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Fusion Berlin-Brandenburg - Pro und Contra


Die Bürgerinnen und Bürger von Berlin
und Brandenburg haben es in der Hand:
Am 5. Mai sind sie zur Abstimmung über
die Fusion der beiden Bundesländer auf-
gerufen. Sie werden gefragt, ob sie für
eine Vereinigung sind und wenn ja, wann
- 1999 oder 2002. Wenige Wochen vor der
Volksabstimmung ist das Meinungsbild
durchwachsen. Wir fragten, was TU-An-
gehörige von der Fusion halten und ob
sie zur Abstimmung gehen.

[Matthias Kaup] Matthias Kaup, Energie- und Verfahrenstechnik, 6. Semester

Ich werde pro Fusion abstimmen. Ich finde es sinnvoll, denn ohne das Umland kann die Stadt eigentlich nicht leben. Und weil viele Entscheidungen zu treffen sind, die beide Teile betreffen.

[Kirsten Schade] Kirsten Schade, Medienberatung, 3. Semester

Ja, natürlich gebe ich meine Stimme ab. Ich bin gegen eine Vereinigung der beiden Länder. Ich glaube weder an einen "sozial verträglichen" Stellenabbau noch an die Enstehung neuer Arbeitsplätze durch die Fusionierung zweier Länder. Abgesehen davon hat Brandenburg mit seiner eher ländlichen Struktur andere Bedürfnisse als Berlin mit seiner großstädtischen Struktur. Ich kann mir nicht vorstellen, daß eine zentrale Regierung diesen unterschiedlichen Anforderungen gerecht werden wird.

[Ulrike Klein] Ulrike Klein, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Technischen Umweltschutz

Was die Fusion angeht, fühle ich mich einseitig informiert - und zwar nur über die Vorteile. Deswegen kann ich mich im Moment auch noch nicht entscheiden. Vor der Abstimmung will ich mich noch intensiver damit befassen und auch mal negative Seiten hören. Bisher war das alles mehr eine Werbe- als eine Informationskampagne.

[Dietrich Haberland] Dietrich Haberland, Leiter des Bereichs Wissenstransfer

Ich halte die Fusion für die Entwicklung unseres Landes und für die Wirtschaft außerordentlich wichtig. Nach meiner Ansicht haben wir nur in größeren Strukturen wie in einem Land Berlin-Brandenburg die Chance, uns wirtschaftlich weiterzuentwickeln. Deshalb gehe ich auf jeden Fall zur Abstimmung.

[Helga Thomas] Helga Thomas, Professorin am Institut für Erziehung, Unterricht und Ausbildung

Ich bin für die Fusion, und ich gehe auch zur Abstimmung. Dafür sprechen nach meiner Meinung wissenschaftspolitische und wirtschaftliche Gründe. Beide Länder zusammengenommen stellten bisher eine sehr unausgewogene und nicht aufeinander abgestimmte Wissenschaftslandschaft dar. Man könnte profitieren, wenn es endlich zu einer gemeinsamen Planung käme, die ich bei einer Fusion für einfacher halte als bei einem Weiterbestehen beider Länder, was eine Vielzahl von Staatsverträgen bedeuten würde. Wirtschaftlich, denke ich, liegen die Vorteile auf der Hand: größerer Wirtschaftsraum und bessere Abstimmung. Profit für Berlin, dadurch, daß weitere Industrie nicht abwandert oder sich im Speckgürtel um Berlin ansiedelt.

[Christoph Klimek] Christoph Klimek, Maschinenbau, 2. Semester

Ich bin für die Fusion, denn wofür braucht man eigentlich zwei Verwaltungen. Mit Vereinigung kann man es sicherlich billiger haben.

[Jürgen Rubelt] Jürgen Rubelt, Zentraleinrichtung Kooperation

Ich schwanke wieder in meinem Urteil. Zuerst war ich dafür: für einheitliche Lebensverhältnisse, regionale Politik, abgestimmte Verkehrs- und Wirtschaftsplanung und so weiter. Jetzt bin ich skeptischer geworden. Habe ich mich vielleicht doch von der offiziellen Propaganda einlullen lassen? Zwei Habenichtse sind zusammen auch nicht reicher. Vielleicht haben wir am Ende zusammen alle weniger Einkommen, Lebensqualität, Bildung, Kultur, Umweltschutz und mehr Zentralismus und Bürokratie.

[Jörg Pingel] Jörg Pingel, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Straßen- und Schienenverkehr

Aus verkehrspolitischer Sicht ist eine Fusion ein zwingender Schritt. Denn Berlin wird in Zukunft immer mehr mit den umliegenden Orten verbunden sein und mit ihnnen zusammenarbeiten müssen. Ohne eine Zusammenarbeit wird die Planung in jedem Einzelfall in Gremien zerrieben, Einzelinteressen müssen jedes Mal durchdiskutiert werden.


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