Rankings sind zur Instanz geworden
Die Vergleiche beeinflussen das Image einer Hochschule und müssen
deshalb wissenschaftlich fundiert sein
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"Rankings werden als gute oder schlechte
Reputation herangezogen, sind im Diskurs der wissenschaftlichen
Community allgegenwärtig und gelten als Referenz für
diejenigen, die sich über den Stellenwert einer Hochschule
informieren wollen."
Michael Harms, Bereichsleiter
für Internationale Angelegenheiten bei der HRK
© Hochschulrektorenkonferenz
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Zusammen mit der OECD beschäftigte sich die Hochschulrektorenkonferenz
(HRK) unlängst auf einer Tagung mit dem Einfluss von Rankings
auf die Differenzierung der Hochschullandschaft. TU intern befragte
Dr. Michael Harms, Bereichsleiter für Internationale Angelegenheiten
bei der HRK, zu den Ergebnissen.
Herr Dr. Harms, welche Erkenntnisse hat die Konferenz zutage
gefördert?
Rankings sind mittlerweile fester Bestandteil der Hochschulentwicklung.
Für die Rankings bedeutet dies, dass sie gewisse Qualitätskriterien
zu erfüllen haben. Sie müssen klare Aussagen treffen über
den Untersuchungsgegenstand und die Zielgruppen. Sie müssen
die Unterschiedlichkeit von Institutionen berücksichtigen und
die zugrunde liegenden Daten mit wissenschaftlichen Methoden erheben.
Generell muss die wissenschaftliche Güte von Rankings auf den
Prüfstand. Eindimensionale Rankings, die sich nur auf einzelne
Faktoren stützen, sind nicht zu akzeptieren, weil sie eine
vermeintlich klare und hierarchische Rangfolge suggerieren, die
es so gar nicht gibt. Das Rankingsystem des Centrums für Hochschulentwicklung
genießt international deshalb ein so hohes Ansehen, weil es
darauf verzichtet, per se eine Rangfolge aufzustellen. Das Ranking
überlässt dem Nutzer, wie er für sich die einzelnen
Parameter gewichtet.
Inwiefern üben Rankings Einfluss auf die Entwicklung der
Hochschullandschaft aus?
Das über Jahre nur durchschnittliche Abschneiden deutscher
Universitäten in den großen internationalen Rankings
führte zu der Erkenntnis, dass wir in Deutschland den Anschluss
an die internationalen Spitzenhochschulen verpasst haben. Zudem
bestimmen Rankings durch ihre Präsenz in den Medien die öffentliche
Wahrnehmung einer Universität. Rankings werden als gute oder
schlechte Reputation herangezogen, sind im Diskurs der wissenschaftlichen
Community allgegenwärtig und gelten als Referenz für diejenigen,
die sich über den Stellenwert einer Hochschule informieren
wollen. Auch bei der Einwerbung von Drittmitteln haben Rankings
einen handfesten Einfluss. Rankings sind eine Instanz, umso unerlässlicher
ist ihre wissenschaftliche Fundiertheit.
Können Sie für den Zusammenhang von Rankings und der
Einwerbung von Drittmitteln ein Beispiel nennen?
Schauen Sie in die USA! Dort haben die Hochschulen mit jedem Nachweis
eines Spitzenplatzes ihre Drittmittel steigern können. Und
in Deutschland sehen wir, dass die Universitäten, die in der
ersten Runde der Exzellenzinitiative erfolgreich waren, sich nicht
nur im Ausland großer Wertschätzung erfreuen, sondern
ihr Aufkommen bei den Drittmitteln stark erhöhen. Die beiden
Münchner Universitäten können zum Beispiel Teile
ihrer Konzepte durch Mittel aus der privaten Wirtschaft finanzieren,
zusätzlich zu den Mitteln, die sie aus der Exzellenzinitiative
erhalten. Das Abschneiden in so einem Wettbewerb beeinflusst die
Reputation ganz maßgeblich.
Woran zeigt sich, dass die Rankings fester Bestandteil der Hochschulentwicklung
sind?
Sie unterstützen den maßgeblich durch die Exzellenzinitiative
ausgelösten Prozess der Differenzierung und Typologisierung
unserer Hochschulen. Mit ihrer Hilfe können die Hochschulen
ihre Stärken und Schwächen identifizieren, sich von dem
verabschieden, was sie weniger gut können, sich darauf konzentrieren,
was sie gut können, und sich so profilieren. Wichtig aus Sicht
der HRK ist, dass die Differenzierung und Profilierung autonom von
der Hochschule verantwortet wird, dass jede einzelne entscheiden
kann, was für eine Hochschule sie sein will, welche Zielgruppe
sie hat.
Das Gespräch führte Sybille Nitsche
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