Da ist zurzeit kein Leben drin
Wie die Städte mit dem Problem leerer Geschäfte umgehen können
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Secondhandshop in Schwerin (oben) · Bemalungen sollen in Brandenburg/Havel den Leerstand
von Geschäften und Häusern kaschieren (unten)
© privat (2) |
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Warum das Ding beim Namen nennen,
wenn es solche Worte wie Gewerbe-
Immobilien-Börse, Flächenmanagement,
Einzelhandelsinformationssystem
oder Geschäftslagenmanagement
gibt? „Von Leerstand
sprechen die städtischen Verantwortlichen
nicht so gern, wenn es
genau um dieses Problem geht“,
sagt die Stadtplanerin Ricarda Pätzold,
die zusammen mit Prof. Dr.
Dietrich Henckel und Anja Zahn im
Auftrag des Deutschen Seminars für
Städtebau und Wirtschaft in einer
Studie die vielfältigen Aktivitäten
der Städte im Umgang mit Ladenleerstand
analysierte, systematisierte
und die ostdeutschen Städte Gera,
Schwerin und Brandenburg/Havel in
Form von Fallstudien untersuchte.
Allen drei Städten ist gemeinsam, dass
durch den Bau eines neuen innerstädtischen
Einkaufszentrums die traditionellen
Einkaufslagen in eine Randlage
gerieten. Die Stadtplanerin spricht
von der Verschiebung der „Gravitationszentren“.
Unterschiedlich jedoch
ist, wer sich in den Städten des Leerstandsproblems
annahm. Ist es in Gera
der Verein „Ja, für Gera“, eine privatwirtschaftliche
Initiative, die sich zum
Ziel gesetzt hat, das alte Zentrum wiederzubeleben,
kümmert sich in Brandenburg
das bei der Stadtverwaltung
angesiedelte City-Management um
leer stehende Geschäfte, und in
Schwerin haben sich Einzelhändler
und Hauseigentümer zusammengetan,
um „ihre“ Straße vor dem Niedergang
zu retten.
„Wir können kein Rezept vorlegen,
wie von Leerstand bedrohte städtische
Areale wiederzubeleben sind, aber
wir können Wege aufzeigen, mit dem
Problem umzugehen“, sagt Ricarda
Pätzold. Wichtig sei vor allem, dass
sich die Verantwortlichen Klarheit darüber
verschaffen, was das Ziel ihres
Leerstandsmanagements sei soll: Soll
das Gebiet als Geschäftsstraße wiederbelebt
oder zurückgebaut werden,
weil einfach kein Bedarf vorhanden
ist, soll es sich völlig neu profilieren
oder erst einmal für künstlerische Aktionen
zwischenzeitlich genutzt werden,
um es als begehbaren städtischen
Ort zu erhalten, solange eine tragfähige
Idee oder das Geld für deren Umsetzung
fehlt?, zählt Ricarda Pätzold
mögliche Strategien auf. So könnten
zum Beispiel Kunstprojekte oder Ausstellungen
in Schaufenstern zumindest
den Leerstand kaschieren.
In Schwerin haben die Einzelhändler
selbst nach neuen alternativen Geschäftsideen
gesucht, nachdem sich
viele der alten Geschäfte nicht mehr
halten konnten. „Mit Erfolg“, sagt Ricarda
Pätzold. Entstanden sind unter
anderem ein Secondhandshop, ein
Antik-Café und ein Fahrradreparaturladen.
Nischenangebote.
Ein zentraler Punkt ihrer Analyse ist,
dass von der Ursache für den Leerstand
in entscheidendem Maße abhängt,
wie leicht er behoben werden
kann oder wie schwierig es wird. „Lassen
sich Gewerberäume nicht vermieten,
weil sie in einem unsanierten Zustand
sind, kann dagegen etwas unternommen
werden. Ist die Ursache jedoch
eine starke Konkurrenz an einem
anderen Ort der Stadt und ist der Einzelhandel
bereits an diesen anziehenderen
Platz abgewandert, wird es
schwierig, der verlassenen Straße wieder
Leben einzuhauchen“, so Ricarda
Pätzold, „aber es ist nicht unmöglich.“
Sybille Nitsche |
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