Vom 12. bis 16. Juni wird das Studentinnen- und Studentenparlament gewählt - Von wem eigentlich?
"Ich fühle mich nicht genügend informiert" und "Das Wählen bringt ja eh nichts" sagen die einen. "Dann macht Euch doch selber schlau" sagen die anderen und argumentieren, wer nicht wählt, schmälert die studentische Mitbestimmung immer mehr. Eins ist bei aller Meinungsverschiedenheit unbestritten: Die Nichtwählerinnen und Nichtwähler sind in der Mehrheit. In den vergangenen sechs Jahren stellten sie mit Anteilen von 75 und 82 Prozent die mit Abstand größte Fraktion unter allen Wahlberechtigten.
Simone Schug, Biotechnologie, 14. Semester: Die letzten Male bin ich aus Bequemlichkeit nicht zu den Wahlen gegangen.Ein bißchen schlechtes Gewissen ist schon dabei. Aber wenn ich zum Zeitpunkt der nächsten Wahl da bin, gehe ich vielleicht hin. Was passieren müßte, damit ich da ohne wenn und aber hingehe? Dazu habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Bessere Informationen vielleicht. Wenn dann zur Wahl Zettel rumgereicht werden mit Bildern und Beschreibungen von den Leuten, habe ich trotzdem keinen Bezug zu denen. Das sind dann irgendwelche Paßfotos, und die beschreiben, was sie vorhaben und an welchem Fachbereich sie studieren. Es müßte Veranstaltungen geben, wo sich die Kandidaten vorstellen und wo man sie life sehen kann. Damit man überhaupt weiß, wen man da wählt.
Nadja Wisniewski, Lehramt Chemie und Mathe, 4. Semester: Ich war auch schon die letzten Jahre immer bei den Wahlen. Und ich gehe auch zu den nächsten wieder hin. Für mich ist das gar keine Frage, ob ich zur Wahl gehe oder nicht. Ich finde es ziemlich doof, wenn Leute sagen, sie seien nicht genügend informiert. Sie können sich doch informieren. Es hängt ja genug aus überall an sämtlichen Fachbereichen. Und dann steht ja auch noch etwas in den Unizeitungen, die überall ausliegen. Ich denke das ist alles Faulheit, zu sagen "Ich habe dann keine Zeit" oder "Das schaffe ich nicht da hin". Das ist alles vorgeschoben. Wenn man hin will, kann man da auch hingehen. Ich finde Wahlen sind die kleinste Möglichkeit, wo ich noch mitgestalten kann.
Sylvia Schiesser, Politikwissenschaft, Soziologie und Neuere Deutsche Literatur, 4. Semester: Ich glaube, das letzte Mal ich habe bei den vorletzten Wahlen mitgewählt. Da habe ich mal von den "Biertrinkern" gehört. Und dann gab es da diese "Radfahrer-Initiative" und solche Sachen. Das fand ich sehr dubios. In dem Moment, in dem ich sehe, das meine Interessen vertreten werden, würde ich auch wählen gehen. Ich stelle mir da Dinge vor, die an der Uni verändert werden. Nicht, daß Radfahrständer gebaut werden, sondern daß Inhaltliches verbessert wird, und das passiert ja auch eher in den Fachschaften. Vom AStA habe ich da nicht den Eindruck, daß viel passiert. Ich habe den Eindruck, ich kenne mich zu wenig aus, um wählen zu können. Man sieht zwar Plakate "Wer nicht wählt, ist dumm". Aber man ist viel zu wenig informiert, man kennt sich einfach viel zu wenig aus. Das ist natürlich auch mangelndes Eigeninteresse, das sehe ich ein. Aber der ganze Uniapparat ist ja schon so anonym. Da versuche ich meine Lehrveranstaltungen hier abzurattern, und das war's. Das ist traurig, aber wahr
Karsten Hähnel, Bauingenieurwesen, 2. Semester Wenn ich ehrlich bin, muß ich sagen, daß ich gar nicht viel darüber weiß. Ich schaue auch mal so an die schwarzen Bretter und informiere mich, was so hier und da läuft. Aber man kriegt davon eigentlich zu wenig mit. Ich weiß gar nicht, was ich wählen soll. Ich weiß gar nicht, was für Gruppen es so gibt und wie genau das in den Gremien abläuft. Eigentlich finde ich, daß man die Wahlen schon nützen sollte. Wenn man die Gelegenheit hat, irgendwas zu bewegen, irgendwas zu beeinflussen, sollte man das schon machen. Aber ich bin eigentlich zu wenig informiert. Ich schaue jetzt mal herum, was so in Zeitungen und an den Wänden steht. Ich gehe da nicht gezielt drauf zu, weil ich mich nicht drüm kümmere. Um mich selbst darum zu kümmern, habe ich die Zeit nicht. Aber wenn es mich nebenbei anspricht, nehme ich es schon mit. Denn soviel Zeit nimmt es ja nicht in Anspruch einen Zettel zu lesen oder eine Stimme abzugeben.
Jörg Hinderer, Wirtschaftsingenieurwesen, 7. Semester, Ich gehe wahrscheinlich zu den Wahlen hin. In der Vergangenheit habe ich das auch schon getan.Von der ständigen niedrigen Wahlbeteiligung halte ich nicht so wahnsinnig viel. Denn wenn die Studenten eine Stimme haben wollen, sollen sie gefälligst auch ihre Parlamente wählen. Die Parlamente haben sicherlich relativ geringe Befugnisse, aber es wird mit Sicherheit nicht besser, wenn man ihnen nicht durch Wahlbeteiligung den Rücken stärkt. Ich habe manchmal den Eindruck, da müssen noch Katastrophen passieren bis die Leute aufwachen und wählen gehen. Für die kommenden Wahlen sehe ich da auch relativ schwarz.
Jan Orthmann, Wirtschaftsingenieurwesen, 5. Semester: Ich habe schon mal gewählt, ja im letzten Semester, ich weiß gar nicht mehr, was das war. Die Hochschulwahlen waren das, glaube ich. Ich habe den Eindruck, daß meine Wahl wenig gebracht hat. Ich weiß nicht mal wozu die Wahlen da sind und inwiefern sich die Leute einsetzen, die man da wählt. Mitunter haben die ja auch komische politische Ziele. Aber es gibt ja auch Gruppen, die engagieren sich gut, beispielsweise auf Fachbereichsebene. Ich glaube, solche studentischen Gruppen müßten mehr Gewicht in der Uni bekommen. Im Juni werde ich eher nicht zu den Wahlen gehen.
Ulrich Kohlhase, Bauingenieurwesen, 2. Semester: Bisher bin ich an der Uni noch nicht wählen gegangen, weil ich erst im zweiten Semester bin. Ob ich im Juni zur Wahl gehe, das habe ich bisher noch nicht entschieden. Ich bin da auch wenig informiert, muß ich ganz ehrlich sagen. Meiner Meinung nach ist es eine Frage der Information, ob man zu den Wahlen hingeht. Ich persönlich müßte da mehr wissen. Ob ich ein schlechtes Gewissen dabei habe? Nein, eigentlich nicht. Die Möglichkeiten, sich insgesamt über die polititschen Programme klar zu werden, ist meiner Meinung nach sehr kurz gehalten. Da sollten vielleicht mehr Broschüren ausgeteilt werden. Ich finde auch, daß insgesamt der Bezug fehlt zwischen Studenten und Wahlen.
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