Leistungs- und Erfolgskontrollen für die Verwaltung?!

Eine Umfrage unter TU-Angehörigen: Hat eine Verwaltungsreform an der Technischen Universität Berlin Aussicht auf Erfolg?


(rk) Wenn man an der Universität sparen will, muß man zuallererst bei der Verwaltung anfangen". So die einen. "Wir ersticken jetzt schon in Arbeit und brauchen eher mehr Mitarbeiter als weniger". Erwidern die anderen. Ein heißes Eisen. Ist eine Verwaltungsreform nötig? Wenn ja, wie soll sie aussehen? Eine klare Antwort fehlt bisher, auch wenn dieses Thema bereits seit geraumer Zeit an der Technischen Universität Berlin diskutiert wird. Unsere folgende Umfrage soll ein kleiner Beitrag zu dieser Diskussion sein.

Dipl.-Ing. Walter Zeisset, Leiter der Fachbereichsverwaltung Fachbereich Verfahrenstechnik, Umwelttechnik, Werkstoffwissenschaften:

Ich merke bisher nichts von einer Verwaltungsreform. Die einzelnen Betroffenen müßten in die Entscheidungen zu solch einer Reform mehr einbezogen werden. Und vor allem müssen klare Richtlinien her. Eine wirkliche Reform müßte bereits bei einer Vereinfachung und damit auch einer Verringerung von Verwaltungsvorgängen ansetzen. Ein Problem ist doch auch, daß die Verantwortlichkeit der einzelnen Beteiligten immer wieder in Frage gestellt wird. Die, die Verantwortung übernehmen müssen oder wollen, dürfen dies tatsächlich oft nicht.

Dipl.-Math. Peter Iwanowski, Akad. Oberrat am Fachbereich Mathematik:

Überspitzt formuliert möchte ich sagen, daß die Verwaltung ihre Aufgabe darin sehen müßte, Lehre und Forschung zu unterstützen, und sie nicht als Alibifunktion nimmt, um sich selbst zu verwalten. Ich glaube, wenn wir die Hälfte der Verwaltungsleute entlassen würden, würden wir kaum etwas davon in den Hauptaufgaben spüren, weil diese Hälfte damit beschäftigt ist, die Verwaltung zu verwalten. Also, wir haben auf jeden Fall eine zu große Verwaltung. Die Chancen, die Verwaltungsreform durchzusetzen, halte ich allerdings für gering. Dazu ist der Kanzler zu mächtig und der Präsident zu schwach. Ich glaube nicht, daß es im Interesse des Kanzlers liegt, diese Reform wirklich durchzuführen.

Elke Röth, Stellvertretende Vorsitzende des Personalrates:

Im positivsten Sinne erwarte ich, daß die Kommunikation zwischen der zentralen Universitätsverwaltung (ZUV) und den Fachbereichen verbessert wird. Geklärt werden muß auch, was bleibt in der ZUV und was kann dezentral erledigt werden. Allerdings stimme ich auch mit dem Kanzler überein, daß es fast unmöglich ist, unter dem gleichzeitigen Auflagenbeschluß, der eine zehnprozentige Einsparung von Stellen verlangt, hier eine positive Regelung einführen zu können. Die Mitarbeiter sind doch nicht zu motivieren, ernsthaft darüber nachzudenken, was verbessert werden könnte, wenn sie gleichzeitig um ihren Arbeitsplatz bangen müssen. Was mit einer Verwaltungsreform erreicht werden müßte, ist eine Verflachung der Hierarchien, eine Stärkung der Selbständigkeit auf der Sachbearbeiterebene und ein regelmäßiger oder wenigstens gelegentlicher Austausch der Mitarbeiter von ZUV und Fachbereichen.

Olaf Kramm, Personalwirtschaftsstelle:

Wenn man nur die Organisation und die Abläufe reformieren will, wird das nicht sehr viel weiter helfen. Wir können also nur dann erfolgreich sein, wenn die Verwaltungsreform flankiert wird von einer Reform in den Köpfen der Mitarbeiter. Wir müssen uns auf die alten Tugenden Leistung, Einsatzbereitschaft und Tragen von Verantwortung besinnen. Dieses muß begleitet werden durch die Bereitschaft der Vorgesetzten. Ich denke da beispielsweise an das Schlagwort "Kooperativer Führungsstil". Eingeführt werden müssen auch eine Leistungs- und eine Erfolgskontrolle. Die Chancen für eine solche Reform sehe ich schwierig, aber die Leitung muß die Bereitschaft für dieses Umdenken vor allem bei den Vorgesetzten durchsetzen. Aber ich glaube, daß die Intentionen des Kanzlern jetzt in diese Richtung zielen.

