"Wir haben keine Zeit zu verlieren"
Neues Konzept zur internen Forschungsförderung: Leistungsanreize
schaffen, Forschungsinitiativen belohnen
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Johann Köppel,
zweiter TU-Vizepräsident
© TU-Pressestelle |
Als einen wichtigen Meilenstein für seine Amtszeit benannte
der Vizepräsident für Forschung, Prof. Dr. Johann Köppel,
die Überarbeitung und Optimierung des Systems der internen
Forschungsförderung der TU Berlin. Nach Gesprächen mit
TU-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftlern, mit Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern aus der Verwaltung und mit den beteiligten Kommissionen
hat er im Herbst 2006 ein Konzept vorgelegt, das die aktuellen Herausforderungen
in der Forschungslandschaft berücksichtigt und die vorhandenen
Instrumente gezielt weiterentwickelt. Der Akademische Senat stimmte
in seiner ersten Sitzung in 2007 diesem Reformkonzept zu. Nun geht
es an die konkrete Umsetzung.
Herr Professor Köppel, warum erschien diese Reform notwendig?
Das System wurde zuletzt 1998 modifiziert. Seitdem standen als
Instrumente der internen Forschungsförderung fakultätsübergreifende
und interdisziplinäre Forschungsschwerpunkte (abgekürzt
IFS und FSP), Beschäftigungsplanungsmittel (BPM) sowie Forschungsinitiativprojekte
(FIP) zur Verfügung. Die verschiedenen Ansätze waren nicht
nur unterschiedlich bekannt, sie wurden von den Fakultäten
auch sehr unterschiedlich bewertet und in Anspruch genommen. Die
Beschäftigungsplanungsmittel zum Beispiel wurden geschätzt
und entsprechend genutzt, da sie als Instrument zur Förderung
des wissenschaftlichen Nachwuchses sowie zur Unterstützung
beim Einwerben von Drittmitteln zwei zentrale Zielsetzungen universitätsinterner
Forschungsförderung erfüllt haben. Ein solches Instrument
wird auch zukünftig zur Verfügung stehen. Kritik gab es
aber oftmals daran, dass die Instrumente als zu starr und unflexibel
bezeichnet wurden. Aspekte von Erfolgshonorierung sowie deutliche
Leistungsanreize kamen ebenfalls zu kurz. Das neue Set von Instrumenten
berücksichtigt außerdem bisher vernachlässigte Bereiche
wie Möglichkeiten zur Refinanzierung von Forschungsinfrastruktur.
Nicht zuletzt mussten auch erst in jüngerer Zeit verstärkt
in den Fokus geratene Themen wie die Verwertung von Erfindungen
und Patenten berücksichtigt werden. Es darf auch nicht unerwähnt
bleiben, dass der Erfolg in Form einer tatsächlichen Erhöhung
von eingeworbenen Verbundprojekten oder in der Summe der Drittmittel
zuweilen hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist. Hier bestand
also dringender Handlungsbedarf.
Wie wollen Sie dem abhelfen? Welches sind die besonders wichtigen
Neuerungen in dem Konzept?
Wir wollen sehr konkret die genannten Schwächen beheben und
gleichzeitig die Forschungsförderung deutlicher als bisher
auf das Erreichen der strategischen Ziele der TU Berlin im Bereich
Forschung abstimmen. So sollen die vorgeschlagenen Maßnahmen
das im TU-Strukturplan 2004 vorgesehene Profil unserer Zukunftsfelder
stärken. Zielsetzung ist auch, die Stellung der TU Berlin in
wichtigen Forschungsrankings, allen voran der DFG, zu stärken.
Die Instrumente sind sehr flexibel gestaltet, um auf die unterschiedlichen
Belange der Antragstellenden eingehen zu können. Beantragt
werden können je nach inhaltlichen oder strukturellen Anforderungen
des geplanten Projektes beispielsweise Personalmittel für eine
Geschäftsstelle, Lehrvertretungsmittel für den koordinierenden
Hochschullehrer oder die Hochschullehrerin, aber auch Stipendien,
Sachmittel oder Infrastruktur. Wir gehen davon aus, dass die Instrumente
nur dann den gewünschten Erfolg erzielen können, wenn
sie zu den Erfordernissen in den Fakultäten und Fachgebieten
passen. Daher ist das jetzt verabschiedete Konzept als "lernendes"
System angelegt. Es beinhaltet auch Wettbewerbsaspekte und ist offen
für ganz neue Ansätze und Ideen. Ein weiterer neuer Aspekt
ist, dass Verstetigungskonzepte bei Anträgen auf große
Forschungsverbünde direkt mitgedacht und -geplant werden müssen.
