Schnelle Schwenkmanöver im All
Der siebte TUB-Satellit soll Indonesien bei Umweltkatastrophen
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LAPAN-TUBSAT hat mit den Maßen
45 x 45 x 27 Zentimeter die Form eines abgeplatteten Würfels.
Hier wird er auf die indische Trägerrakete montiert.
© TUB-SAT |
Im Videokonferenzsaal des Instituts
für Luft- und Raumfahrt warteten am 10. Januar 2007 zahlreiche
Neugierige auf die ersten Signale aus dem All. Die Gäste aus
der indonesischen Botschaft und TU-Wissenschaftler um Professor
Udo Renner schauten gebannt auf den Bildschirm, lag doch eine monatelange,
intensive Arbeit hinter ihnen. Dann kam endlich das erlösende
Zeichen: LAPAN-TUBSAT hatte den Start gut überstanden und seine
Bahn im Orbit gefunden.
Der siebte Satellit innerhalb der TUBSAT-Familie wurde um 5.00
Uhr mitteleuropäischer Zeit mit einer indischen Trägerrakete
in den Weltraum geschossen. "Das Besondere an unserem Gemeinschaftsprojekt
mit der indonesischen Raumfahrtbehörde LAPAN ist der Einsatz
einer TV-Videokamera anstelle der sonst üblichen Festbildkamera.
Sie ermöglicht den Empfang der Bilder in Echtzeit und damit
den interaktiven Eingriff auf die Blickrichtung", erklärt
Projektleiter Udo Renner. Die Beobachtungsstrategie entspreche der
eines Astronauten. Er lässt sein Auge wandern, bis er etwas
Interessantes gefunden hat. Die Kompaktheit eines Mikrosatelliten
zusammen mit einer speziell entwickelten Lageregelung ermöglicht
dabei schnelle Schwenkmanöver im All. Zusätzlich zu der
Normalkamera mit dem Blickwinkel eines menschlichen Auges (50 mm
Brennweite) ist eine Teleskopkamera mit 20-facher Vergrößerung
(1000 mm Brennweite) an Bord. Sie kann Gegenstände bis zu sechs
Meter Größe auf der Erde erkennen. Ziel ist das Aufspüren
zeitlich und lokal veränderlicher Ereignisse, wie Schädlingsbefall,
Vulkanausbrüche, Überschwemmungen oder Tsunami-Wellen.
Der TU-Satellit LAPAN-TUBSAT ist mit 55 Kilogramm Masse ein typischer
Mikrosatellit (Klasse bis 100 kg). Seine Entwicklung und Konstruktion
an der Technischen Universität Berlin kosteten eine Million
Euro. Seine Umlaufzeit um die Erde beträgt etwa anderthalb
Stunden. Da sich die Erde in der Zwischenzeit weiterdreht, überfliegt
der Satellit im Laufe von 24 Stunden jeden Ort zweimal und kann
daher nicht nur in Indonesien nützliche Dienste leisten, sondern
überall, wo eine entsprechende Empfangsstation steht: beispielsweise
auf dem Dach des Institutsgebäudes für Luft- und Raumfahrt.
Stefanie Terp
www.ilr.tu-berlin.de/RFA/
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