Der eigene Eindruck zählt
Wie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler "Rankings"
lesen
Regelmäßig veröffentlichen große Zeitschriften
sowie Verbände und Einrichtungen mit Hochschulschwerpunkt sogenannte
"Rankings", die bestimmte Leistungen in Lehre und Forschung
nach Datenlage vergleichen. TU intern fragte junge Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler, welche Bedeutung solche Rankings für die
Wahl ihres zukünftigen Arbeitsplatzes haben.
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Dipl.-Ing. Perrine Chancerel,
Fachgebiet Abfallwirtschaft
Allgemein finde ich, man sollte sehr vorsichtig mit
den Ergebnissen der Rankings umgehen. Sie bringen zwar interessante
Informationen über die Hochschulen, aber sie stützen sich
auf unpersönliche Vergleichskriterien. Jeder definiert anders,
bei welchem Arbeitgeber und unter welchen Bedingungen er voraussichtlich
seine beruflichen Ziele am besten erfüllen könnte. Mir
sind eine spannende Aufgabe, ein motivierendes Arbeitsumfeld und
eine geeignete Vernetzung mit anderen Forschungspartnern viel wichtiger
als die Ergebnisse der Rankings!
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© privat |
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Dr. Astrid Bartels, Fachgebiet Kommunikation
und Phonetik
Ich orientiere mich nicht an diesen Rankings - mein Fachgebiet
ist so speziell, dass es da sowieso nie berücksichtigt wird.
Da ich aber noch nie so ein Ranking gelesen habe, könnte ich
auch kein qualifiziertes Urteil darüber abgeben, höchstens
das Vorurteil, dass die meisten Rankings schlecht gemacht oder manipuliert
sind. Bei der Wahl eines zukünftigen möglichen Arbeitgebers
bin ich auf meine eigenen Recherchen angewiesen.
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© privat |
Dipl.-Ing. Mathias Bohge,
Fachgebiet TKN - Telekommunikationsnetze
Die wenigen Rankings, von denen ich bisher gelesen
habe, fand ich recht interessant. Ich würde aber keinen potenziellen
Arbeitgeber aufgrund des Rankings von meiner Liste streichen. In
einzelnen Gruppen können die Arbeitsbedingungen vom Durchschnitt
extrem abweichen, und letztendlich zählt der eigene Eindruck.
Uni-Rankings scheinen mir allerdings für den beruflichen Werdegang
noch weniger wichtig, da sie das gesamte Spektrum an universitären
Einrichtungen und vor allem auch die Lehre mit in Betracht ziehen.
Für die Forschung ist aber die Güte des Forschungsteams
und des Lehrstuhl-Professors ausschlaggebend. Diese lässt sich
am besten an den dort geleisteten Arbeiten, durchgeführten
Projekten und Veröffentlichungen ablesen. Wenn ich noch mal
studieren würde, wäre das etwas anderes. Bei der Wahl
der richtigen "Studier-Uni" können Rankings durchaus
weiterhelfen. Allerdings ist mir das erst heute bewusst - als Abiturient
waren mir die Qualitätsunterschiede in der Lehre zwischen den
verschiedenen Universitäten weniger klar ...
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© privat |
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Dipl.-Kfm., Dipl. ESCP-EAP Talip T. Yenal,
Fachgebiet Organisation und Unternehmensführung
Während des Studiums war ich an einer Grande École
de Commerce in Frankreich. Dort spielen die Rankings eine sehr große
Rolle. Jeder angehende Wirtschaftsstudent bemüht sich bei den
Auswahlverfahren um einen Platz an einer solchen Universität.
In den Wirtschaftswissenschaften gibt es drei Hochschulen mit absolutem
Elite-Image. Doch das System ist auch anders als in Deutschland.
Hier sind die Rankings bei den Studierenden meines Erachtens noch
nicht so ausschlaggebend. Allerdings habe ich bei der Wahl meines
Studienplatzes schon verschiedene Universitäten verglichen.
Mir war dabei die internationale Vernetzung in Form von Kooperationen
mit ausländischen Universitäten besonders wichtig. Ich
bin damals an die TU Berlin gekommen, weil es überhaupt nur
zwei Unis in Deutschland gab, die ein Doppeldiplom-Abkommen mit
Frankreich hatten, und ich schon wusste, dass ich nach Frankreich
wollte. Falls ich in der Wissenschaft bleiben sollte, würde
ich auf jeden Fall nur nach fachspezifischen Rankings und Vergleichen
einzelner Institute gehen, auf keinen Fall nach Einschätzungen,
die eine gesamte Universität betreffen. Da kann man leicht
irregeleitet werden.
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© privat |
Dr.-Ing. James Gross,
Fachgebiet TKN - Telekommunikationsnetze
Hochschulrankings sind meiner Meinung nach sekundär,
weil sie erstens ganze Fakultäten über einen Kamm scheren
und zweitens nicht die aktuellen Entwicklungen einer Fakultät
erfassen. Eine gut eingestufte Fakultät muss nicht zwangsläufig
sehr gute Voraussetzungen für Forschung und Lehre in einem
einzelnen Bereich bieten. Wichtiger ist mir das einzelne, unmittelbare
Umfeld. Ferner kann sich eine renommierte Fakultät auf ihren
Lorbeeren ausruhen, während eine "hungrige" Fakultät
eine hohe Dynamik besitzt. Daher muss man bei einer akademischen
Laufbahn schon ganz genau hinschauen!
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