Ein Mann mehr in der Crew

EUCARE verstärkt die europäischen Aktivitäten


Das vertrauliche Berichterstattungssystem EUCARE wird jetzt personell aufgestockt

Das Flugsicherheitssystem EUCARE (Euro-
pean Confidential Aviation Safety Repor-
ting Network) an der TU Berlin wird wie-
ter zu einer europäischen Institution aus-
gebaut. Nach dem Erfolg der 5. Interna-
tionalen Konferenz für Flugsicherheit im
vergangenen September in Potsdam
(TU intern, 7/95) ist es nun gelungen, den
ehemaligen Leiter des britischen Berichts-
systems für Luftfahrtzwischenfälle
(CHIRP), Captain Paul Wilson, als Mitar-
beiter zu gewinnen und mit dem Aufbau
des ersten von rund zehn geplanten re-
gionalen Berichtszentren zu beginnen.

Captain Paul Wilson begann seine fliegerische Laufbahn bei der britischen Royal Air Force u.a. als Testpilot und Ausbilder. In den sechziger Jahren reorganisierte er die Universitätsausbildung des Pilotennachwuchses, so daß Flugschüler danach parallel zu ihrer theoretischen Ausbildung ein Ingenieur-Diplom erwerben konnten. 1969 wechselte er zur Fluggesellschaft BOAC. Als Mitarbeiter der britischen Pilotenorganisation BALPA war er am Simulatortraining für die Concorde in Toulouse beteiligt und überprüfte die Trainingsvorschriften von Boeing und McDonnell Douglas in den USA. 1982 zog sich Wilson aus der aktiven Fliegerei zurück und begann im Auftrag der britischen Civil Aviation Authority (CAA), das vertrauliche Berichtssystem CHIRP (Confidential Human Factors Incident Reporting Programme) aufzubauen.

WILSON WIRD FÜNFTER EUCARE-MITARBEITER

Nun wird Wilson die "Europäisierung" von EUCARE vorantreiben und die bisher vierköpfige Crew der EUCARE-Zentrale an der TU Berlin verstärken. Dafür bleibt er allerdings an seinem Standort in England, wo er das erste von rund zehn geplanten, regionalen Berichtszentren für Luftverkehrszwischenfälle aufbaut. Flug- oder Kabinenpersonal aus der Region Großbritannien und Irland werden sich also in Zukunft an das Büro von Paul Wilson wenden, wenn sie Zeuge von Problemfällen oder gefährlichen Situationen im Flugverkehr werden. Weitere regionale Anlaufstellen sollen in den kommenden zwei Jahren europaweit aufgebaut werden, und zwar für die Regionen Benelux, Italien, Frankreich, Skandinavien, Iberische Halbinsel und evtl. Griechenland. Für den deutschsprachigen Raum wird die EUCARE-Zentrale in Berlin zuständig sein. Der Aufbau der neuen Regionalzentren wird Captain Wilson nun von England aus koordinieren; außerdem wird er die Zusammenarbeit mit englischsprachigen Fachzeitschriften auf- bzw. ausbauen.

Wilson, der auch Mitglied der "Guild of Air Pilots and Air Navigators", des "Royal Institute of Navigation" und Fellow der "Royal Aeronautical Society" ist, begleitet die EUCARE-Aktivitäten seit langem. "Seit den Anfängen trug er mit Rat und Tat zum erfolgreichen Aufbau des europäischen Berichtssystems bei", heißt es in einer EUCARE-Pressemitteilung, "Durch seine zukünftige Mitarbeit wird der europäische Gedanke auf dem Gebiet der Flugsicherheit erneut gestärkt." EUCARE geht außerdem davon aus, daß die Mitarbeit von Captain Wilson weitere Berufspiloten zur Kooperation veranlassen wird.

FORTSCHRITTE AUCH INNERHALB DEUTSCHLANDS

Auch innerhalb Deutschlands konnten weitere Fortschritte erzielt werden. Der Vorsitzende des nationalen Fachbeirats von EUCARE, Georg Garbers, Ministerialrat im Bundesverkehrsministerium, hat in Zusammenarbeit mit dem Luftfahrtbundesamt erreicht, daß deutsche Berufspiloten bei ihrer jährlichen Überprüfung zur Lizenzverlängerung ein Jahr lang automatisch eine Informationsbroschüre erhalten. "In Verbindung mit dem vierteljährlichen Versand der Zeitschrift EUCAREVIEW an ca. 16 000 Luftfahrtbeteiligte sowie an zahlreiche deutsche Flugplätze kann so ein beinahe flächendeckender Bekanntheitsgrad erzielt werden", heißt es bei EUCARE, "Dies ist eine hervorragende Voraussetzung für die kommende Europäisierung des Systems."

rs


[TU Berlin] [Pressestelle] [TU intern] [Januar '96]