Hochschultag Umwelt an der TU Berlin - Wenig Resonanz und deutliche Kritik
(rs) Ob zu Wasser, auf dem Lande oder in der Luft - am 26. April ging es an der TU Berlin überall um die Umwelt und den Umweltschutz. Ölschöpfsysteme im Seegang, Luftqualitätsmessung oder Bodensanierung waren nur einige der spannenden Themen, mit denen sich die Hochschule in Vorträgen, Postern und praktischen Vorführungen präsentierte. Trotzdem glänzten die Studierenden an diesem "Hochschultag Umwelt" hauptsächlich durch Abwesenheit. Und am Abend gab es Schelte auf der Diskussionsveranstaltung "Hat die TU Berlin im Umweltschutz ihre Hausaufgaben gemacht?".
Von einem wohlwollenden Standpunkt hätte man die morgendliche Leere auf dem Parkplatz als Zeichen aktiven Umweltbewußtseins werten können. Aber die ungewohnt vielen freien Parkplätze auf der Straße des 17. Juni zeugten eher davon, daß die meisten Studierenden den Ausfall der Lehrveranstaltungen außerhalb der Universität genossen. So waren übervolle Präsentationen oder Institutsführungen am Hochschultag selten anzutreffen. Sei es nun der Vortrag über "Windkraftanlagen kleiner Leistung für Inselnetze" oder die Demonstration eines Ölschöpfsystems im Seegang" - an normalen Tagen ist die Uni lebendiger.
Eine der Demonstrationen am Hochschultag Umwelt: Das Insititut für Schiffs- und Meerestechnik präsentierte das Modell eines Ölschöpfsystems im Seegang
Einen "erschreckenden Eindruck von der ganz geringen Resonanz der Studenten" hatte auch Dr. Ulrike Ketterl, Planerin im Bereich Forschung und mitbeteiligt an der Organisation der zentralen Nachmittagsveranstaltung. Die Veranstaltung sei nur sehr langsam angelaufen und hätte nur eine "erschreckend dünne Beteiligung" zu verzeichnen gehabt.
"Wenn man sich überlegt, daß man 38.000 Studenten und 8.000 Beschäftige hat und nur ganz wenige kommen, merkt man, wieviel noch zu tun ist," , meint dazu Thomas Albrecht, Umweltschutzingenieur an der TU Berlin. Eine der Gründe liegt für Albrecht in der Vorbereitung: "Es hätte längerfristiger geplant sein müssen."
Was waren die Gründe?
Ein weiterer Grund könnte aber auch sein, daß das Thema "Umwelt" zu breit angelegt war, so Ulrike Ketterl. Nach Einschätzung der Planerin liegen die Gründe nicht nur in Defiziten der Organisation: "Vielleicht ist das Bedürfnis in der Universität aktuell gar nicht vorhanden, daß man informiert werden will, was alles läuft. Entweder sind alle informiert - das bezweifle ich -, oder es interessiert keinen."
Das wäre schade, denn in einigen Veranstaltungen war Spannendes und Nützliches zu sehen, etwa in den Fachbereichen oder auf der ganztägigen Ausstellung im Lichthof. Ulrike Ketterl: "Da wurde deutlich, daß die im Umweltbereich Aktiven durchaus in der Lage sind, auch ad hoc ihre Lehre und Forschung zu präsentieren."
Kritik auf der Abschlußveranstaltung
Scharfe Kritik mußte die TU Berlin bei der abschließenden Diskussion einstecken. "Hat die TU Berlin im Umweltschutz ihre Hausaufgaben gemacht?" lautete die Frage im Titel der Veranstaltung. Die Antwort der eingeladenen Gesprächsgäste: "Nein". Werner Schenkel vom Umweltbundesamt etwa warf der TU Berlin und ihren Mitgliedern vor, zu viel Verkehr zu verursachen. Aber auch ökologisches Bauen würde bisher noch vernachlässigt, und für das Energiemanagement der Universität vergab er die Note "mangelhaft".
Deutliche Kritik sei das gewesen, so die Einschätzung von Planerin Ulrike Ketterl, sie sei aber "nicht konstruktiv" und "zu pauschal" gewesen. In dieser Kritik würde sich die TU Berlin in ihren Leistungen in Lehre und Forschung im Bereich Umwelt überhaupt nicht wiedererkennen. Eine Gegenüberstellung der Stärken und Schwächen sowie Ideen für Perspektiven zukünftige Projekte wären hilfreicher gewesen. Von der Abendveranstaltung war die Planerin deutlich enttäuscht: "Es blieb beim Lamentieren."
Ein Fazit: Leitziele müssen her
"Ein ziemlicher Verriß", so lautete auch der Eindruck von Umweltschutzingenieur Albrecht. Das persönliche Fazit des Umweltschutzingenieurs vom Hochschultag: Es müssen jetzt "Leitziele" für den betrieblichen Umweltschutz formuliert werden. Albrecht: "Das müssen Ziele sein, die die Leitung der Hochschule klar vorgibt und die den Stellenwert des betrieblichen Umweltschutzes im Verhältnis zu ihren dienstlichen Aufgbaben beschreibt." Sie sollen Orientierung für die künftige Umweltschutzarbeit bieten, und sie sollen als Kriterien dienen, mit denen man überprüfen kann, ob der praktizierte Umweltschutz den eigenen Ansprüchen genügt.
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