Sind die Inventionen am Ende?

Keine Lotto-Mittel für das Festival elektroakustischer Musik


Zehnmal fand das Festival "Inventionen"
in den vergangenen fünfzehn Jahren in
Berlin statt - doch nun hat die Veranstal-
tung neuerer Musik mit ernsthaften
Schwierigkeiten zu kämpfen. Die Stiftung
Deutsche Klassenlotterie Berlin, die das
Festival seit 1991 zum großen Teil finan-
zierte, lehnte den Förderungsantrag für
die Inventionen '96 ab.

Damit fehlen den beiden Veranstaltern, Deutscher Akademischer Austauschdienst (DAAD) und TU Berlin, mit einem Schlag 820.000 DM. Stattdessen gingen zwei Millionen Mark aus dem Lotto-Topf an die ehemelige Inventionen-Mitveranstalterin Akademie der Künste, die 1996 ihr eigenes Klangfestival "SoundArt" herausbringt.

Für die Musik und Performances, Installationen und multimediale Arbeiten der Inventionen wären insgesamt eine Million nötig, sagt Folkmar Hein, Leiter des Elektronischen Studios der TU Berlin und Inventionen-Gründer. Für ihn stellt sich jetzt die Frage, ob das größte deutsche Festival elektroakustischer Musik in der bisherigen Form überhaupt noch stattfinden kann.

KONKURRENZ VON DER AKADEMIE DER KÜNSTE

Schon 1987 und 1988 fielen die Inventionen wegen Geldmangels aus und finden seit 1992 nur noch alle zwei Jahre statt, im Wechsel mit der aus DDR-Zeiten stammenden Klassik-Veranstaltung Biennale. Zusätzlich geschwächt wurde das Festival Ende letzten Jahres, als sich die Akademie der Künste aus dem Kreis der Veranstalter zurückzog. Daß die Akademie und ihr SoundArt-Festival bei den Lotto-Mitteln nun großzügig bedacht werden, während sie selber leer ausgehen, verärgert Hein und seine Mitveranstalter: "Die Akademie der Künste steigt mit den gleichen Themen ein, aber macht es jetzt im Alleingang!"

Die Inventionen-Veranstalter hoffen nun auf Kultursenator Ulrich Roloff-Momin, der jetzt in die Bresche springen soll. Zur Enttäuschung der Organisatoren ist von dort aber nichts zu hören; eine Terminanfrage bei ihm ist bisher ohne Antwort geblieben. Währenddessen laufen Anträge an verschiedene Kulturfonds und -Stiftungen, um zumindest ein "Mini-Festival" durchzuführen. Der 50.000-DM-Zuschuß der TU Berlin ist zumindest sicher, so Organisator Hein. Ausreichend ist er aber auf keinen Fall, denn zwei größere Projekte sind "in der Vorbereitung schon sehr weit fortgeschritten".

ELEKTRONISCHES STUDIO IN BEDRÄNGNIS

Würde das Festivals verschwinden, dann "ginge es schmerzhaft an die Wurzeln des elektronischen Studios", so Hein. Ohne Inventionen würde das Miteinander von Lehre und Forschung, Produktion und Aufführung, das die Arbeit am Studio charakterisiert, erheblich eingeschränkt. Das Studio verlöre die wichtigste Aufführungsmöglichkeiten für seine Arbeiten, und für die Studierenden fiele ein wichtiger Raum für die praktische Arbeit weg. Hein: "Für die Studenten sind das praktisch alles Übungen, vor Ort und im Ernstfall."

René Schönfeldt


[TU Berlin] [Pressestelle] [TU intern] [Inhalt]