2-3/07
Februar/März 2007
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Was verstehen Sie unter Forschungsstärke?

 
  Dr. Arend Oetker, Präsident des Stifterverbandes
© Stifterverband

Die Währung, nach der sich Forschungsstärke bemisst, sind Preise, Patente, Publikationen und Drittmittel. Über die Güte der Grundlagenforschung urteilen die Fachkollegen. Ihr Urteil lässt sich an Forschungspreisen oder Publikationen in erstrangigen, referierten Zeitschriften ablesen. Die Exzellenz einer Hochschule erweist sich allerdings bei Weitem nicht allein in einer starken Grundlagenforschung. Zu einer herausragenden Universität gehören eine ausgezeichnete Lehre, eine effiziente Verwaltung und ein erfolgreicher Technologietransfer. Nur eine Universität mit kurzen Studienzeiten und geringen Abbrecherquoten, sprudelnden Lizenzeinnahmen, gemeinsamen Forschungs- und Entwicklungsprojekten mit Industrieunternehmen verdient es wirklich, exzellent zu heißen. Der gute Ruf zahlt sich dann auch aus - in mehr Fördergeldern von Stiftungen.

 

 
Prof. Dr. Günter Stock, Präsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
© privat
 

Forschungsstärke ist für mich Exzellenz, Nachhaltigkeit, Breite und Vernetzung mit benachbarten Themen und Gebieten. Ich spreche dann von Forschungsstärke, wenn Erfolge nicht nur punktuell sichtbar werden, sondern wenn ein Forschungsgebiet horizontal und vertikal so ausgeprägt ist, dass Fortschritte zwar nicht planbarer, aber doch erwartbarer sind. Exzellenz ist für mich gerade dann gegeben, wenn die singuläre Erkenntnis in Ergebnisse eingebettet wird, die im Feld vorhanden sind, aber vor allem, wenn Ergebnisse auch Anwendung in benachbarten Gebieten finden, wenn sie eine Öffnung für weiter führende Erkenntnisse und Anwendungen anbieten, wenn das Ergebnis mehrdimensionales Potenzial hat. In Deutschland ist es ja leider immer noch so, dass Forschungsausgaben zu 70 Prozent aus dem Privat- beziehungsweise Industriesektor kommen und nur zu 30 Prozent aus dem öffentlichen Sektor. Insoweit haben wir einen Nachholbedarf an Forschungsförderung durch die öffentliche Hand. Wenn darüber hinaus die Ausgaben der Privatwirtschaft und der Stiftungen endlich wieder dynamisiert werden könnten, wäre das für die Wissenschaft und damit für die Zukunft unseres Landes wunderbar.

 

 
  Christophe Hug, Vorsitzender der Geschäftsführung der Veolia Wasser GmbH
© Veolia Wasser GmbH

Forschungsstärke messen wir an den Lösungen, die Forschung zur Bewältigung der Zukunftsfragen liefert. Veolia gibt selbst rund 115 Millionen Euro im Jahr für eigene Forschung aus und fördert zukunftsorientierte Themen wie nachhaltige Wasserversorgung und Abwasserentsorgung in Ballungsräumen. Dabei setzen wir auf die enge Verknüpfung von Forschung und Lehre mit der Praxis. Dieses Konzept erhöht die öffentliche Wahrnehmung, wie es jüngst der voll besetzte TU-Hörsaal bei der Antrittsvorlesung von Prof. Barjenbruch, Inhaber der Veolia-Stiftungsprofessur im Fach Siedlungswasserwirtschaft, erneut zeigte. Veolia unterstützt den öffentlichen Diskurs zu Forschungsergebnissen und deren Nutzung auch durch die mit dem Kompetenzzentrum Wasser Berlin (KWB) organisierte Fachtagung "Wasserwirtschaft im Wandel" für Wissenschaftler und Kommunalpolitiker, die Beteiligung an den Expertengesprächen des Waternet Berlin-Brandenburg sowie an der interdisziplinären Kolloquien-Reihe Wasserwerkstatt des KWB.

 

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