Ergebnisse eines zweitägigen Seminars an der TU Berlin
Ergebnisse arbeitspsychologischer Forschung an der Technischen Universität Berlin für die praktische Betriebs- und Personalratsarbeit nutzbar zu machen - dies war das Anliegen eines zweitägigen Seminars, das Ende Februar im gemeinsamen Auftrag der "Kooperationsstelle Wissenschaft/Arbeitswelt" und dem Arbeitsbereich "Weiterbildung" der Zentraleinrichtung Kooperation durchgeführt wurde. Im Mittelpunkt des Seminars stand die praktische Erprobung des Leitfadens "Büroalltag unter der Lupe". Mit seiner Hilfe können Schwachstellen am Büroarbeitsplatz erkannt und Verbesserungsvorschläge entwickelt werden, um die Gesundheit und das Wohlbefinden der Beschäftigten zu fördern.
Eine gute betriebliche Organisation vermeidet Streß am Büroarbeitsplatz
Hintergrund des Seminars war ein vom Bundesforschungsministerium gefördertes Projekt, das zwischen 1988 und 1993 am Institut für Humanwissenschaft in Arbeit und Ausbildung der TU Berlin durchgeführt wurde. Es behandelte die Fragestellung, wie spezifische Anforderungen und Belastungen der Arbeit im Büro die psychosoziale Gesundheit beeinflussen. Sein Titel lautete "Anforderungen und Belastungskonstellationen in Industrieverwaltungen und psychosoziales Befinden, AIDA".
Einfluß nehmen auf Arbeitsbedingungen
Ergebnisse des AIDA-Projekts: Zum einen erwiesen sich psychische Belastungen als gesundheitlich beeinträchtigende Bedingungen der Arbeit, zum anderern konnten Denk- und Planungserfordernisse in der Arbeit als gesundheitsfördernde Bedingungen der Arbeit identifiziert werden. Die weitere Arbeit des Projekts bestand in der Erstellung eines Arbeitsanalyseverfahrens sowie des Praxisleitfadens "Büroalltag unter der Lupe".
Um betriebliche Interessenvertretungen in ihrem Anliegen zu unterstützen, auf die Gestaltung von Arbeitsbedingungen Einfluß zu nehmen, hatte Hannelore Reiner von der Zentraleinrichtung Kooperation der Technischen Universität Berlin die Durchführung eines entsprechenden Seminars angeregt. Vor dem Hintergrund zentraler Ergebnisse des AIDA-Projekts sollte es Kenntnisse in der Anwendung des Praxisleitfadens "Büroalltag unter der Lupe" vermitteln.
Der erste Tag des Seminars wurde genutzt, um die im Projekt AIDA ermittelten Erkenntnisse zu vermitteln. Deutlich wurde dabei, daß Arbeitsplätze nicht zwangsläufig geringen Entscheidungsspielraum besitzen und hohen Belastungen ausgesetzt sind. Vielmehr entstehen diese Arbeitssituationen erst durch die jeweilige betriebliche Arbeitsorganisation. Belastungen wie Unterbrechungen durch Nachfragen von Kollegen oder Kunden, Probleme mit dem Informationsfluß oder Zeitdruck durch zu knappe Terminvorgaben sind Ergebnisse unzureichender Arbeitsorganisation und wären durch eine bessere Arbeitsgestaltung vermeidbar.
Häufige Ursache: Unterbrechungen
So sind beispielsweise viele Unterbrechungen und Probleme mit dem Informationsfluß auf eine zu starke Arbeitsteilung zurückzuführen. Nachfragen kommen erst dadurch zustande, daß die Bearbeitung eines Vorgangs auf verschiedenen Personen mit unterschiedlichen Entscheidungsbefugnissen verteilt ist. Viele Fragen würden überflüssig, wenn die Bearbeitung eines Vorgangs "in einer Hand" läge.
Im Anschluß an die Darstellung dieser Forschungsergebnisse wendeten die TeilnehmerInnen den Leitfaden "Büroalltag unter der Lupe" auf ein betriebliches Fallbeispiel an. Dabei wurden die Arbeitsbedingungen einer Sachbearbeiterin im einzelnen untersucht, strittige Fragen und Verbesserungsvorschläge für den Arbeitsplatz wurden im Rollenspiel diskutiert.
Leitfaden ist handhabbar
Obwohl sich der Teilnehmerkreis des Seminars überwiegend aus Personal- und Betriebsräten des universitären Bereichs zusammensetzte, während der Praxisleitfaden primär Arbeitsbereiche von Industrieverwaltungen abdeckt, war die Resonanz ausgesprochen positiv: Der Leitfaden erwies sich als handhabbar und interessant auch für aktuelle betriebliche Probleme der TeilnehmerInnen.
Cordula Pleiss, Institut für Humanwissenschaften in Arbeit und Ausbildung,
Antje Ducki, Gesellschaft für betriebliche Gesundheitsförderung
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