Deutsche Physikalische Gesellschaft feiert Jubiläum

"Energiememorandum" fordert drastische Verringerung des Kohlendioxidausstoßes


(rs) Fünf Tage lang, vom 20. bis 24. März, war Berlin das Zentrum der deutschen Physiker/innen. Rund 4.000 Mitglieder der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) trafen sich an der TU Berlin zu ihrer Jahresversammlung und feierten das 150jährige Jubiläum der DPG. Mit fast 3.000 Vorträgen und Posterbeiträgen wurde ein Überblick über die derzeitigen physikalischen Forschungsfelder gegeben. Außerdem gab die Gesellschaft mit einem "Energiememorandum" eine Stellungnahme zur zukünftigen Energiepolitik ab. Ihre Forderung: Der Ausstoß von Kohlendioxyd in Deutschland soll bis zum Jahr 2050 auf ein Fünftel der heutigen Werte gesenkt werden.

Im Mittelpunkt der Physikertagung stand der 150. Geburtstag der Deutschen Physikalischen Gesellschaft. Sie wurde im Januar 1845 als Physikalische Gesellschaft zu Berlin gegründet und ist heute mit 26.700 Mitgliedern die größte nationale Physiker-Vereinigung in Europa.

In rund 150 Hauptvorträgen und mehr als 1.500 Kurzvorträgen präsentierten die Physiker und Physikerinnen aktuelle Forschungsergebnisse. Ungefähr 650 Vorträge widmeten sich alleine der Halbleiterphysik, mehr als 400 beschäftigten sich mit Tieftemperaturforschung. Zählt man noch die 1.300 Posterbeiträge in den Gängen der Technischen Universität hinzu, summierte sich die Gesamtzahl der Beiträge auf rund 3.000.

Energiememorandum fordert weniger Kohlendioxid

Vor dem Hintergrund der weltweiten Klimaänderungen legte die DPG während der Tagung ein "Energiememorandum" vor. Darin fordern die Physiker, daß der Ausstoß von Kohlendioxyd in Deutschland bis zum Jahr 2050 auf ein Fünftel der heutigen Werte gesenkt wird. Um dies zu erreichen, schlagen die Physiker Reformen für alle energieverbrauchenden Bereiche vor.

Große Einsparmöglichkeiten sieht die DPG beispielsweise im Gebäude- und Heizungsbereich. Für den Wärmebedarf in der Industrie ist die vorgeschlagene CO2-Reduzierung allerdings nur mit Hilfe von Kernenergie zu verwirklichen, sagen die Verfasser des DPG-Papiers. Hochtemperaturreaktoren kleiner Leistung, die in etwa 20 Jahren einsatzbereit sein könnten, wären für die Erzeugung von Prozeßwärme bis 900deg. C geeignet.

DPG: Kernenergie bleibt notwendig

Auch in der Stromversorgung ist die Kernenergie laut DPG-Memorandum nicht zu ersetzen: so wird ein Energie-Mix vorgeschlagen, der zu maximal 37 Prozent aus fossilen Brennstoffen und zu 33 Prozent aus erneuerbaren Energien besteht. 30 Prozent sollen durch Kernenergie erzeugt werden.

Besonders große Probleme, den Kohlendioxyd-Ausstoß zu verringern, sehen die Verfasser des Memorandums im Bereich Verkehr - insbesondere angesichts des zunehmenden Flugverkehrs. "Eine Reduktion auf 20 % des heutigen Wertes", heißt es im DPG-Papier, "wird in diesem Bereich schwierig sein".


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