereich Demontage ausgelaufen - Forschung geht
weiter
|
Im Sonderforschungsbereich
281 erforschte das Team um Günther Seliger, ob und wie
Produkte wie Motoren oder Waschmaschinen automatisiert demontiert
werden können
© TU-Pressestelle |
Benutzen, wegwerfen und zum Schluss verrottet das einst teuer entstandene
Produkt auf der Müllhalde. Ein Alptraum für die Umwelt,
aber auch für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
der TU Berlin und der Universität der Künste Berlin vom
Sonderforschungsbereich (Sfb) 281 "Demontagefabriken zur Rückgewinnung
von Ressourcen in Produkt- und Materialkreisläufen". Nach
zwölf Jahren lief der Sfb Ende 2006 aus. Im Januar 2007 trafen
sich die Beteiligten und Kooperationspartner zum Abschlusskolloquium,
verbunden mit einem Empfang zum 60. Geburtstag von TU-Professor
Dr.-Ing. Günther Seliger, dem Sfb-Sprecher.
Angetreten waren die Forscherinnen und Forscher 1995, um zunächst
die Demontage von Produkten wie Autos oder Kühlschränken
zu vereinfachen. Es galt, Materialien und funktionsfähige Komponenten
schnell, einfach und kostengünstig entnehmen zu können,
um sie unbeschädigt wiederzuverwenden. Neue Werkzeuge zum flexiblen
Entschrauben oder Trennen von gelöteten Verbindungen wurden
entwickelt, ebenso Verfahren zum Reinigen und Entschichten. Für
die Entfernung von Lackierungen und Silikonresten wurde zum Beispiel
ein Trockeneisstrahlverfahren entwickelt. Wie man den Gesamtprozess
der Demontage verbessern kann, wurde anhand eines Prototyps einer
automatischen Demontageeinheit für die Zerlegung von Waschmaschinen
demonstriert. Dass Demontage ein lukrativer Geschäftsbereich
sein kann, wurde am Beispiel Mobiltelefone gezeigt. Grundsätzlich
ging es darum, Demontageeinrichtungen zu entwickeln, die flexibel
für verschiedene Produkte einsetzbar sind. Zudem wurden Produkte
und Prozesse aus ökologischer und ökonomischer Sicht bewertet.
Hier ging es um Ökobilanzen, um Life Cycle Assessments, also
die Analyse aller Umweltwirkungen, die im Leben eines Produktes
entstehen - von der Herstellung über die Nutzung bis zur Entsorgung.
"Wir setzen die Arbeit des Sfb fort. Die Menschheit verbraucht
täglich mehr Ressourcen als die Erde nachliefern kann. Daher
müssen wir mehr Nutzen mit weniger Ressourcen schaffen",
so Seliger. Schon bei der Produktentwicklung muss überlegt
werden, wie Komponenten in mehreren Nutzungsphasen verwendet werden
können. Auch die japanischen Kooperationspartner arbeiten im
Rahmen des "Zero Emission Projects" bereits intensiv daran,
Produkte so zu entwickeln, dass kein Abfall mehr entstehen kann.
Sehr am Herzen liegt Günther Seliger die Einbeziehung von
Studierenden: "Ihre enorme Kraft haben viele noch gar nicht
erkannt." Auch die Einrichtung des weiterbildenden englischsprachigen
Studiengangs zum Master of Science in Global Production Engineering
(GPE) mit alljährlich etwa 30 Studierenden aus aller Welt wurde
durch den Sfb mitinitiiert. Anträge für weitere Großprojekte
in der Forschung sind in Planung. Sein Erfolgsrezept für Drittmittelanträge
klingt einfach: "1. Den aktuellen Stand der Forschung kennen.
2. Eigene Vorarbeiten vorweisen. 3. Realistische und nachvollziehbare
Ziele setzen. 4. Einen schlüssigen Arbeitsplan aufstellen".
Wer das nicht liefert, habe schlechte Karten, so Seliger, der selbst
gewählter DFG-Fachkollegiat ist.
Christian Hohlfeld
|
|