Zwischen Vorspiel und Nachspiel
ERASMUS-Austausch an der Universität Oslo - ein Zwischenbericht
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Abwechslungsreicher ERASMUS-Alltag:
tagsüber Studium und Kultur (oben der Besuch einer Stabskirche
im Volksmuseum), ...
© privat |
Norwegen - Fjorde, Wälder, Flüsse, Seen und Einsamkeit.
Denkste! Nicht in Oslo. Die größte Stadt Norwegens gleicht
mit ihren 500000 Einwohnern zwar eher einer deutschen Kleinstadt,
aber zu erleben gibt es trotzdem jede Menge. Ich studiere hier im
Austauschprogramm in Health Economics, Policy and Management. Das
englischsprachige Studium wird an der TU Berlin vom Lehrstuhl Management
im Gesundheitswesen von Prof. Dr. Reinhard Busse betreut.
Die Universität von Oslo hält für ihre 30000 Studierenden
eine ganz besondere Integrationsstrategie bereit. Gleich zu Beginn
des Semesters werden die Studierenden mit den Buddy- und Party-Weeks
sowie den in Kellergewölben untergebrachten eigenen Clubs vertraut
gemacht: eine gute Möglichkeit des ersten Kennenlernens und
großartige Orientierungshilfe für das Studierendenleben.
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... abends das "Vorspiel"
zum Clubbesuch: Küchenparty International im Wohnheim
© privat |
Diese Clubs besuchen die Studierenden gern - aus Kostengründen.
Denn das durchaus interessante und unterhaltsame Nachtleben in Oslo
ist für Studenten kaum zu finanzieren. Alles ist ungefähr
ein Drittel teurer als bei uns. Es ist also Einfallsreichtum gefragt.
Wer trinken möchte, muss es vor dem Clubbesuch tun. Womit wir
auch schon beim norwegischen "Vorspiel" wären. Ich
musste zweimal hinhören, als ich von einer Australierin zum
"Vorspiel" eingeladen wurde. "Und was machen wir
da?", fragte ich sie. "Na, um 20 Uhr alle bei mir und
wir trinken!" Wie es wohl gerade dieses deutsche Wort in die
norwegische Sprache geschafft hat? Nach dem "Vorspiel"
geht es dann gegen 23 Uhr in die Stadt. Doch dort gehen gegen drei
Uhr morgens spätestens die Lichter aus. Schicht im Schacht.
Das ist Gesetz! Aber auch hier half den Norwegern die deutsche Sprache,
denn anschließend geht es noch zum "Nachspiel":
in den Uni-Clubs und auf Privatpartys in den Wohnheimen, sogenannte
Küchen-Partys. Man kann ohne Einladung reinschneien und trifft
immer interessante neue Leute.
Die Norweger selbst sind sehr verschlossen und wenig kontaktfreudig.
Doch nach einigen Anlaufschwierigkeiten, von denen auch andere Austauschstudierende
berichteten, kann ich nun auch einige Norweger zu meinem Freundeskreis
zählen.
Doch an der Universität Oslo wird nicht nur gefeiert, sondern
auch studiert. Gewöhnungsbedürftig ist der von Anfang
an hohe Arbeitsaufwand für die einzelnen Veranstaltungen. Man
muss schriftliche Hausarbeiten abgeben, mehrere Bücher lesen
und verbindlich an den Vorlesungen teilnehmen. Die Vorlesungen sind
von wechselseitiger Kommunikation geprägt und der Professor
wird geduzt. Wer fleißig Vorlesungen besucht, Bücher
liest und Aufsätze schreibt, sollte aber in den Klausuren am
Ende des Semesters keine Probleme haben. Alles in allem herrscht
hier eine sehr faire und meiner Meinung nach auch sinnvollere Lehrweise
als in Deutschland.
Das erste Semester an der University of Oslo hier in Norwegen war
bereits sehr vielversprechend.
Wer sich für ein Studium im Bereich des Gesundheitswesens
interessiert, für die wunderschönen Landschaften und urigen
Kleinstädte Norwegens, für die besondere Art der "Vor-
und Nachspiele" und internationale Freundschaften, für
den ist die Universität in Oslo eine sehr gute Wahl.
Nadine Nölte,
Studentin
nadine_noelte@web.de
www.tu-berlin.de/zuv/aaa/
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