Nach sechs Jahren wird ein ehemaliges studentische Alternativprojekt zur Pflichtveranstaltung für den Studiengang Technischen Umweltschutz
Im Studiengang Technischer Umweltschutz hat sich seit sechs Jahren eine ungewöhnliche Lehrform bewährt: das Planspiel "Einführung in die Abfallwirtschaft". In der neuen Studienordnung, die kürzlich vom Fachbereichsrat verabschiedet wurde, ist jetzt eine neue, erweiterte Version des Planspiels als Pflichtveranstaltung vorgesehen. Sie soll sechs Semesterwochenstunden umfassen und die Studierenden des Grundstudiums in den Technischen Umweltschutz einführen.
Steifer Kragen und Schlips: Auch das Outfit muß stimmen, wenn die angehenden Umwelttechniker beim Planspiel die realen Konflikte um die Abfallwirtschaft nachspielen
Auch in diesem Sommersemester verwandeln sich wieder Studierende des Technischen Umweltschutzes im vierten Fachsemester in Kommunalpolitiker, Umweltministerinnen, engagierte Bürgerbewegte oder Vertreterinnen von Industrie- und Handelskammern. Einmal in der Woche sind sie dann in einem etwas ungewohnten Seminar damit beschäftigt, einer imaginären Kommune ein neues Abfallkonzept zu geben. Die Gemeinden, in denen sich das ganze abspielt, haben bezeichnende Namen wie Schnupperqual, Inertfurt und Deponitz.
Fast wie im wirklichen Leben
Die Diskussionen, die in dieser Art auch auf einer Bürgeranhörung oder im Gemeinderat stattfinden könnten, sind hart in der Sache, manchmal auch polemisch. Es gilt schließlich die eigenen Interessen in der zukünftigen abfallwirtschaftlichen Planung durchzusetzen - fast wie im wirklichen Leben. Durch den Diskussionsprozeß und den aktiven Umgang mit dem Thema erlernen die Studierenden auf gründliche und praxisnahe Weise die Grundlagen der Abfallwirtschaft.
Im Vergleich mit anderen Veranstaltungen werden in dieser Lernform die Zusammenhänge zwischen Technik, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft besonders deutlich. Das Lernen im Planspiel ist nie Selbstzweck. Fakten und Daten werden gebraucht, um die Mitspielerinnen und Mitspieler in der Diskussion durch die besseren Argumente zu überzeugen. Auf diese Weise stellt ein Planspiel eine besondere Motivation dar, sich das für das konkrete Problem benötigten Wissen anzueignen.
Jährlich 60 bis 90 Studierende
Seit 1989 gibt es das Studienreformprojekt Planspiel "Einführung in die Abfallwirtschaft". Seitdem nehmen jährlich 60 bis 90 Studierende des Technischen Umweltschutzes daran teil. Und auch Studentinnen und Studenten anderer Fachbereiche interessieren sich zunehmend für das Planspiel. Sie haben die Möglichkeit, eine Prüfung abzulegen, die sie eventuell für den Wahl- oder Wahlpflichtbereich ihres Studienganges anrechnen lassen können.
Nun hat der Fachbereichsrat des Fachbereichs 6 Verfahrenstechnik, Umwelttechnik, Werkstoffwissenschaften eine neue Studienordnung für den Technischen Umweltschutz verabschiedet. Sie verschaffte der ehemaligen Alternativveranstaltung eine ganz neue Rolle. Bisher war das Planspiel auf vier Semesterwochenstunden organisiert und fachspezifisch auf die Abfallwirtschaft ausgerichtet. In Zukunft soll es auf sechs Semesterwochenstunden aufgestockt werden und eine Pflichtveranstaltung sein, die der Einführung in den Technischen Umweltschutz für alle Studierenden des Technischen Umweltschutzes dient. Damit soll im Grundstudium der Schritt hin zu einer fächerübergreifenden Ausbildung gemacht werden.
Bestätigung und Herausforderung
Für die Mitglieder der Arbeitsgruppe Planspiel ist diese Veränderung einerseits eine Bestätigung ihrer bisherigen Arbeit, andererseit ist sie eine große Herausforderung. Denn aufbauend auf den bisherigen Erfahrungen muß ein neues Planspielkonzept erarbeitet werden, das neben der Abfallwirtschaft weitere Fachgebiete des Technischen Umweltschutzes integriert.
Die Arbeitsgruppe macht sich Gedanken dazu, und auch von Professorenseite wurde bereits angekündigt, an der Neukonzeptionierung des Planspiels mitzuarbeiten. Beide Gruppen werden sich nun gemeinsam abstimmen müssen, denn das neue Konzept ist bald nötig. Voraussichtlich im Sommersemester 1996 soll das erste "neue" Planspiel aufgeführt werden.
Tim Hermann, Arbeitsgruppe Planspiel
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