Stadttauglich, Kompakt, Komfortabel, Sicher, Ökologisch

Studierende und Auszubildende der TU Berlin entwickeln ein Stadtmobil


Viele Autofahrer und Autofahrerinnen
setzen sich jeden Morgen in ihr Auto,
obwohl sie sich am Abend zuvor gerade
noch vorgenommen hatten, am nächsten
Tag mal wieder mit dem Fahrrad zu fah-
ren. Doch dann stimmt entweder das
Wetter nicht, oder man ist zu spät dran,
oder man ist eben - wie die meisten an-
deren Tage auch, einfach mal wieder zu
faul. Und so setzen sie sich alle wieder ins
Auto und stehen gemeinsam im Stau.

Für diese Fälle fehlt die Alternative: ein Fahrzeug, das bequemer und sicherer ist als ein Fahrrad, das - zumindest in der Stadt - so schnell ist wie ein Auto und das vor allen Dingen umweltfreundlich ist.

Das dachten sich auch die Initiatoren der TU-Projektwerkstatt "Elektromobile von Studenten und Lehrlingen" und machten sich an die Arbeit. Die Studenten Frieder Herb (Physik) und Nicolas Lewkowics (Elektrotechnik) riefen eine Arbeitsgruppe mit Studierenden der Elektrotechnik und der Physik ins Leben, die im vergangenen Sommersemester gemeinsam mit Auszubildenden den "IGO" entworfen und gebaut haben.


Projektwerkstätten-Tutor Frieder Herb macht es sich bequem im IGO. Dahinter: Mitkonstrukteure

IGO kommt vom englischen "I go" und ist ein dreirädriges Fahrzeug mit Elektro-Hybridantrieb, das die oben erwähnten Vorteile bietet und somit eine Alternative für entscheidungsschwache Autofahrern/innen ist. IGO hat zwei Räder vorne und eines hinten, es ist ca. zwei Meter lang, 1,30 m hoch und 80 cm breit. Gebaut ist es aus Aluminium und kommt auf ein Leergewicht von 58 kg. Eine IGO-Fahrerin sitzt in einer bequemen Position und kann sich aussuchen, ob sie aktiv "mittritt" oder sich fahren läßt. IGO wird hauptsächlich durch einen leisen Elektromotor angetrieben, der das Fahrzeug auf eine Geschwindigkeit von 50 km/h beschleunigen kann.

WAHLWEISE PER PEDAL ODER ELEKTRISCH

Die Bezeichnung Elektro-Hybridantrieb bedeutet, daß beide Antriebsarten - Pedal- und Elektroantrieb - unabhängig voneinander einsetzbar sind. Die beiden Vorderräder sind lenkbar und seitlich kippbar, wobei sie zueinander parallel bleiben, das Mobil kann sich also trotz seiner drei Räder wie ein Fahrrad seitlich in die Kurve legen. Obwohl es sehr schmal ist, kann es somit nicht umkippen. Im Stand ist diese Kippmechanik arretiert, kommt IGO in Fahrt, wird die Arretierung gelöst. Diese Technik haben die Konstrukteure sogar zum Patent anmelden lassen.

PÄDAGOGISCHER ERFOLG

Neben der technischen Leistung kann die Projektwerkstatt auch einen pädagogischen Erfolg verzeichnen. Die fünf Studierenden arbeiteten gemeinsam mit acht Auszubildenden und einem Meister der Ausbildungswerkstatt Metall der TU Berlin an dem Projekt. Denn ein Ziel der Projektwerkstatt war auch das Üben von Gruppen- bzw. Teamarbeit. Zu Beginn jeder Fertigungsaufgabe fand immer eine Besprechung der Fertigungszeichnung zwischen den Studierenden und den Auszubildenden statt. Bei den Besprechungen wurden technische Verständnisfragen und Fertigungsmöglichkeiten geklärt, danach hatten die Auszubildenden die Fertigung selbst zu organisieren und durchzuführen.

IGO war nach nur drei Monaten fertig, da Konstruktion und Fertigung weitgehend parallel zueinander abliefen. So konnten die Projektwerkstättler IGO bereits im September auf der Intercycle Messe, einer Fahrradmesse, in Köln der Öffentlichkeit vorgestellt. Im nächsten Jahr soll das Fahrzeug dann an dem erstmalig in Europa stattfindenden Internationalen Elektro Bicycle Race in Nürnberg teilnehmen.

IGO WIRD WEITERENTWICKELT

In Arbeit ist zur Zeit noch ein Gepäckraum, der mit einem Handgriff zu einem Notsitz erweitert werden kann, falls ein Fahrer noch jemanden mitnehmen will. Geplant, aber noch nicht gebaut, ist die Verkleidung. Sie wird eine aerodynamische Form haben und wie ein "Sandwich" verschließbar sein. Seine Verkleidung und den Gepäckraum bekommt das Fahrzeug im Laufe des nächsten Jahres.

Wenn das Projektwerkstätten-Dreirad im Laufe der Zeit voll ausgereift ist, dann könnte das morgendliche Motto so mancher Autofahrer vielleicht bald lauten: "I go mit IGO!"

Bettina Weniger


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