Hier hat es eine deutliche Verlagerung von der Förderung konkreter
Projekte hin zu einer "Anschubfinanzierung" gegeben. Um
außerdem die Bedeutung von Drittmittelforschung für die
TU Berlin stärker zu unterstreichen, haben wir eine direkte
Honorierung erfolgreicher Anträge bei ausgewählten Verfahren
eingeführt.
Wie wollen Sie den Erfolg der Aktivitäten und Instrumente
feststellen?
Derzeit entwickelt ein Team aus strategischem Controlling und Mitarbeitern
aus dem Forschungsreferat, in Abstimmung mit der neuen Strukturkommission,
Bewertungskriterien und Richtlinien zu Antragstellungs- und Bewilligungsverfahren.
Entscheidend wird es dabei sein, transparente und verbindliche Prozesse
zu entwickeln, die beiden Seiten Planungssicherheit ermöglichen,
ausreichend Handlungsspielraum bieten und gleichzeitig ein angemessenes
Risikomanagement erlauben. Sobald diese Richtlinien verabschiedet
sind, werden wir natürlich umfassend darüber informieren.
Selbstverständlich werden wir alle Informationen im Internet
zugänglich machen. Aus dem Forschungsreferat kam außerdem
der Vorschlag, eine Informationsveranstaltung zur neuen Forschungsförderung
durchzuführen. Diesen nehme ich gerne auf.
Wann kann man Wirkung und Ergebnisse der neuen Instrumente erwarten?
Forschung und deren Erfolg ist schwer planbar. Aber innerhalb der
nächsten fünf Jahre sollte man die Auswirkungen neuer
Fördermaßnahmen schon absehen können. Allerdings
ist Eile geboten. Angespornt durch den Exzellenzwettbewerb haben
unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zum Beispiel einige
sehr vielversprechende Projekte auf die Beine gestellt. Die wollen
wir gern in jedem Fall weiterverfolgen und unterstützen. Es
ist daher sehr wichtig, dass wir jetzt keine Zeit bei der Umsetzung
der neuen Forschungsförderung verlieren.
Das Gespräch führte Patricia Pätzold
Die wichtigsten Gestaltungspunkte des neuen Konzepts
- Aufbau profilbildender Innovationszentren (flexible Budgetförderung,
Forschungsgruppen von rund zehn Fachgebieten mit klarer
Forschungsperspektive)
- Wettbwerbsmäßige Ausschreibung von zentralen
Mitteln zur Modernisierung/Neuanschaffung von Forschungsgeräten
(mit Eigenbeteiligung der Fakultäten)
- Förderung von Vorarbeiten für aussichtsreiche
Drittmittelanträge insbesondere für Nachwuchs/Neuberufene
- Finanzierung, Anschub der Anträge auf große,
extern finanzierte Verbundvorhaben (SFB, DFG-Forschergruppe,
EU-Exzellenznetze, BMBF-Programme)
- mehrmonatige Finanzierung exzellenter Postdocs, um Aufbau
eigener Nachwuchsgruppe an der TU Berlin zu unterstützen
- direkte und zeitnahe Zahlung einer Prämie für
erfolgreiche Projekteinwerbung (Verbundprojekte) auf das
Drittmittelkonto als Anreiz
- automatische prozentuale Prämienzahlung für
erfolgreich eingeworbene DFG-Projekte als Anreiz (DFG-Overhead)
- Belohnung erfolgreich eingeworbener Projekte durch erhöhte
Punktebewertung im LINF-System als Anreiz
- Unterstützung für die Weiterentwicklung einer
Erfindung aus einem Forschungsprojekt zu einer lizenzierbaren
Technologie
Weitere Informationen geben: Prof. Dr. Johann Köppel,
vp2@tu-berlin.de
oder Ingo Einacker (Strategisches Controlling),
sc1@tu-berlin.de
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