Sonstige Mitarbeiter müssen weiterqualifiziert werden

TU intern-Interview mit Karin Rosenberg, stellvertretendes EPK-Mitglied


(rs) An den Universitäten wird allerorten gespart, allen Statusgruppen geht es ans Leder - auch den "Sonstigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern". Wird ein Lehrstuhl eingespart, dann kann es für die nichtwissenschaftlichen Angestellen häufig düster aussehen. Zwar haben sie in der Regel unbefristete Beschäftigungsverhältnisse und können nicht einfach gekündigt werden. Aber durch jahrelange Arbeit in einer Position sind sie auch sehr spezialisiert - zu spezialisiert, um problemlos innerhalb der Universität auf eine neue Position zu wechseln. Was geschieht eigentlich mit den Handwerkern und Boten, den Ingenieuren und Technikern, den Verwaltungsangestellten und dem Bibliothekspersonal? Die Entwicklungs- und Planungskommission (EPK) der TU Berlin, hat dazu kürzlich einen Grundsatzbeschluß gefaßt. TU intern fragte Karin Rosenberg, stellvertretendes EPK-Mitglied für die sonstigen Mitarbeiter, worum es in dem Beschluß geht.


TU intern: Was ist der Hintergrund dieses Beschlusses?

Karin Rosenberg: Es wird in Zukunft kaum neue Stellen im Bereich der sonstigen Mitarbeiter geben. Wenn eine Professur neu besetzt wird, muß die Personalausstattung aus den vorhandenen Mitarbeitern gedeckt werden. Wenn die Qualifizierung nicht ausreichend ist, kann der Mitarbeiter nicht übernommen werden, und für ihn entsteht dann so etwas wie "Beschäftigungslosigkeit auf dem Arbeitsplatz". Beim Auslaufen von Professorenstellen ohne Wiederbesetzung ist das Problem noch augenscheinlicher. Bei dem wissenschaftlichen Personal ist das übrigens kein Problem: da laufen die Verträge ohnehin nach fünf Jahren aus.

Wie ging man bisher damit um?

Bisher wurden freiwerdende Professuren im allgemeinen wieder besetzt. Ein Teil der Mitarbeiter wurde übernommen. Ansonsten, wurde versucht, die Leute woanders unterzubringen. Aber jetzt liegt der Hochschulentwicklungsplan III auf dem Tisch. Der sieht vor, daß circa 26 Prozent der Professuren in Zukunft wegfallen. Da kann man sich an fünf Fingern abzählen, daß das nichtwissenschaftliche Personal auch reduziert werden muß.

In andere Tätigkeitsbereiche zu wechseln, scheint für die sonstigen Mitarbeiter nicht leicht zu sein. Im Beschluß der EPK wird festgestellt, daß die Qualifikationen dieses Personals "in vielen Bereichen" nicht mit denkbaren neuen Aufgabenfeldern übereinstimmt. Warum ist das so?

Die Leute sind sehr spezialisiert, und die Aufgabenstellungen haben sich unter anderem durch die Einführung neuer Technologien geändert.Wenn man sich den Arbeitsplatz einer technischen Zeichnerin vorstellt - den gibt es heute gar nicht mehr so wie vor zehn Jahren. Wenn jemand fünfzehn oder zwanzig Jahre auf einem Arbeitsplatz als technischer Mitarbeiter gearbeitet hat - und sozusagen mit seinem Professor alt geworden ist - ist es für ihn nicht unbedingt einfach, auf eine neue Stelle zu wechseln.

Was soll man nach Meinung der EPK in Zukunft machen?

In ihrem Beschluß fordert die EPK, daß Umqualifizierungs- oder Weiterqualifizierungsmaßnahmen für diese Mitarbeiter angeboten werden, damit sie auf andere, freiwerdende Positionen wechseln können. Das erscheint uns als die einzige Möglichkeit, den absehbaren Überhang an sonstigen Mitarbeitern zu verkleinern. Man kann ja die Leute nicht einfach auf die Straße setzen. Sie müssen qualifiziert werden, um weiter beschäftigt werden zu können.

Außerdem muß auch eine gewisse Flexibilität im Denken und im Verhalten der sonstigen Mitarbeiter geweckt werden. Zum Beispiel, daß man sich auch vorstellen kann, in einem anderen Bereich zu arbeiten.

Wie kann man diese Flexibilität wecken?

Durch Motivation. Indem man zum Beispiel aufzeigt, wie die Situation aussehen kann, wenn man nichts dagegen tut. Motivierend wäre auch die Möglichkeit, für höherqualifizierte Arbeiten mehr Geld zu bekommen. Und außerdem sind auf einem besser qualifizierten Arbeitsplatz im allgemeinen auch interessantere Tätigkeiten zu erledigen. Aber ob das ausreicht?

Wer muß denn jetzt die Initiative ergreifen?

Die Fachbereiche und die Universitätsleitung. Die EPK hatte im Mai vergangenen Jahres an alle Fachbereiche geschrieben, mit der Bitte, Anregungen zur künftigen Ausstattung mit sonstigen Mitarbeitern zu erhalten. Es sollten für den HEP III neue Berechnungsmodi erarbeitet werden. Die alten hatten sich als unzureichend erwiesen. Der Rücklauf aus den Fachbereichen war enttäuschend. Jetzt hat die EPK ihren Grundsatzbeschluß ebenfalls an alle Fachbereiche verschickt mit der Aufforderung, zukünftige Aufgabenfelder zu definieren, damit die entsprechenden Weiterbildungsmaßnahmen beginnen können.

Der Präsident muß das Weiterbildungsreferat beauftragen, mit der Organisation der Qualifizierungsmaßnahmen schnellstmöglich zu beginnen. Außerdem können die sonstigen Mitarbeiter auch etwas tun. Sie sollten sich über ihre Gremienvertretung in den Fachbereichen nach dem Stand der Angelegenheit erkundigen. So kann dort Druck ausgeübt werden.

In dem EPK-Beschluß heißt es: "Die Akzeptanz der notwendigen Maßnahmen ist gegenwärtig weder bei den Fachbereichen noch bei den Mitarbeitern/Mitarbeiterinnen groß." Warum?

Vielleicht, weil plötzlich Kreativität gefordert ist. Man muß sich mit einer ungewohnten Situation auseinandersetzen. Außerdem werden Menschen immer erst aufmerksam, wenn sie selbst betroffen sind. Und so lange noch jemand warm und trocken sitzt, sieht er selten die Notwendigkeit ein, sich über die Zukunft Gedanken zu machen.