Prof. Jürgen Starnick, Fachbereich Chemie:

In jedem grünen Buch bedurfte es vor zehn Jahren, als ich Präsident dieser Universität war, lediglich zweier Seiten, um die Stellen zu benennen, die dem Präsidenten und dem Kanzler zugeordnet waren. Heute sind dies fünf dicht bedruckte Seiten. Das ist fast eine Verdreifachung des Personals für die höheren Weihen der Universität, während die Fachbereiche Stellen einstellen mußten. Ich schließe daraus, daß Verwaltungsreform ein stetiger Vorgang ist, bei dem ein Wasserkopf bläht, bis er platzt.

Ines Wolsdorff, Wirtschaftsingenieur-Studentin:

Von einer Diskussion um eine Verwaltungsreform habe ich direkt noch nichts mitbekommen. Mitbekommen habe ich allerdings schon die Verwaltung. Und da ist mein Eindruck, daß vieles zu lange dauert und daß sich viele Personen generell stur stellen. Ich denke, daß für die TU Berlin Gleiches gilt wie für viele andere Verwaltungen, nämlich daß Verwaltungen im Sinne einer höheren Effektivität abgebaut werden sollten. Gefordert ist mehr Flexibilität. In bezug auf die TU Berlin erwarte ich als Studentin einfach, daß die Verwaltung funktioniert. Wenn ich mich als Studentin auch noch um viele Verwaltungsvorgänge kümmern muß, schaffe ich doch mein Studium nicht mehr.

Ulrich Eggert, Student des Technischen Umweltschutzes:

Gehört von einer angestrebten Verwaltungsreform habe ich noch nicht. Meine Erfahrungen mit der Universitätsverwaltung allerdings sind eher negativ. Beispielsweise habe ich mehr als ein halbes Jahr auf meinen Studentenausweis fürs Wintersemester gewartet. Das ärgert einen natürlich schon. Aber ich muß auch sagen, daß es Verwaltungsbereiche gibt, in denen es wesentlich schneller geht. Ein Beispiel hierfür ist die Anmeldung ins Rechenzentrum, die lediglich drei Tage dauerte. Sicherlich ist die Verwaltung der TU Berlin sehr groß, aber ob das zu viel oder zu wenig ist, kann ich als Student nicht einschätzen.

Prof. Werner Dahlheim, Fachbereich Kommunikations- und Geschichtswissenschaften:

Eine Verwaltungsreform halte ich für dringend erforderlich. Voraussetzung dafür wären verschiedene Schritte: Erster Schritt sollte ein öffentlich zu machender Vergleich der Verwaltungen der Universitäten Aachen und München, beides große Technische Universitäten, mit dem Verwaltungsaufwand an der TU Berlin sein; zweiter Schritt wäre eine Befragung der Dekane der TU Berlin, wo sie aufgrund ihrer Erfahrungen der Überzeugung sind, daß die zentrale Verwaltung abgespeckt werden kann; Schritt drei wäre eine Überprüfung der Möglichkeiten, Kompetenzen, die in der ZUV beheimatet sind, in die Fachbereiche - bei gleichzeitiger Überprüfung, ob das stellenneutral gemacht werden kann - zu verlagern. Zwei Beispiele dafür, daß Stellen in der ZUV abgebaut werden könnten, ohne daß dafür in den Fachbereichen neue Stellen geschaffen werden müßten, sind die Reisekostenabrechnung und die Verlagerung der Prüfungsvorgänge. Gegebenenfalls könnten man als vierten Schritt überlegen, daß eine unabhängige Wirtschaftskommission das Verwaltungsgebahren der TU Berlin überprüft. Alles dies müßte unter der Überschrift geschehen, daß es nicht mehr angeht, daß pausenlos Kürzungsvorschriften für Fachbereiche kommen, ohne daß gleichzeitig auch in der ZUV gespart werden muß. Große Teile der ZUV müssen lernen, daß ihre Aufgabe gegenüber den Fachbereichen eine dienende und keine herrschende ist.


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