Neu berufen
Jörg SteinbachPositives Sicherheitsbewußtsein | ||
Immer wieder kommt es in den Produktionsstätten der Chemischen
Industrie zu Gefahrensituationen für den Menschen und die
Umwelt. Oft sind die Ursachen für solche Unfälle Mängel
in der Anlagensicherheit. Mit der Verbesserung von chemischen
Anlagen und deren Sicherheitstechnik beschäftigt sich Prof.
Dr.-Ing. Jörg Steinbach, der zum Sommersemester 1996 seine
Professur für Anlagen- und Sicherheitstechnik am Fachbereich
6 Verfahrenstechnik, Umwelttechnik, Werkstoffwissenschaften der
TU Berlin angetreten hat. "Die Sicherheits- und Anlagentechnik
stellt ein Forschungsgebiet dar, das lange schon von großer
wirtschaftlicher Bedeutung ist und zunehmend im Rahmen der Diskussion
um die Technikverträglichkeit eine immer stärkere gesellschaftspolitische
Bedeutung erlangt", meint der neuberufene Professor über
sein Aufgabengebiet.
Mit der TU Berlin ist Jörg Steinbach schon lange Zeit eng verbunden. Als 1956 geborener Berliner - worauf er besonders stolz ist - studierte er von 1975 bis 1981 Chemie an der TU Berlin. Im Anschluß daran promovierte er am Institut für Technische Chemie in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Peter Hugo. 1985 nahm er eine Tätigkeit in der Sektion Chemische Sicherheitsprüfungen der Firma Schering AG auf, 1988 übernahm er deren Leitung. Von 1992 bis 1995 war er Leiter des Referates Anlagensicherheit der Hauptabteilung Zentrale Sicherheit bei Schering. Im Rahmen seiner Tätigkeiten bei Schering traf er oft auf unzureichend geklärte Fragen der Sicherheit in Chemieanlagen, was ihn veranlaßte, forschend tätig zu werden. In seiner Habilitationsschrift beschäftigte er sich mit einem verbesserten Verfahren zur Analyse von Temperatur- und Druckschwankungen bei der Durchführung von chemischen Reaktionen. Weiterhin entwickelte er neue Methoden für die Auslegung von Entlastungsventilen, welche die bei chemischen Reaktionen im Pannenfall auftretenden Überdrücke ablassen. Im April 1994 hatte Steinbach am Institut für Technische Chemie einen Lehrauftrag übernommen, mit dem Ziel, "immer wieder fehlende Grundkenntnisse auf dem Gebiet der Sicherheitstechnik bei Ingenieuren und Chemikern" zu vermitteln. Zu diesem Zweck veröffentlichte er 1995 das Standardwerk "Chemische Sicherheitstechnik". Mit der Übernahme der Professur ist es nun sein Wunsch, das Lehrangebot im Hauptstudium weiter auszubauen. Besonders die Risikoabschätzung und die Entwicklung von Sicherheitskriterien sollen mehr Bedeutung erlangen. Prof. Steinbach wünscht sich, die Anlagentechnik künftig als interdisziplinären Forschungsschwerpunkt an der TU Berlin in enger Zusammenarbeit mit der Berliner Industrie weiterzuentwickeln. Jörg Steinbachs persönlicher Forschungsschwerpunkt wird dabei in nächster Zeit die Vervollständigung wissenschaftlich begründeter Sicherheitskriterien für chemischen Anlagen sein. Diese Kriterien beruhen meist auf Laborversuchen, die mit Hilfe von Modellen auf industrielle Maßstäbe hochgerechnet werden. Besonders Anlagen für chemische Reaktionen mit gleichzeitiger Verwendung fester, flüssiger und gasförmiger Stoffe sind noch zu wenig auf ihre Sicherheit hin erforscht. Eine Vielzahl von sicherheitstechnischen Fragestellungen wartet noch auf eine wissenschaftliche Bearbeitung. Tobias Kramer © 6/'96 TU-Pressestelle |