In der Fremde erstklassig betreut
Wie man ein Auslandssemester in Moskau organisiert
Interesse an Russland hatte Georg Becker-Birck schon immer.
Während seiner zweijährigen Bundeswehrzeit, in der er
sich zum Reserveoffizier ausbilden ließ, lernte er bereits
Russisch. Um die Sprache zu verfeinern, wollte der 26-jährige
Student des Wirtschaftsingenieurwesens nun mindestens ein Semester
in Moskau studieren. Da es bislang keine Partnerschaft zum Austausch
von Studierenden mit einer russischen Universität gibt, nahm
er die Sache mit Unterstützung des Akademischen
Auslandsamtes der TU Berlin selbst in die Hand.
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An der Basilius-Kathedrale
in Moskau: Georg Becker-Birck fand sich in Russland schnell
zurecht
© privat |
"Für die Einreise nach Russland ist zwar ein Visum nötig,
aber ich fand die Organisation nicht besonders kompliziert",
erzählt der optimistisch wirkende Student vom Anfang seiner
Reise. "Ich hatte ein Stipendium vom Deutschen
Akademischen Austauschdienst, das ich beim zuständigen
Konsulat vorlegte, weil das Visum dann kostenlos ist." Zwar
kannte der Konsularbeamte die Regelung nicht, aber das schreckte
Georg Becker-Birck keineswegs. Auch die Tatsache, dass er zunächst
nur ein Einfach-Visum für einen Monat erhielt, ließ seinen
Mut nicht sinken. "Das wird dann im Land ohne Probleme verlängert",
war seine Erfahrung. Da noch kein festes Abkommen existiert, braucht
man die Einladung der Universität, an der man studieren möchte,
die sich wiederum dadurch dem Studenten gegenüber verpflichtet
und deshalb vorher wissen will, wie der Aufenthalt finanziert wird.
"Durch die Einladung konnte ich dann aber zu den Bedingungen
studieren, die auch die russischen Studenten haben, musste zum Beispiel
keine Gebühren zahlen und bekam ein Zimmer im russischen Studentenwohnheim
statt im näher liegenden Wohnheim für Ausländer."
Dafür hat er 135 Rubel für die ganze Zeit bezahlt, insgesamt
4,50 Euro. Natürlich fehlte der Komfort, die sanitären
Anlagen luden nicht gerade zum Besuch ein. Doch Georg wich in eine
kleine Stadtwohnung aus, besorgte sich die Nahrungsmittel dort,
wo die Russen auch kaufen, besuchte neben Museen und Theatern eben
einheimische Kneipen, Bars und Diskotheken, die nicht exorbitant
teuer sind, fühlte sich rundum wohl und kam mit dem Geld gut
aus.
Die Auswahl der Bauman
Moscow State Technical University (MGTU), bei der er schließlich
studierte, traf er aufgrund des Fächerangebotes, er wollte
Industrielogistik sowie Produktions- und Fabrikplanung belegen.
Er hatte sich erkundigt, ob er diese anerkannt bekommen würde.
Schließlich wollte er kein Semester verlieren. Die MGTU ist
eine der prestigeträchtigsten technischen Universitäten
in Russland. Zum Beispiel werden hier viele Mitglieder des Raumfahrtprogramms
rekrutiert. Auch hat die TU Berlin langjährige Forschungskontakte
dorthin.
"Die Betreuung war erstklassig", schwärmt Georg.
"Ich fühlte mich nie allein und wurde sogar persönlich
den entscheidenden Professoren und Dekanen vorgestellt. Auch die
Kommilitonen hatten großes Interesse an mir, denn so viele
Ausländer wie hier in Berlin laufen dort nicht herum."
"Verhandlungssicher" ist sein Russisch nun, seine zweite
fließende Fremdsprache. Die erste, Englisch, hatte er im Jahr
vorher geschliffen, als er über das Erasmus-Programm ein Semester
im schwedischen Linköping absolvierte. Ende des Jahres will
er sich nun an die Diplomarbeit begeben. Außerdem will das
Auslandsamt seine Erfahrungen nutzen, um so bald wie möglich
ein Austausch-Abkommen mit Russland zu schließen. Dieses vielfältige
Engagement hindert Georg Becker-Birck allerdings nicht daran, sich
einer weiteren Aufgabe zu widmen, die ihn wieder in das Land seiner
Sehnsucht führt, nach Russland. Für eine Hilfsorganisation
fährt er regelmäßig Hilfsgüter nach Murmansk.
Patricia Pätzold
moskau-moskau@mail.ru
www.tu-berlin.de/zuv/aaa/
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