Ein einziger Großflughafen für Berlin entlastet die UmweltTU-Studie über Umweltverträglichkeit bestärkt die Entscheidung für einen neuen Großflughafen Schönefeld Nach fünf Jahren Auseinandersetzung um den Standort eines Großflughafens Berlin-Brandenburg-International (BBI), ist in der letzten Maiwoche die Entscheidung gefallen. Bundesverkehrsminister Matthias Wissmann, sowie die Regierungschefs von Berlin und Brandenburg, Eberhard Diepgen und Manfred Stolpe, einigten sich darauf, daß kein neuer Flughafen entstehen soll. Statt dessen soll der Flughafen Schönefeld bis zum Jahr 2010 auf eine Kapazität von 20 Millionen Passagieren jährlich ausgebaut werden. Die Airports in Tegel und Tempelhof sollen in den kommenden Jahren geschlossen werden. Zufriedenheit über diese Entscheidung an der TU Berlin: Studierende der Landschaftsplanung waren nämlich in einer Umweltverträglichkeitsstudie zu dem Ergebnis gekommen, daß der jetzt beschlossene Standort die umweltschonendste Planungsvariante sei. Vor etwa eineinhalb Jahren war im Auftrag des Brandenburgischen Umweltministeriums ein Raumordnungsverfahren zum zukünftigen Großflughafen durchgeführt worden, das sich für die Standorte Jüterbog-Ost und Sperenberg aussprach. Der Standort Schönefeld wurde als ungeeignet bezeichnet. Die Argumentation stützte sich damals vor allem auf wirtschaftliche, soziale und ökologische Gesichtspunkte. Studierende des Studiengangs Landschaftsplanung an der TU Berlin wollten in einer eigenen Untersuchung andere Schwerpunkte setzen und erarbeiteten unter wissenschaftlicher Betreuung eine Umweltverträglichkeitsstudie. In dem mehr als 400 Seiten umfassenden Bericht untersuchen sie drei Standortvarianten und kommen zu dem Schluß, daß aus Umweltgesichtspunkten alles für Schönefeld spricht. Der Standort Sperenberg erweist sich nach Ansicht der Studenten als umweltunverträglichste Variante. Die größten Entlastungseffekte für die Umwelt, so die Studie, könnten durch Schließung der innerstädtischen Flughäfen Tempelhof und Tegel erreicht werden. Die Konzentration des Flugverkehrs auf den Standort Schönefeld würde eine deutliche Entlastung der Umwelt darstellen. Dies gelte auch dann, wenn ein Ausbau des Flughafens Schönefeld mit zwei Start- und Landebahnen bis zu einer Kapazität von 30 Millionen Fluggästen pro Jahr erfolgt. Diese Variante wurde deshalb in der Umweltverträglichkeitsstudie mit erster Priorität empfohlen. In ihren Studien fordern die Verfasser zusätzlich eine umweltverträgliche Folgenutzung für die Standorte Tempelhof und Tegel als Ausgleich für die Flächen, die voraussichtlich durch den Ausbau des Flughafens Schönefeld in Anspruch genommen werden. Eine geringere Entlastung der Umwelt hätte sich nach Meinung der Studenten in einer zweiten Variante ergeben, wenn man nämlich nur einen innerstädtischen Flughafen (z. B. Tempelhof) geschlossen hätte. | |
Die geplante Schließung des City-Airports Tegel würde zur Umweltentlastung beitragen | |
Alle anderen untersuchten Varianten hätten eine deutliche
Verschlechterung der Umweltsituation mit sich gebracht. Hierzu
gehörten sämtliche Sperenberg-Varianten, vor allem diejenigen,
die von einem zusätzlichen innerstädtischen Regierungsflughafen,
z. B. Tegel, ausgehen. Die Sperenberg-Varianten schnitten deutlich
schlechter ab als die vergleichbaren Schönefeld-Varianten.
Auch die zwischenzeitig von Berliner und Brandenburger Politikern
vorgeschlagene "Kompromißlösung", eine Kombination
des Flughafens Schönefeld mit einer Kapazität von 8,5
Millionen Fluggästen und einem Großflughafen Sperenberg
mit einer Kapazität von 30 Millionen Fluggästen (mit
je zwei Start- und Landebahnen), hätte nach Ansicht der Studierenden
gravierende ökologische Schäden nach sich gezogen.
Die mit Abstand umweltunverträglichste Variante wäre
ein Großflughafen Sperenberg mit einer Kapazität von
45 Millionen Fluggästen und drei Start- und Landebahnen unter
Beibehaltung des Regierungsflughafens Tegel gewesen.
Gemäß dem Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfungen
werden die Umweltauswirkungen eines Vorhabens in einer Umweltverträglichkeitsprüfung
ermittelt und bewertet. Im 1994er Raumordnungsverfahren zum Großflughafen
wurden die zu erwartenden Auswirkungen des Flughafens auf die
"Schutzgüter" Mensch, Wasser, Boden, Klima, Tiere,
Pflanzen sowie auf Landschafts- und Erholungsaspekte untersucht.
Im Rahmen der Umweltverträglichkeitsstudie ermittelten die
Studierenden dagegen die Auswirkungen auf Landschaftsfunktionen
und Schutzgüter einschließlich ihrer Wechselwirkungen.
Nach diesem Ansatz steht der Mensch nicht neben der Umwelt, sondern
ist Teil derselben. Ein weiterer Unterschied zum Raumordnungsverfahren
besteht darin, daß auch untersucht wurde, welche Be- oder
Entlastung durch die Beibehaltung bzw. Schließung der bestehenden
Flughäfen Tegel und Tempelhof entstehen. Insgesamt wurden
zehn Varianten untersucht, einschließlich einer "Status-Quo-Variante",
die einen Vergleich mit dem derzeitigen Zustand ermöglicht.
|