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Februar/März 2007
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Rankings sind zur Instanz geworden

Die Vergleiche beeinflussen das Image einer Hochschule und müssen deshalb wissenschaftlich fundiert sein

"Rankings werden als gute oder schlechte Reputation herangezogen, sind im Diskurs der wissenschaftlichen Community allgegenwärtig und gelten als Referenz für diejenigen, die sich über den Stellenwert einer Hochschule informieren wollen."

Michael Harms, Bereichsleiter für Internationale Angelegenheiten bei der HRK
© Hochschulrektorenkonferenz

Zusammen mit der OECD beschäftigte sich die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) unlängst auf einer Tagung mit dem Einfluss von Rankings auf die Differenzierung der Hochschullandschaft. TU intern befragte Dr. Michael Harms, Bereichsleiter für Internationale Angelegenheiten bei der HRK, zu den Ergebnissen.

Herr Dr. Harms, welche Erkenntnisse hat die Konferenz zutage gefördert?

Rankings sind mittlerweile fester Bestandteil der Hochschulentwicklung. Für die Rankings bedeutet dies, dass sie gewisse Qualitätskriterien zu erfüllen haben. Sie müssen klare Aussagen treffen über den Untersuchungsgegenstand und die Zielgruppen. Sie müssen die Unterschiedlichkeit von Institutionen berücksichtigen und die zugrunde liegenden Daten mit wissenschaftlichen Methoden erheben. Generell muss die wissenschaftliche Güte von Rankings auf den Prüfstand. Eindimensionale Rankings, die sich nur auf einzelne Faktoren stützen, sind nicht zu akzeptieren, weil sie eine vermeintlich klare und hierarchische Rangfolge suggerieren, die es so gar nicht gibt. Das Rankingsystem des Centrums für Hochschulentwicklung genießt international deshalb ein so hohes Ansehen, weil es darauf verzichtet, per se eine Rangfolge aufzustellen. Das Ranking überlässt dem Nutzer, wie er für sich die einzelnen Parameter gewichtet.

Inwiefern üben Rankings Einfluss auf die Entwicklung der Hochschullandschaft aus?

Das über Jahre nur durchschnittliche Abschneiden deutscher Universitäten in den großen internationalen Rankings führte zu der Erkenntnis, dass wir in Deutschland den Anschluss an die internationalen Spitzenhochschulen verpasst haben. Zudem bestimmen Rankings durch ihre Präsenz in den Medien die öffentliche Wahrnehmung einer Universität. Rankings werden als gute oder schlechte Reputation herangezogen, sind im Diskurs der wissenschaftlichen Community allgegenwärtig und gelten als Referenz für diejenigen, die sich über den Stellenwert einer Hochschule informieren wollen. Auch bei der Einwerbung von Drittmitteln haben Rankings einen handfesten Einfluss. Rankings sind eine Instanz, umso unerlässlicher ist ihre wissenschaftliche Fundiertheit.

Können Sie für den Zusammenhang von Rankings und der Einwerbung von Drittmitteln ein Beispiel nennen?

Schauen Sie in die USA! Dort haben die Hochschulen mit jedem Nachweis eines Spitzenplatzes ihre Drittmittel steigern können. Und in Deutschland sehen wir, dass die Universitäten, die in der ersten Runde der Exzellenzinitiative erfolgreich waren, sich nicht nur im Ausland großer Wertschätzung erfreuen, sondern ihr Aufkommen bei den Drittmitteln stark erhöhen. Die beiden Münchner Universitäten können zum Beispiel Teile ihrer Konzepte durch Mittel aus der privaten Wirtschaft finanzieren, zusätzlich zu den Mitteln, die sie aus der Exzellenzinitiative erhalten. Das Abschneiden in so einem Wettbewerb beeinflusst die Reputation ganz maßgeblich.

Woran zeigt sich, dass die Rankings fester Bestandteil der Hochschulentwicklung sind?

Sie unterstützen den maßgeblich durch die Exzellenzinitiative ausgelösten Prozess der Differenzierung und Typologisierung unserer Hochschulen. Mit ihrer Hilfe können die Hochschulen ihre Stärken und Schwächen identifizieren, sich von dem verabschieden, was sie weniger gut können, sich darauf konzentrieren, was sie gut können, und sich so profilieren. Wichtig aus Sicht der HRK ist, dass die Differenzierung und Profilierung autonom von der Hochschule verantwortet wird, dass jede einzelne entscheiden kann, was für eine Hochschule sie sein will, welche Zielgruppe sie hat.

Das Gespräch führte Sybille Nitsche

 

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