Gehen die Medienberater baden?

Erfolgreiches Studienmodell in der Diskussion


Der Medienausbildung an der TU Berlin
droht das Ende. Mit der möglichen Ein
stellung des Studiengangs Diplom-Me
dienberatung riskiere man den Verlust ei
nes der innovativsten und erfolgreichsten
Lehrangebote, warnen die Macher des
Studiengangs. Auf seiner Sitzung am
6. Dezember regte der Akademische Se
nat nun neue Überlegungen zur Fort
führung des Studiengangs an. Den Stand
der Dinge schildert der folgende Beitrag:

In Fachkreisen stößt die bisherige stiefmütterliche Behandlung des einzigen medienwissenschaftichen Schwerpunktes an der TU Berlin auf Unverständnis: So zeigen Wirtschaftsprognosen für den Informations- und Kommunikationssektor einen europaweiten Bedarf von ca. 60 Millionen Beschäftigen bis zum Jahr 2000. Berufs- und Wirtschaftsverbände fordern schon lange ein Umdenken auf dem Bildungsmarkt: Gefragt ist nicht mehr das einseitige Spezialistentum, sondern ein fächerübergreifendes, praxisbezogenes Studium.

Bereits 1986 hatte die TU Berlin als erste deutsche Universität diese Zeichen erkannt und mit dem Hauptstudiengang Diplom-Medienberatung eine interdisziplinär-medienwissenschaftliche Ausbildung ins Leben gerufen. Seither haben Absolventen eines ingenieur-, natur-, geistes- oder sozialwissenschaftlichen Grundstudiums an der TU Berlin die Möglichkeit, sich innerhalb eines fünfsemestrigen Hauptstudiums mit medienspezifischen Fragestellungen zu beschäftigen. Die Zusammenarbeit mit Firmen und Persönlichkeiten aus der Kultur- und Medienpraxis ermöglicht vielen einen schnellen Einstieg in das Berufsleben. Ca. 80% der bisherigen Absolventen arbeiten heute in den Massenmedien, in kulturellen Einrichtungen, Bildungseinrichtungen oder in der freien Wirtschaft.


Ein Studiengang geht baden: Um zu demonstrieren, daß ihnen das Wasser bis zum Hals steht, verlegten angehende Medienberater ihr Seminar ins Schwimmbad. Aber auch dort schwang der drohende Hammer "TU" über ihnen. Wie es weitergeht, wird sich am 31. Januar zeigen

Trotz der nahezu einhelligen Anerkennung der Leistungen des Studiengangs, tut sich der Fachbereich 1 Kommunikations- und Geschichtswissenschaften schwer, die notwendigen Grundlagen für eine endgültige Etablierung der Medienberatung an der TU Berlin sicherzustellen. Der strittige Punkt ist die Finanzierung der Stelle von Professor Friedrich Knilli nach seiner Emeritierung 1998.

Die 465 eingeschriebenen Studenten befürchten bis dahin eine drastische Verschlechterung der Lehrqualität. Sie müssen bereits jetzt mit nur zwei Tutoren auskommen. Die anstehende Wiederbesetzung der einzigen C1-Stelle im nächsten Jahr gilt als unsicher. Am 31. Januar '96 wird der Akademische Senat über die Zukunft des Studiengangs entscheiden.

Alexander Brante, Joachim Elsner, Arne Klein (Studiengang Diplom-Medienberatung)


[TU Berlin] [Pressestelle] [TU intern] [Dezember '95]