Neu berufen

Georg Meran

Natur als Kapitalanlage
			
Die Ökosteuer ist zwar noch nicht in die Praxis umgesetzt, findet sich jedoch als theoretisches Modell in aller Munde. Seit Dezember 1994 beschäftigt sich Prof. Dr. Georg Meran am Institut für Volkswirtschaftslehre mit der Umsetzung eines ökologischen Steuersystems und seinen Auswirkungen in der Praxis.

In seinem Fachgebiet für Wirtschaftspolitik und Umweltökonomie will Georg Meran umweltökonomisch orientierte Lösungskonzepte entwickeln. Gegenstand seiner Betrachtungen sind verschiedene Bereiche der Grundversorgung wie Energie, Wasser, Abfall, Verkehr und Gesundheit. Bei der Gestaltung und Finanzierung dieser Leistungen spielt der Umweltaspekt inzwischen eine entscheidende Rolle, was dazu geführt hat, daß Ökologie und Volkswirtschaft immer enger verzahnt sind.

Georg Meran setzt aus Erfahrung ein großes Interesse privater und öffentlicher Träger an seinen Forschungen voraus und legt Wert auf den Praxisbezug und den Nutzen, der sich daraus auch für seine Studentenschaft ergibt. Innerhalb der TU Berlin kann sein Fachgebiet zu interdisziplinärer Zusammenarbeit führen, beispielsweise mit der Umwelt- und Verfahrenstechnik, der Stadt- und Regionalplanung und der Landschaftsökonomie.

Er beschäftigt sich aber auch mit internationaler Umweltpolitik, die im Zeitalter der Globalisierung der Umweltprobleme ein wesentlicher Teil der Wirtschaftspolitik wird. Schadstoffe kennen keine Grenzen (Treibhauseffekt, Müllexport, -import), Umweltauflagen variieren jedoch innerhalb verschiedener Länder und Regionen sehr und nationale Umweltpolitik wird offenbar durch die internationale Wettbewerbsfähigkeit eingeschränkt. Das führt zum Problem des "Öko-Dumping". Dieses handelspolitische Dilemma erfordert internationale Umweltabkommen, mit denen sich Georg Meran intensiv beschäftigt. Die grundsätzliche Frage nach nationalen Eigentumsrechten an natürlichen Ressourcen, deren Abbau globale Konsequenzen hat, wie beispielsweise die Klimaveränderung durch Rodung des Regenwaldes, stehen ebenso auf seiner Forschungsagenda.

Natur sollte nach Ansicht von Professor Meran als eigenständiger Posten im Rahmen der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung auftauchen, entweder monetär bewertet oder die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung als sog. "Satellitensystem" begleitend. Natürlichen Ressourcen soll ein adäquater materieller Wert zugeordnet werden, der es ermöglicht, Umweltverschmutzung oder Umweltmaßnahmen in "DM" auszudrücken. Das "Grüne Sozialprodukt" beinhaltet "Natur-Konten", auf denen das entsprechende "Kapital an Umwelt" verbucht wird. Die naturwissenschaftliche Erweiterung zum "Grünen Sozialprodukt" verlangt eine Neuformulierung von Umwelt-Indizes, die Georg Meran der herkömmlichen Kosten-Nutzen-Analyse gegenüberstellen möchte.

Georg Meran wurde 1953 als österreichischer Staatsbürger in Chur, in der Schweiz geboren und studierte nach einigen Semestern Philosophie von 1974 bis 1978 Volkswirtschaftslehre an den Universitäten München und Konstanz. Nach Abschluß des Studiums folgten Tätigkeiten als wissenschaftlicher Mitarbeiter an verschiedenen Fachbereichen der Universität Konstanz. Seiner Promotion 1985 an der FU Berlin folgte 1992 die Habilitierung. Bevor er im Dezember 1994 zum Professor für Wirtschaftspolitik und Umweltökonomie berufen wurde, war er bereits seit zwei Jahren als Lehrbeauftragter am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der TU Berlin tätig.

Kirsten Schade


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