5/07
Mai 2007
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Da ist zurzeit kein Leben drin

Wie die Städte mit dem Problem leerer Geschäfte umgehen können

 
  Secondhandshop in Schwerin (oben) · Bemalungen sollen in Brandenburg/Havel den Leerstand
von Geschäften und Häusern kaschieren (unten)
© privat (2)
 
Warum das Ding beim Namen nennen, wenn es solche Worte wie Gewerbe- Immobilien-Börse, Flächenmanagement, Einzelhandelsinformationssystem oder Geschäftslagenmanagement gibt? „Von Leerstand sprechen die städtischen Verantwortlichen nicht so gern, wenn es genau um dieses Problem geht“, sagt die Stadtplanerin Ricarda Pätzold, die zusammen mit Prof. Dr. Dietrich Henckel und Anja Zahn im Auftrag des Deutschen Seminars für Städtebau und Wirtschaft in einer Studie die vielfältigen Aktivitäten der Städte im Umgang mit Ladenleerstand analysierte, systematisierte und die ostdeutschen Städte Gera, Schwerin und Brandenburg/Havel in Form von Fallstudien untersuchte.

Allen drei Städten ist gemeinsam, dass durch den Bau eines neuen innerstädtischen Einkaufszentrums die traditionellen Einkaufslagen in eine Randlage gerieten. Die Stadtplanerin spricht von der Verschiebung der „Gravitationszentren“. Unterschiedlich jedoch ist, wer sich in den Städten des Leerstandsproblems annahm. Ist es in Gera der Verein „Ja, für Gera“, eine privatwirtschaftliche Initiative, die sich zum Ziel gesetzt hat, das alte Zentrum wiederzubeleben, kümmert sich in Brandenburg das bei der Stadtverwaltung angesiedelte City-Management um leer stehende Geschäfte, und in Schwerin haben sich Einzelhändler und Hauseigentümer zusammengetan, um „ihre“ Straße vor dem Niedergang zu retten.

„Wir können kein Rezept vorlegen, wie von Leerstand bedrohte städtische Areale wiederzubeleben sind, aber wir können Wege aufzeigen, mit dem Problem umzugehen“, sagt Ricarda Pätzold. Wichtig sei vor allem, dass sich die Verantwortlichen Klarheit darüber verschaffen, was das Ziel ihres Leerstandsmanagements sei soll: Soll das Gebiet als Geschäftsstraße wiederbelebt oder zurückgebaut werden, weil einfach kein Bedarf vorhanden ist, soll es sich völlig neu profilieren oder erst einmal für künstlerische Aktionen zwischenzeitlich genutzt werden, um es als begehbaren städtischen Ort zu erhalten, solange eine tragfähige Idee oder das Geld für deren Umsetzung fehlt?, zählt Ricarda Pätzold mögliche Strategien auf. So könnten zum Beispiel Kunstprojekte oder Ausstellungen in Schaufenstern zumindest den Leerstand kaschieren.

In Schwerin haben die Einzelhändler selbst nach neuen alternativen Geschäftsideen gesucht, nachdem sich viele der alten Geschäfte nicht mehr halten konnten. „Mit Erfolg“, sagt Ricarda Pätzold. Entstanden sind unter anderem ein Secondhandshop, ein Antik-Café und ein Fahrradreparaturladen. Nischenangebote.

Ein zentraler Punkt ihrer Analyse ist, dass von der Ursache für den Leerstand in entscheidendem Maße abhängt, wie leicht er behoben werden kann oder wie schwierig es wird. „Lassen sich Gewerberäume nicht vermieten, weil sie in einem unsanierten Zustand sind, kann dagegen etwas unternommen werden. Ist die Ursache jedoch eine starke Konkurrenz an einem anderen Ort der Stadt und ist der Einzelhandel bereits an diesen anziehenderen Platz abgewandert, wird es schwierig, der verlassenen Straße wieder Leben einzuhauchen“, so Ricarda Pätzold, „aber es ist nicht unmöglich.“

Sybille Nitsche

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