Im März vergangenen Jahres wurde vom Bundesrat die sogenannte "Sommersmog-Verordnung'' verabschiedet. Ab dem 1. Juli 1995 sieht diese vor, daß bei Überschreiten bestimmter Schadstoffkonzentrationen, im einzelnen sind das Stickoxide (NOx), Rußpartikel und Benzol, die Städte und Gemeinden das Recht haben, verkehrsbeschränkende Maßnahmen zu prüfen und einzuleiten. Im Extremfall kann dies bis zu einem allgemeinen Fahrverbot führen.
Die Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz hat nun in einer Untersuchung über Luft- und Lärmbelästigung in der Berliner Innenstadt festgestellt, daß die in der Verordnung genannten Grenzwerte schon heute größtenteils überschritten werden. Diese Situation wird sich in Zukunft noch weiter zuspitzen, da erstens ein noch höheres Verkehrsaufkommen erwartet wird und zweitens die Grenzwerte ab Juli 1998 weiter herabgesenkt werden. Stehen den Berlinern also in den kommenden Jahren ständige Fahrverbote bevor? Oder ist es möglich, eine andere Lösung für die drohenden Verkehrsprobleme dieser Stadt zu finden?
Der Berliner Senat ist in diesem Punkt sehr optimistisch. Er hat sich das Ziel gesetzt, Verkehrseinschränkungen durch den Einsatz modernster Antriebs- und Abgasreinigungstechniken zu vermeiden. In dem Berliner Innenstadt-Konzept "Ohne Kat nicht in die Stadt", das am 16. August 1994 verabschiedet wurde, sind folgende Bestimmungen vorgesehen:
Es ist allerdings fraglich, ob bei dem erwarteten Anstieg des Verkehrsaufkommens in der Berliner Innenstadt, diese Bestimmungen allein ausreichen, die geforderten Schadstoffbegrenzungen einzuhalten. Immerhin soll sich von 1990 bis 2010 in der Stadtmitte der PKW-Verkehr um das 2,3-fache, der Nutzfahrzeugverkehr sogar um das 4,4-fache erhöhen. Deshalb hat der Senat für Stadtentwicklung und Umweltschutz nun die Technische Universität Berlin und den Verein für Innovative Verkehrstechnik VIVT e.V. beauftragt, die "EinfühRung Emissionsarmer erdgasbetriebener NutzfahrzeugAntriebe in Berlin" (kurz: ERENA) zu untersuchen und vorzubereiten. Der Erdgasantrieb stellt nämlich nach Meinung des Bundesministeriums für Umwelt, des Umweltbundesamtes und zahlreicher Experten die derzeit am weitesten entwickelte, umweltverträglichste und preisgünstigste Alternative zum konventionellen Dieselantrieb dar.
Mit Hilfe dieser Technologie kann der Schadstoffausstoß um 50 bis 80% gesenkt werden, was sie außerdem noch zu einer sehr zukunftsträchtigen Methode macht. Denn sogar die in Brüssel andiskutierten EURO III-Werte für das Jahr 2000 werden deutlich unterschritten .
Damit sich der Betrieb von Erdgasfahrzeugen aber endgültig durchsetzen kann, muß noch einiges getan werden. Besonders wichtig ist dabei das Entstehen eines flächendeckenden Tankstellennetzes. Dazu sind derzeit erste Betankungsgroßanlagen (drei im Raum Berlin) geplant. Als kurzfristige Maßnahme bietet der Einsatz von Kleinanlagen eine praktikable Betankungsmöglichkeit. Die Errichtung solcher Betankungsanlagen wird von der Europäischen Union, dem Bundesministerium für Umwelt und von einigen Landesbehörden gefördert. Auch müssen immer mehr Firmen die Herstellung und Umrüstung von Erdgasfahrzeugen anbieten. Bei MAN, VW, Mercedes und der Charlottenburger Ingenieurgesellschaft Auto und Verkehr (IAV) ist dies bereits der Fall. In der Entwicklungsarbeit befinden sich weitere bekannte Anbieter wie beispielsweise FIAT/IVECO, Volvo und BMW.
Kristina Pfeil
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