Ein Pionier der Raumfahrt

Die Autobiografie Heinz-Hermann Koelles


(cho) Wer kann von sich behaupten, daß er sich seine Träume erfüllt hat? Heinz-Hermann Koelle, langjähriger Professor für Raumfahrt an der TU Berlin, kann das. Schon als Kind schwärmte er von der Luft- und Raumfahrtforschung. Mit seiner Beteiligung an den US-Raumfahrt- und Raketenprogrammen zwischen 1955 und 1965 hat er sich nicht nur diesen Traum erfüllt, sondern auch einen wichtigen Beitrag zur Erforschung des Weltalls geleistet. In seiner jüngst erschienen Autobiografie spricht er denn auch von der Mondlandung als dem Ereignis des Jahrhunderts, das man nicht vergessen und auf das man auch noch in tausend Jahren zurückblicken wird.

Im Zweiten Weltkrieg meldete sich Heinz-Hermann Koelle aus Leidenschaft für die Fliegerei und auch aus Vaterlandsliebe freiwillig zur Luftwaffe. Jedoch räumt er heute ein, damals der Zeit des Dritten Reiches unkritisch und in gewisser Weise naiv gegenüber gestanden zu haben. In der Kriegsgefangenschaft in den USA habe er das Verbrecherische des NS-Regimes und den Einfluß der NS-Propagandamaschinerie erkannt und seine Lehren daraus gezogen.

Es ist auffällig, wie schnell Heinz-Hermann Koelle danach in der Lage war, die Geschehnisse der Vergangenheit hinter sich zu lassen, um beharrlich an seinen Plänen und Träumen zu arbeiten. Beinahe nahtlos fügten sich Maschinenbau-Studium, berufliche Entwicklung und die Verfolgung seiner ehrgeizigen Raumfahrtpläne mit der Übersiedlung in das amerikanische Raketenforschungszentrum Huntsville ineinander. Dort arbeitete er zusammen mit Wernher von Braun und anderen ehemaligen Raketenwissenschaftlern des Dritten Reiches an Projekten wie den Trägerraketen Explorer oder Saturn.

Nach zehnjähriger Forschung in den USA wurde Heinz-Hermann Koelle 1965 Professor am Institut für Luft- und Raumfahrt der TU Berlin, wo er bis zu seiner Emeritierung 1991 tätig war.

Das Buch soll aber nicht nur eine Dokumentation, sondern auch eine Rechtfertigung, eine Bilanz seines bisherigen Lebens sein, die er im Schlußkapitel zieht..

Der Lesefluß wird jedoch leider durch die Vorliebe des Autors für Zahlen und statistische Angaben aller Art gehemmt. Es hätte dem Buch außerdem gutgetan, wenn einige Passagen weniger ausführlich abgehandelt worden wären.


Heinz-Hermann Koelle, Werden und Wirken eines deutsch-amerikanischen Raumfahrtprofessors, Wissenschaft und Technik Verlag Dr. Jürgen Groß, Berlin 1994, 360 Seiten, 48,- DM.
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