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Mai 2007
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Unbenutztes Rückflugticket

Als Mathematik-Professorin an der Wesleyan University in den USA

 
  Angekommen und geblieben: Petra Bonfert-Taylor an ihrer amerikanischen Universität
© TU-Pressestelle
Die Rückkehr nach Deutschland war fest eingeplant, als Dr. Petra Bonfert-Taylor nach ihrem Mathematik-Studium und der anschließenden Promotion an der TU Berlin 1996 dem Angebot auf eine einjährige Postdoktorandenstelle an der University of Michigan folgte. Mittlerweile lebt sie seit zehn Jahren in den USA, ist Associate Professor of Mathematics an der Wesleyan University, Connecticut, mit einem Amerikaner verheiratet und hat zwei Kinder. "Gleich an meinem ersten Tag an der University of Michigan habe ich meinen heutigen Mann kennengelernt, der damals auch Postdoktorand an der University of Michigan war. Als mir nach ein paar Monaten eine zweijährige Verlängerung meiner Stelle angeboten wurde, war die Entscheidung nicht schwer, länger in den USA zu bleiben", sagt die 37-jährige TU-Alumna, die diesen Schritt bisher nicht bereut hat. "Ich habe hier mittlerweile an der Wesleyan University 'tenure', das heißt, ich bin Mathematik-Professorin auf Lebenszeit. Verbunden ist diese Professur mit einer guten Kombination aus Forschung und Lehre. Mir stehen sehr viele Hilfsmittel zur Verfügung, so wie Reisemittel, Gelder zum Einladen von Besuchern und ein gutes Bibliothekssystem. Zudem erhalte ich hier alle drei Jahre ein forschungsfreies Semester." Ein weiterer Vorteil ist, dass ihr Mann an derselben Universität eine Professur hat. Zu schätzen weiß Petra Bonfert-Taylor auch das Campusleben an amerikanischen Unis. "Wir lernen unsere Studierenden sehr gut kennen, da sie alle auf dem Campus wohnen und sich ihr gesamtes Leben hier abspielt. Die Studierenden kommen aus der ganzen Welt, sodass sich alle möglichen Kulturen sehr interessant mischen. Die Studierenden fühlen sich hier sehr stark mit der Universität verbunden, und es herrscht ein gutes Verhältnis zu den Professoren, die den Studierenden gleichzeitig auch als Berater zur Verfügung stehen. Keiner fällt hier durch die Ritzen, es gibt immer jemanden, der aufpasst." Höhepunkt des akademischen Jahres ist die Verleihung des Bachelor's beziehungsweise Master's Degree. "Hierzu tragen alle Professoren Talare, deren Aussehen und Farbe davon abhängen, von welcher Fakultät der Professor seinen Doktorgrad erhalten hat. Die Professoren bilden zwei Reihen, durch deren Mitte die graduierten Studierenden schreiten. Danach wird in einer Zeremonie mit diversen Reden jedem einzelnen Studenten das Zeugnis überreicht", beschreibt Petra Bonfert-Taylor die Feier, bei der sie zunächst Probleme hatte, die richtige Farbe für ihre Robe zu ermitteln, da diese Tradition an deutschen Universitäten nicht mehr existiert. Das TU Alumni-Team fragte für sie im Universitätsarchiv an. Dort fand man heraus, dass Mathematik-Professoren der TU Berlin in den Fünfzigerjahren einen blauen Besatz auf ihrer Robe hatten.

Eine Rückkehr nach Deutschland schließt Petra Bonfert-Taylor nicht vollkommen aus, dafür müssen jedoch die beruflichen Rahmenbedingungen passen. Bisher kommt sie daher "nur" auf Besuch in die Heimat. "Meinen Kindern gefällt Deutschland immer sehr gut. Wir bringen Füller, Tintenkiller oder Schulranzen mit, Dinge, die es hier nicht gibt." Hätte sie 1996 gewusst, dass sie so lange in den USA bleibt, hätte sie wohl ein Oneway-Ticket gebucht. So liegt das Rückflugticket noch immer unbenutzt in ihrer Schublade.

Bettina Klotz

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