"Bauplatz Groß-Berlin"Zu Zeiten des Kaiserreichs (1871 bis 1918) gab es zumindest zeitweise etwas, worüber sich heute besonders Studierende sehr freuen würden: ein relatives Überangebot an kleineren Wohnungen. Zu diesem Ergebnis, das von bisherigen Untersuchungen zu dem Thema abweicht, kommt Dr. Christoph Bernhardt in seiner Dissertation, die er am Institut für Geschichtswissenschaften geschrieben hat. Untersucht hat er das Verhältnis von Angebot und Nachfrage auf den Wohnungsmärkten im Kaiserreich im Kontext der allgemeinen Stadtentwicklung. Zu dem Überangebot, übrigens bei allen Wohnungsgrößen, kam es durch eine "maßlose" Erschließung von Bauland, was 1912 zu einer großen Bauland-, Immobilien- und Wohnungsmarktkrise führte. In der Arbeit, die von Prof. Dr. Wolfgang Hofmann im Rahmen eines Forschungsschwerpunkts zur modernen Stadtgeschichte betreut wurde, untersucht Christoph Bernhardt zum ersten Mal systematisch das damalige Groß-Berliner Terrain- und Baugewerbe, die Anfänge der Wohnungspolitik in Berlin und die Strategien und Interessen politischer Fraktionen und Terrainunternehmen im Bereich von Kommunalpolitik und Stadterweiterung. Für die Dissertation, die demnächst auch unter dem Titel "Bauplatz Groß-Berlin" im Verlag Walter de Gruyter erscheinen wird, wurde Christoph Bernhardt mit der Kommunalwissenschaftlichen Prämie 1995 ausgezeichnet. Der mit 2500 DM dotierte Preis wird für Arbeiten mit besonderem wissenschaftlichen Wert für die Praxis der kommunalen Selbstverwaltung vergeben. Der 1957 in Heidelberg geborene Christoph Bernhardt studierte zunächst Geschichte und Germanistik an der FU Berlin und arbeitete nach dem Examen als Wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der 750-Jahr-Feier Berlins im Bezirksamt Charlottenburg. 1992 begann er mit seiner Dissertation und seit 1994 arbeitet er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Geschichtswissenschaft der TU Berlin. Die Dissertation schloß er im vergangenen Jahr mit Auszeichnung ab. Zur Zeit bereitet er sich auf sein Habilitationsprojekt vor, das sich der Begradigung des Oberrheins zwischen Basel und Worms im 19. Jahrhundert aus umweltgeschichtlicher, deutsch-französisch vergleichender Sicht widmet. Bettina Weniger © 12/'96 TU-Pressestelle [ ] |