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Mai 2007
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Schatzkästlein an der Spree

Die TU Berlin beherbergt die größte, für ganz Europa bedeutsame Gartenbaubibliothek Deutschlands

Eins der ältesten Gartenbücher der Sammlung aus dem Jahr 1750

Wer vermutet schon die größte Sammlung für gartenbauliches Schrifttum an einer Technischen Universität? Mit ihrer Gartenbaubücherei als Sondersammlung beherbergt die Universitätsbibliothek der TU Berlin nicht nur Kostbarkeiten botanischer Literatur und gärtnerische Gebrauchstexte, sondern kann außerdem auf eine bemerkenswerte Geschichte zurückblicken.

Über 54 000 Monografien und Zeitschriften lagern im Magazin, davon allein mehr als 3500 Bücher und 4000 Journale aus der Zeit vor 1900. Die Büchersammlung wurde 1965 vom Verein "Bücherei des Deutschen Gartenbaues" der TU Berlin zur Nutzung übergeben. Seither setzen sich beide Partner für den Erhalt, die Restaurierung und den Ausbau der Bestände ein. Bedeutende Nachlässe werden gesammelt, und die Bibliothek verfügt über eine Kartei mit circa 240 000 Schlagworten, die auf Aufsätze in der deutschen Gartenbau-Zeitschriftenliteratur bis 1920 verweisen. Die Gründung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaus in Preußen im Jahre 1822 markiert den Anfang der Büchersammlung. Inzwischen ist sogar ein Teil des Zeitschriftenbestandes digitalisiert und online verfügbar.

Die Geschichte des europäischen Gartenbaus und seiner Kunst reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück. Gärten waren damals zugleich Orte des Vergnügens und der botanischen Wissenschaft, der Arzneimittelforschung. Schon früh gab es Bücher über einheimische und fremde Pflanzen. Die Gewächse wurden akribisch beschrieben und gezeichnet. Das älteste Buch dieser Art in der Berliner Sammlung stammt aus dem Jahre 1529, das zweitälteste, eine pflanzliche Medizinkunde, aus dem Jahre 1543.

Die große Zeit der botanischen Gärten im 17. und 18. Jahrhundert war zugleich die Periode der kunsthandwerklichen und wissenschaftlichen Erarbeitung großer botanischer Prachtwerke. Druck und Handkolorierung waren sehr kostspielig, und so konnten diese Werke nur eine "Liebhaberei" für Fürsten und Könige sein. Das Buch über "Das Reich der Blumen …" aus dem Jahre 1750 zeigt die feine Beobachtung jener Botaniker und Künstler. Selbst die Erfindung der Lithografie (1798) konnte die hohen Herstellungskosten und das Risiko der Herausgeber nur bedingt mindern. Aber das Aufklärungssäkulum erfand auch den Gartenkalender für den bürgerlichen Hausgebrauch. Das älteste Exemplar der Sammlung, von C. C. L. Hirschfeld herausgegeben, stammt aus dem Jahre 1783.

Erst die Fotografie und das Fotodruckverfahren verbilligten die Herstellung botanischer Bücher, führten zu massenhafter Verbreitung sowie zu einer Flut unterschiedlichster Gartenjournale. Die "Gartenlaube" wurde zum Inbegriff der bürgerlichen Kultur des 19. Jahrhunderts. Mit der Massenproduktion aber verschwand das gekonnte, feine und akribische Zeichnen nach der Natur, wie es noch einmal in dem fünfbändigen Werk "Pelargonien" von 1829, Herausgeber Jacob Ernst von Reider, zu bewundern ist.

1926 nahm Dr. Robert Zander seine fruchtbringende Tätigkeit für den inzwischen zur "Deutschen Gartenbau-Gesellschaft" umbenannten Charlottenburger Verein mit seiner umfangreichen Buch- und Zeitschriftensammlung auf. 1936 fusionierte die Bibliothek mit weiteren Garten- und Obstbauverbänden. Zander ist zu verdanken, dass die Bücherei den Zweiten Weltkrieg - anders als die Sammlungen des Botanischen Gartens - unbeschadet überstanden hat. 1946 holte er die im Kriege nach Thüringen ausgelagerten Bestände nach Berlin zurück. Der Verein "Bücherei des Deutschen Gartenbaues" ehrte den Mehrer seiner Sammlungen durch Namensgebung seines Publikationsorgans "Zandera".

Hans Christian Förster

www.ub.tu-berlin.de
www.gartenbaubuecherei.de.vu

 

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