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Februar/März 2007
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Wellen für die Forschung

Saniertes Experimentierfeld auf der Schleuseninsel eröffnet

Wellenversuch mit Meerestechnik
© TU-Pressestelle

Sanfte Wellengruppen bahnen sich den Weg im 120 Meter langen Seegangsbecken, wachsen plötzlich steil zu einer Monsterwelle an und stürzen sich auf Schiffe und meerestechnische Aufbauten - zum Glück nur im Modellversuch auf dem Charlottenburger Campus der TU Berlin. Am 26. Januar wurde in dem Gebäude der ehemaligen Versuchsanstalt für Wasserbau und Schiffbau (VWS) das sanierte Seegangsbecken feierlich eingeweiht.

Die Abdichtung des Beckens an diversen Stellen, die Instandsetzung der komplexen Anlage zur Erzeugung der Wellen und der Neubau der Wellenböschung waren hierfür notwendig. Damit steht dem Bereich Schiffs- und Meerestechnik neben dem Tiefwassertank, dem 15 Meter langen Wellenkanal und dem Umlauftank nun ein viertes Experimentierfeld mit beachtlichem Ausmaß zur Verfügung.

Günther Clauss mit "Poseidon", "Frau Latte" und dem ganzen Ordenskapitularium bei der feierlichen Einweihung und Taufe
© TU-Pressestelle

Bei der feierlichen Einweihung vor viel Publikum zeigten die maritimen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dann auch ihren Sinn für Tradition. Nicht nur das "Ordenskapitularium der heyligen Frau Latte zu Berlin", ein studentischer Zusammenschluss, sondern auch Poseidon persönlich gaben ihren Segen für das Experimentierfeld. Nationale und internationale Versuchsanstalten spendeten Taufwasser aus ihren eigenen Anlagen - den weitesten Weg legte eine Flasche aus Brasilien zurück. Aber auch einen Blick in die Zukunft gab es an diesem Nachmittag. Prof. Dr.-Ing. Günther F. Clauss skizzierte den Stellenwert des Schiffbaus für Deutschland, in dem allein 23000 Beschäftigte - ohne Zulieferindustrie - einen Umsatz von sechs Milliarden Euro pro Jahr erwirtschaften. "Deutsche Reeder betreiben mehr als ein Drittel der Containerschiff-Weltflotte. Diese komplexen Schiffe wie auch andere maritime Systeme verlangen hohe technische Kompetenz und exzellente Ausbildung", betonte er. Die TU Berlin bilde derzeit 180 Studierende aus, die auf dem Arbeitsmarkt sehr stark nachgefragt seien. Allein 6,21 Millionen Euro Drittmittel flossen in den letzten Jahren in die Forschung des Bereiches. Probleme wie Monsterwellen, das Kentern von Schiffen oder die Ölverschmutzung stehen dabei im Mittelpunkt.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen sowohl im Versuch als auch in der numerischen Berechnung Wellen analysieren, Schiffe und andere meerestechnische Konstruktionen verbessern und den Kapitänen ein Programm an die Hand geben, mit dem Gefahrensituationen auf hoher See im Voraus erkannt werden. "Der Ölunfall vor Spaniens Küste im Jahr 2002, bei dem 50000 Tonnen Öl ausliefen, oder die Havarie eines Containerschiffes im Ärmelkanal während des Orkans Kyrill zeigen die Aktualität unserer Forschungsprojekte", erläutert der Wissenschaftler in Anwesenheit auch zahlreicher Sponsoren und Partner. Clauss dankte auch der Bauabteilung und dem Präsidium, die eine schnelle Sanierung des Seegangsbeckens ermöglicht hätten. Mit ihrem sanierten Seegangsbecken können die Schiffbauer und Meerestechniker der TU Berlin an eine lange Tradition anknüpfen. Sie werden ihr Publikum zur "Langen Nacht der Wissenschaften" am 9. Juni gewiss finden.

Stefanie Terp

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