Der Umgang mit den Gefühlen
Studie zu Strategien bei der Stressabwehr von Journalisten
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Der berufliche Alltag von
Journalistinnen und Journalisten wird von den meisten zwar als
anstrengend, aber auch als sehr befriedigend empfunden
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"Zufrieden", "sehr zufrieden" oder sogar
"äußerst zufrieden" mit dem Beruf. Wer kann
das schon von sich sagen? Bei den Journalistinnen und Journalisten
sagt das eine überwältigende Mehrheit, nämlich knapp
80 Prozent. Eigentlich verbindet man ihre Tätigkeit eher mit
besonderem Stress, eingeschränktem Privatleben und ungesunder
Lebensweise. "Biopsychologie von Stress" hieß die
Studie der TU Berlin und der Universität Würzburg, die
dieses überraschende Ergebnis erbrachte.
Die Untersuchung, die von den Professoren Dr. Gisela Erdmann, TU
Berlin, Fachgebiet
Physiologische Psychologie, und Dr. Wilhelm Janke, Universität
Würzburg, Institut für Psychologie, geleitet wurde,
hatte zum Ziel, berufliche Belastungen von deutschen und österreichischen
Journalisten und Journalistinnen sowie deren Bewältigung durch
psychometrisch fundierte Methoden zu beschreiben. Vor allem wollten
die Autoren der Studie wissen, wie Stress bewältigt und verarbeitet
wird. "Stressverarbeitungsmethoden werden individuell unterschiedlich
eingesetzt", schreiben sie. Dies habe zur Folge, dass bestimmte
Personen unter Belastung wiederholt zu bestimmten Handlungen tendieren,
dass Personengruppen stärkere oder schwächere Stressreaktionen
aufweisen und dass für Personen, die zu ungünstigen Stressverarbeitungsstrategien
neigen, das Risiko erhöht ist, Belastungsstörungen zu
entwickeln. Daneben wollten die Wissenschaftler herausfinden, wie
zufrieden Journalisten mit ihrem Beruf sind und wie stark sie sich
belastet fühlen. Befragt wurden insgesamt 321 hauptberufliche
Journalistinnen und Journalisten aus Deutschland und Österreich
zwischen 20 und 70 Jahren, fest angestellte sowie freie.
Die Einschätzung der beruflichen Belastung ergab bei deutschen
und österreichischen, männlichen und weiblichen Journalisten
annähernd symmetrische Verteilungen. Übereinstimmend nannten
alle Gruppen als häufigste Belastungsfaktoren das hohe Arbeitspensum
und die unregelmäßige und lange Arbeitszeit. Dies hätten
auch andere Erhebungen ergeben und es sei, so die Autoren der Studie,
ein besonders hervorstechendes Merkmal des Berufes. Die Belastung
stelle aber, selbst wenn die Intensität als nicht besonders
hoch eingestuft wird, aufgrund der unzureichenden Erholungszeiten
auf Dauer eine Gefährdung für die psychische und körperliche
Gesundheit dar.
Die berufliche Zufriedenheit ist in allen Gruppen sehr hoch, am
wenigsten zufrieden zeigten sich die meisten mit den Weiterbildungsmöglichkeiten,
am positivsten beurteilten sie das Verhältnis zu Kollegen.
Am auffälligsten wiederum gegenüber Vergleichsgruppen
aus anderen Berufen sind die höheren Werte bei den Positiv-Strategien
bei der Stressverarbeitung. Dazu gehören zum Beispiel die Bagatellisierung
der Belastung, die Schuldabwehr, die Zuwendung zu positiven Situationen,
Situationskontrolle oder Entspannung. Insgesamt gehen die Psychologen
aber davon aus, dass nicht alle charakteristischen Strategien, die
Journalisten anwenden, sich stressmindernd auswirken. Die Art des
Umgangs mit den beruflichen Belastungen wirke sich langfristig auch
auf das psychische und körperliche Wohlergehen und die Gesundheit
von Journalisten aus. Die Studie wurde von mehreren Journalistenverbänden
in Deutschland unterstützt.
Patricia Pätzold
www.gp.tu-berlin.de
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