Teure Technik für die Gesundheit?
Demografie, Medizintechnik und Kostenentwicklung
Die Deutschen werden immer älter. Das ist nicht nur verbunden
mit den Weichenstellungen für die Arbeitswelt und dem Konzept
des "lebenslangen Lernens" politisch von einiger Relevanz,
sondern insbesondere auch im Hinblick auf die Kosten der Gesundheit.
Welche Brisanz die Thematik für die Gesellschaft birgt, zeigt
sich nicht zuletzt an dem jüngsten Gerangel um die Details
der Gesundheitsreform. Neben der demografischen Entwicklung gilt
aber auch der medizinisch-technische Fortschritt als ausschlaggebend
für den Anstieg der Gesundheitsausgaben.
"Im Vergleich zum allgemeinen technischen Fortschritt ist
vom medizinisch-technischen Fortschritt eine übermäßige
Produktion kostenverursachender Innovationen zu erwarten",
sagt der Volkswirtschaftler Prof. Dr. Klaus-Dirk Henke, Experte
für Finanzwissenschaft und Gesundheitsökonomie an der
TU Berlin. Das liege an den Innovationsanreizen, die aus den Erstattungsregeln
sowohl der gesetzlichen als auch der privaten Krankenversicherungen
resultierten. Klaus-Dirk Henke hat zusammen mit dem Ökonomen
Lutz Reimers, ebenfalls am Institut
für Finanzwissenschaft und Gesundheitsökonomie, ein
Diskussionspapier zu diesen Einflüssen herausgegeben.
Ob und welche Auswirkungen die demografische Entwicklung konkret
auf die Gesundheitsausgaben hat, ist in der Gesundheitsökonomie
umstritten. Zusammen mit dem technisch-wissenschaftlichen Forschritt
führt sie jedenfalls dazu, dass die Ausgabenkurve weiterhin
ansteigt. Überraschenderweise, so Henke und Reimers, existieren
nur wenige spezielle Untersuchungen zu den Ausgabeneffekten dieses
Faktors. Sie beziehen sich entweder auf Forschungs- und Entwicklungsausgaben,
bieten konkrete Beispiele wie die Magnetresonanztomografie oder
streben als Kosten-Nutzen-Analyse wohlfahrtsökonomisch basierte
Aussagen an, die den Fortschritt als vorteilhaft erscheinen lassen.
Als Lösungsansatz für die weiterhin auseinanderklaffende
Schere zwischen Einnahmen und Ausgaben schlagen die Wissenschaftler
die teilweise Umstellung der Finanzierung von einem Umlage- auf
ein Kapitaldeckungsverfahren vor. Auch die Förderung des Wettbewerbs
zwischen Krankenkassen, Ärzten, Krankenhäusern oder Apotheken
und Versicherten könne die zur Verfügung stehenden Mittel
erweitern.
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Das Diskussionspapier ist erschienen in der Wirtschaftswissenschaftlichen
Dokumentation der TU Berlin (ISSN-Nr. 0944-7741).
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