EUCARE im Aufwind

Vertrauliches Berichtssystem an der TU Berlin richtet 5. Internationale Konferenz für Flugsicherheit aus


Vom 17. bis zum 21. September fand unter
der Leitung der EU-Komission die
5. Internationale Konferenz für Flug-
sicherheit in Potsdam statt. Veranstaltet
wurde sie vom vertraulichen Berichts-
system für Flugsicherheit EUCARE an der
TU Berlin. Auf der Konferenz ging es im
wesentlichen um die Frage, was noch
getan werden muß, damit EUCARE ab
1996 die Rolle eines gesamteuropäischen
Berichtssystems einnehmen kann.

Die Abkürzung EUCARE steht für das European Confidential Aviation Safety Reporting Network, das europäische vertrauliche Berichtssystem für Flugsicherheit. EUCARE ist eine Anlaufstelle, die Meldungen über Zwischenfälle im Flugverkehr sammelt - derzeit noch auf Deutschland beschränkt. Piloten, Stewards, Mechaniker oder Fluglotsen, die Zeuge von solchen Situationen werden, können sich an EUCARE wenden und dort vertraulich - das heißt anonym - auf Sicherheitsprobleme hinweisen. Die vier Mitarbeiter der EUCARE-Geschäftsstelle sammeln die Mitteilungen von Profi- und Hobbyfliegern und geben sie an Flugzeughersteller, Fluggesellschaften, Behörden oder andere Berichtssysteme weiter. "Seit die Stelle vor zwei Jahren an der TU Berlin probeweise eingerichtet wurde, gingen rund 400 Berichte ein", erläutert Katja Nieder von EUCARE.

Rund 3.000 Meldungen in einem einzigen Monat bearbeitet das US-amerikanische Gegenstück der EUCARE, , die ASRS. Allerdings gehören vertraulichen Berichte in den USA bereits seit den 70er Jahren zum Fluggeschäft, erklärt EUCARE-Mitarbeiterin Nieder. Weitere Berichtssysteme wurden in Südafrika, Australien, Neuseeland und Kanada eingerichtet. In Europa gibt es seit 1982 die CHIRP (Confidential Human Factors Incident Reporting System), die sich um Großbritannien kümmert.

Ein europaweites Berichtssystem existiert bisher jedoch nicht. Diese Rolle soll EUCARE, das bisher zu drei Vierteln von der Europäischen Union finanziert wird, ab 1996 einnehmen. Das wurde im September diesen Jahres in Brüssel beschlossen.


Nicht nur Profipiloten melden Zwischenfälle an EUCARE, auch Freizeitflieger nutzen das vertrauliche Berichtssystem

Wie aber soll EUCARE aussehen, wenn es zur Europa-Institution ausgebaut wird? Diese Frage stand im Mittelpukt der Potsdamer Tagung, an der neben den europäischen Staaten auch die USA, Südafrika, Rußland, Australien und Neuseeland und Japan sowie Pilotenorganisationen teilnahmen.

Im Gespräch mit den außereuropäischen Gästen ging es hauptsächlich um eine bessere Koordination zwischen den verschiedenen Berichtssystemen, beispielsweise durch eine Vernetzung der unterschiedlichen weltweit verteilten Datenbanken. Ein weiterer Themenschwerpunkt: die Öffentlichkeitsarbeit und Möglichkeiten, EUCARE noch bekannter und wirksamer zu machen.

"FILIALLÖSUNG" SCHEINT SICH DURCHZUSETZEN

Was die Organisation des zukünftigen europaweiten EUCARE angeht, setzte sich auf der Potsdamer Tagung eine "Filiallösung" durch. Danach sollen in den einzelnen europäischen Ländern EUCARE-Filialen eingerichtet werden, die die nationalen Meldungen einzeln aufnehmen und in eine gemeinsames System einfügen. Wie dies genau aussehen soll, wird bis Ende des Jahres festgelegt. Dann wird dem Europäischen Ministerrat ein entsprechender Vorschlag vorgelegt, in dem das neue, europaweite EUCARE festgelegt wird.

René Schönfeldt


Die neue Ausgabe von Eucareview, der Zeitschrift von EUCARE, ist erschienen. In seiner Ausgabe Nr. 6 beschreibt der "Newsletter zu Fragen und Problemen der Flugsicherheit" unter anderem gefährliche Situationen und Zwischenfälle im deutschen Luftraum. Ein Kommentar ist "gefährlichen Annäherungen innerhalb von Kontrollzonen" gewidmet. Zu beziehen ist die Eucareview über EUCARE / TU Berlin, Franklinstr. 28/29, 10587 Berlin, Telefon 314-24478.


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