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Mai 2007
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Energieabgase in einer Tourismushochburg

Soll man einen ehemaligen Atommeiler bei Lubmin durch ein Steinkohlekraftwerk ersetzen?

Wasserprobenentnahme am ehemaligen Kernkraftwerk Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern
© privat

Da dem Blauen Planeten der Untergang vorausgesagt wird, sollte der Mensch auf der Erde so weiterwerkeln wie bisher, mutet es ein bisschen bizarr an, wenn ein Kernkraftwerk durch ein Steinkohlekraftwerk ersetzt werden soll. In Lubmin bei Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern jedoch gibt es genau diesen Plan, an der Stelle des ehemaligen Kernkraftwerkes einen Energiestandort mit einem Steinkohlekraftwerk sowie einem weiteren Gas- und Dampfkraftwerk zu errichten.

Angehende Landschaftsplaner der TU Berlin haben unter Leitung von Prof. Dr. Peter-Diedrich Hansen das Vorhaben unter ökologischen Gesichtspunkten bewertet. Ihr Fazit: Der Bau eines Steinkohlekraftwerkes in diesem Gebiet ist höchst brisant. Das Kernkraftwerksgelände liegt nicht nur in unmittelbarer Nähe von Landschaftsschutzgebieten wie dem Greifswalder Bodden mit höchster Schutzkategorie, von den Emissionen des Kraftwerks wären auch zwei Haupturlaubsgebiete Deutschlands betroffen – die Inseln Rügen und Usedom. Im Umkreis von 100 Kilometern wäre der Schadstoffausstoß noch spürbar.

„Bei der Verbrennung von fossilen Energieträgern entstehen Luftschadstoffe wie Schwefeldioxid und Stickoxide, die zur Bildung des sauren Regens beitragen. Findet die Verbrennung nicht vollständig statt, werden weiterhin Kohlenmonoxide, unverbrannte Kohlenwasserstoffe und Rußpartikel emittiert. Bei festen Brennstoffen können darüber hinaus erhebliche Mengen an Staub auftreten. Diese Emissionen und noch eine Vielzahl anderer schädigen nicht nur die Umwelt, sondern sind auch für den Menschen direkt gesundheitsschädigend“, heißt es im Abschlussbericht.

Natürlich haben die Studierenden bei ihrer Untersuchung berücksichtigt, wie wichtig eine solche millionenschwere Investition in dieser von Arbeitslosigkeit und Abwanderung gebeutelten Region wäre, und machten deshalb Alternativvorschläge: Um Lubmin als Energie- und Industriestandort zukünftig zu entwickeln, sollten Unternehmen angesiedelt werden, die mit umweltverträglichen und insbesondere landschaftsschutzverträglichen Kreislauftechnologien produzieren, leichte Industrien, Büroparks und Schulungszentren. Außerdem könnte der Block IV des ehemaligen Kernkraftwerks als touristische Attraktion erhalten werden, da es sich hier erstmalig um einen betriebsbereiten Reaktor handelt, der auf Beschluss der Bundesregierung Anfang der 1990er-Jahre nicht mehr ans Netz ging.

Nach der Wende sind Millionen Euro an Steuer- und Fördergeldern zur Entwicklung eines naturnahen Tourismus als strukturbildende Maßnahme in die Region geflossen. Vor diesem Hintergrund beurteilen die Studierenden die Pläne, ein Steinkohlekraftwerk in Lubmin zu errichten, als kontraproduktiv. Abschließend schreiben sie deshalb: „Ein zu kurzfristig gedachtes, wenig nachhaltiges Handeln kann unter Umständen mehr schaden als nützen.“

Susanne Sand

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