Mehr Lehre, weniger Forschung?
Diskussion um Juniorprofessuren, Lecturer und Lehrdeputate
Aufregung verursachte Ende Januar die Empfehlung des Wissenschaftsrates,
eine Professur mit dem Tätigkeitsschwerpunkt "Lehre"
einzuführen. Auf diese Weise will der Wissenschaftsrat den
dringend benötigten Ausbau der Studienplatzkapazitäten
mit einer verbesserten Lehre verbinden. Der Zugang zu diesen neuen
Professuren solle vorzugsweise über den ebenfalls verhältnismäßig
neuen Qualifizierungsweg der Juniorprofessur führen. Etwa 20
Prozent der deutschen Professuren könnten nach Ansicht des
Wissenschaftsrates auf lange Sicht ein erhöhtes Lehrdeputat
aufweisen. Etwa zwei Drittel seiner Zeit soll ein solcher Professor
der Lehre widmen. Damit wandte sich der Wissenschaftsrat ausdrücklich
gegen die Schaffung sogenannter "Lecturer"-Stellen mit
einem Lehrdeputat von rund 14 Stunden, was von einigen Bundesländern
favorisiert wird.
Der Vorschlag des Wissenschaftsrates führe lediglich zu einer
Abwertung der Lehre, konterte sogleich der Deutsche
Hochschulverband.
Das Lehrdeputat von Professoren an Universitäten in Deutschland
liege ohnehin mit acht bis neun Semesterwochenstunden international
überdurchschnittlich hoch. Damit sei Deutschland im Vergleich
zu den führenden Forschungsnationen nicht konkurrenzfähig.
Forschung müsse die Kernaufgabe der Professur bleiben. "Weniger
Lehre für die besten Forscher ist richtig, viel Lehre für
einige Hochschullehrer ist falsch", so drückte es der
Präsident des Verbandes, Professor Bernhard Kempen, aus.
Dem Berliner Wissenschaftssenator Professor Jürgen Zöllner
scheint das Thema wie gerufen zu kommen. Auch er sorgt sich um die
Qualität der Lehre, wenn der "Studierendenberg" die
Hochschulen bedrängt. Zwar steht er dem "Lecturer"
skeptisch gegenüber, doch kann Zöllner sich vorstellen,
Professuren mit dem Schwerpunkt Lehre ins Hochschulgesetz aufzunehmen,
wie er vor Mitgliedern der Industrie- und Handelskammer äußerte.
Ohnehin will er in seiner Amtszeit als Präsident der Kulturministerkonferenz
nach dem Exzellenzwettbewerb für die Forschung nun auch einen
"Wettbewerb für die Lehre" unterstützen.
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