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Februar/März 2007
 
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Die Fliege über den Wassern

Wie man vom Artenreichtum auf Umweltbedingungen schließen kann

Frank Dziock besitzt eine große Insektensammlung
© TU-Pressestelle

Frank Dziock hat zu Heuschrecken ein gänzlich anderes Verhältnis als Deutschlands Vizekanzler Franz Müntefering. Für den Politiker sind sie nichts als Verderben bringende Ungeheuer, für den Biologen Dziock dagegen ausgesprochen wichtige Tierchen, an denen sich wunderbar Veränderungen in Ökosystemen beobachten lassen. Frank Dziocks Forschungsgebiet ist die Biodiversitätsdynamik terrestrischer Ökosysteme. Der Juniorprofessor beschäftigt sich also mit den Veränderungen der Artenvielfalt und der Vielfalt biologischer Lebensgemeinschaften von Ökosystemen auf dem Land.

Aktuell bereitet Frank Dziock zusammen mit dem Leipziger Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung UFZ ein Projekt vor, in dem untersucht werden soll, wie sich das Ökosystem Auenlandschaft bei Roßlau an der Elbe in Sachsen-Anhalt nach Deichschlitzungen verändert. Dafür stellt Dziock Heuschrecken nach. "Im Sommer 2006 wurde bei Roßlau die erste Deichschlitzung an der Elbe überhaupt vorgenommen. Damit soll der Elbe wieder mehr Raum gegeben werden, um sich besonders in Zeiten des Hochwassers ausbreiten zu können. Vor der Deichschlitzung haben wir die Heuschrecken sowohl auf den Flächen erfasst, die schon immer überschwemmt wurden und die bisher nicht überschwemmt wurden, weil sie der Deich schützte. Jetzt werden wir untersuchen, welche Veränderungen sich auf den Flächen ergeben, die zu den Überschwemmungsgebieten hinzugekommen sind. Durch den Vergleich der Areale wird man untersuchen können, welche dynamischen Veränderungen sich durch solche menschlichen Eingriffe in der Biodiversität vollziehen", erklärt Frank Dziock.

Vor seiner Zeit an der TU Berlin arbeitete Frank Dziock an der Erstellung eines bisher einmaliges Bioindikationssystems für Auenlandschaften. "Nach der großen Elbeflut 2002 wurden über vier Jahre 60 Flächen untersucht. Unsere Parameter waren die Überschwemmungsdauer in Wochen für eine Fläche und der Grundwasserflurabstand, also der Abstand von der Bodenkante bis zum Grundwasser. Diese Parameter wurden den auf der Fläche vorkommenden Arten zugeordnet. So haben wir zum Beispiel auf einer Fläche, die durchschnittlich 12,3 Wochen überflutet ist, eine bestimmte Laufkäferart ausgemacht. Vom Vorkommen dieser Laufkäferart kann nun bei einem unbekannten Flurstück darauf geschlossen werden, dass sie durchschnittlich zwölf Wochen überschwemmt ist. Neben den Bioindikatoren wie Käfer wurde dieses Verfahren auch auf die Bioindikatoren Schwebfliegen, Muscheln und bestimmte Pflanzen angewandt", erläutert Dziock.

Mit der Bioindikation können Wissenschaftler nun prognostizieren, wie sich ein Ökosystem durch Eingriffe verändern wird. Bioindikation und Prognose, die Wirkung von Extremereignissen und Klimawandel auf die Biodiversität markieren denn auch die zwei Pfeiler der Forschungen Dziocks. Neben seiner Berufung als Juniorprofessor war Frank Dziock noch ein anderer Erfolg beschieden. Im Jahr 2001 entdeckte der 37-Jährige Wissenschaftler eine bisher unbekannte Schwebfliegenart. Er gab ihr den Namen Brachyopa silviae - Silvias Baumsaftschwebfliege. Eine Liebesbekundung für seine Frau.

Sybille Nitsche

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