Das Erbe bewahren lernen
Chinesische Volkskundlerin zu Gast in der China-Arbeitsstelle
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Sinologin Mareile Flitsch mit der Volkskundlerin Fan Jiang und Katrin Rodian von der Ostfriesischen Landschaft an der Nordsee (v. l.)
© Musealog/Regialog emden |
Der chinesische Alltag verändert sich rasant. Die Regierung der Volksrepublik China hat ein Programm zum Schutz immateriellen Kulturerbes ins Leben gerufen, um Konzepte zur Bewahrung technischen und kulturellen Wissens zu entwickeln. Aus jeder Provinz Chinas wurden führende Wissenschaftler ausgewählt, die diese Konzepte spezifisch für die Bedingungen ihrer Region entwickeln.
Eine dieser Wissenschaftlerinnen ist Professorin Fan Jiang aus Liaoning im Nordosten Chinas. Seit Anfang April ist sie an der China-Arbeitsstelle der TU Berlin, um, gefördert vom Deutschen Akademischen Austauschdienst, deutsche Konzepte der Musealisierung von Alltagskultur zu erkunden.
Sie besuchte das Dokumentationszentrum Alltagskultur der DDR in Eisenhüttenstadt, die Universitäten Marburg und Göttingen sowie die FU und die TU Berlin. Sie besichtigte das Ostfriesische Landesmuseum in Emden, das Brüder Grimm-Museum in Kassel, die Enzyklopädie des Märchens in Göttingen, Magazine und Archive des Ethnologischen Museums in Dahlem, die Ausstellungen des Museums für Europäische Kulturen in Dahlem sowie das Museum für Völkerkunde in Leipzig. Auf Einladung von Katrin Rodian von der Ostfriesischen Landschaft in Emden untersuchte Prof. Jiang außerdem die Denkmalpflege und Gestaltung einer ganzen Kulturerbelandschaft, bereiste das Freilichtmuseum Cloppenburg, die Ostfriesische Landschaft, die Projekte "Musealog" und "Regialog" sowie "East-West Culture". Insbesondere in Ostfriesland erregte sie großes Interesse, das sich in zahlreichen Zeitungsartikeln niederschlug.
An der TU Berlin verfasst Prof. Jiang derzeit gemeinsam mit Dr. Mareile Flitsch einen Bericht über die Sammlungs- und Forschungslage in Deutschland. Sie erhielt inzwischen zahlreiche Vorschläge für Forschungskooperationen, Ausstellungsprojekte und den Austausch von Wissenschaftlern sowie die Schulung chinesischer Museologen. "Mir war nicht bewusst", so Fan Jiang, "dass viele der Entwicklungen, die China derzeit mit Siebenmeilenstiefeln durchläuft, in Deutschland schon vor 100 Jahren durchlaufen wurden." Das materielle Erbe des chinesischen Alltags, das in hiesigen ethnologischen Sammlungen verwahrt wird, begeisterte Fan Jiang. Hier sei doch der vergangene Alltag Chinas recht gut dokumentiert. Nun gelte es, dieses in China vorzustellen.
Dr. Mareile Flitsch,
Arbeitsstelle Geschichte und Philosophie der chinesischen Wissenschaft und Technik der TU Berlin
Zu der Ringvorlesung "China: Eine Herausforderung für Technische Universitäten" erwartet die China-Arbeitsstelle der TU Berlin donnerstags von 18-20 Uhr Experten und Sinologen, die interessante Einblicke in Wirtschaft und Wissenschaft Chinas geben. TU-Hauptgebäude, Hörsaal H 110. Programm: www.tu-berlin.de/~china/RV-China_ss07.pdf |
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