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Januar 2007
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  © Senatsverw. f. Stadtentwicklung

TU intern fragt Menschen in der Uni, was sie empfehlen können. Hella Dunger-Löper ist Staatssekretärin in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Sie hat an der TU Berlin Literaturwissenschaft und Geschichte studiert und war hier Dozentin.

Familiengeschichten sind zurzeit in Mode. Meist schildern sie die Entwicklung von Familien, aus denen bedeutende Persönlichkeiten hervorgegangen sind, über Generationen und Jahrhunderte. Das Buch "Die Plancks" dagegen rückt zwei Personen in den Fokus, denen gegenüber alle anderen zurücktreten: Max Planck, den weltberühmten Physiker, und vor allem seinen jüngeren Sohn aus erster Ehe, Erwin Planck, der als Staatssekretär Mitglied der letzten Regierungen der Weimarer Republik war und später im Zusammenhang mit dem Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 als Mitglied des Widerstands hingerichtet wurde. Wer die Jahre von 1890 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs aus der Perspektive dieser beiden Menschen noch einmal Revue passieren lassen möchte, wird dieses Buch mit Interesse lesen. Die Grundlage der Darstellung sind der umfangreiche Briefnachlass und die Tagebücher Erwin Plancks, die in breiter Form in das Buch eingeflossen sind. Sie lassen das alltägliche Leben in diesen mehr als 50 Jahren, das Zusammenleben in einer bildungsbürgerlichen Familie, vom gemeinsamen Musizieren im Streichquartett - gelegentlich unter Beteiligung Einsteins - bis hin zu den damals noch viel präsenteren Bedrohungen durch Krankheit und Tod, lebendig werden. Vor allem aber zeigen sie, welche Werte und Grundeinstellungen sich in dieser Schicht ausbildeten und Richtschnur des Handelns wurden: zum Beispiel das Festhalten am ungebremsten Patriotismus, dem keine Orientierung an demokratischem Gedankengut gegenübersteht, trotz der Erlebnisse des Ersten Weltkriegs. Nachvollziehbar werden deshalb auch die anfänglichen Fehleinschätzungen des Nationalsozialismus und dann die spätere Mitwirkung im Widerstand. Durch die Authentizität der Dokumente ist das Buch eine wirklich lohnenswerte Lektüre, die einem aufgrund der Breite der Darstellung allerdings manchmal etwas Geduld abverlangt.

Astrid von Pufendorf, Die Plancks. Eine Familie zwischen Patriotismus und Widerstand, Propyläen-Verlag 2006, ISBN: 978-354-90727-76

 

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