Mehr Gesundheitsvorsorge für Bedürftige

Der Forschungsverbund "Public Health" stellt sich und seine 25 Projekte vor


(tui) Zum ersten Mal präsentierte sich der an der TU Berlin angesiedelte Forschungsverbund "Public Health" im März gemeinsam mit seinen 25 Projekten der Öffentlichkeit. Auf dem Forschungsmarkt "Public Health" im Lichthof der TU Berlin informierten sich rund 700 Teilnehmer/innen über Forschungsergebnisse und besprachen zukünftige Aufgabenfelder. Diskutiert wurde auch, wer besonders von den "Public Health"-Aktivitäten angesprochen werden muß: bedürftige Menschen etwa nutzen Vorsorgeangebote viel seltener als Menschen aus der sozialen Mittelschicht; darauf müssen sich auch die Gesundheitsberufe einstellen.

Vertreter von Krankenkassen, Krankenhäusern und Behörden sowie Ärzte und Angehörige anderer Gesundheitsberufe waren zum Forschungsmarkt im Lichthof der TU Berlin gekommen. Unter ihnen auch Repräsentanten des Bundesgesundheitsministeriums und des Forschungministeriums, das den Forschungsverbund seit 1992 mit rund 14 Millionen DM fördert. Sie informierten sich über die bisherigen Forschungsergebnisse und diskutierten, wie die neuen Erkenntnisse nun in die Praxis umzusetzen seien, etwa in der Drogenprävention oder der Altenhilfeplanung.

Wohin geht der Weg?

Wohin der Weg des Forschungsverbundes zukünftig führen soll, zeigte sich auf der Podiumsdiskussion "Perspektiven für Public Health in Berlin", an der unter anderem Ingrid Stahmer, Senatorin für Soziales, und der Gesundheitssenator Dr. Peter Lutter teilnahmen. Zur Sprache kam eine ganze Reihe von aktuellen "Public Health"-Forschungsthemen, darunter sozialverträgliche Stadtentwicklung, gesundheitsverträgliche Verkehrsplanung oder die Weiterentwicklung der kommunalen Gesundheitsberichterstattung. Außerdem: die Einführung von Umwelt- und Gesundheitsverträglichkeitsprüfungen und die Weiterentwicklung der Pflegeversicherung.

Interdisziplinarität auch in der Verwaltung

Einigkeit bestand unter den Gesprächsteilnehmern darüber, daß noch einige Voraussetzungen für eine erfolgreiche Arbeit zu schaffen seien, beispielsweise eine stärkere Bürgerbeteiligung für den Bereich gesundheitsorientierter Stadtentwicklung. An die Adresse der Verwaltungen in Bund, Ländern und Gemeinden ging die Forderung, endlich fachübergreifend zusammenzuarbeiten; alle gesundheitsrelevanten Ressorts sollten eine Interdisziplinarität üben, wie sie in der Hochschule bereits verfolgt wird. Das betreffe die Bereiche Gesundheit und Soziales genauso wie Stadtentwicklung, Wohnungsbau, Umwelt und Finanzen.

Zielpublikum genauer festlegen

Eine weitere Erkenntnis der Teilnehmer: die Aktiven des Bereichs "Public Health" müssen ihr Zielpublikum genauer festlegen. Denn verstärkte Aufmerksamkeit verdienen besonders die bedürftigen Gesellschaftsschichten. Sie werden nach den Erkenntnissen der Gesundheitsarbeiter noch zu wenig von Programmen und Initiativen angesprochen. Die aufgeschlossene Mittelschicht, so die Meinung der Anwesenden, interessiere sich ohnehin intensiv für Gesundheit und Vorsorgeprogramme.


Der Ergänzungsstudiengang "Gesundheitswissenschaften / Public Health", der sich auch auf dem Forschungsmarkt präsentierte, nimmt noch Studierende für das Wintersemester 1995/96 auf. Bewerbungsschluß ist der 30. April, nähere Informationen gibt es unter Tel. 314-23744

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