Leserbrief

Alle Jahre wieder ärgern wir uns über den Erwin-Stephan-Preis, und mit uns zahlreiche Mitstudent/innen. Das hat verschiedene Gründe. Zum ersten ist der Preis nicht alleine von Erwin Stephan gestiftet worden, sondern von Herrn Stephan und seiner Frau, die niemals erwähnt wird und daher unbekannt bleibt.

Zweitens ist es das Ideal von Studieren und Studenten (Frauen bekommen den Preis ja doch fast nie, siehe die letzte Preisverleihung, TU intern 2/95), dem hier gehuldigt wird: Das einzige, was zählt, sind die Geschwindigkeit und die Noten.

Warum wird der Preis nicht einmal vergeben an eine Studentin, die während des Studiums alleine ein Kind großgezogen hat? Wann wird sich in den Lebensläufen der Preisträger einmal der Satz finden _Er engagierte sich intensiv in der Studenten/innenvertretung" (oder in den Projektwerkstätten oder, oder _)? Ganz davon abgesehen, daß Student/innen, die neben dem Studium Geld verdienen (müssen) und z.B. als Tutor/in arbeiten, bei den jetzigen Kriterien der Preisverleihung offenbar ohnehin keine Chance haben, da sich ein Nebenjob eben nicht mit einem Studium unterhalb der Regelstudienzeit vereinbaren läßt.

Wenn wir einmal soviel Geld haben sollten, um einen solchen zu stiften _ er würde bevorzugt an Student/innen gehen, die sich in der Universität in Gremien, Kommissionen, Studienreformprojekten etc. engagiert haben oder trotz besonders schwieriger Umstände ihr Studium gemeistert haben.

Almut Reichel, Maike Janßen/ Fachbereich 6 Verfahrenstechnik, Umwelttechnik, Werkstoffwissenschaften