Neu berufen
Rudibert King(Bio-)verfahrenstechnische Prozesse kontrollieren | ||
Bioverfahrenstechnische Prozesse, sei es bei der Herstellung von
Waschmittelzusätzen, von Pharmazeutika oder in einer Kläranlage
müssen kontrolliert und geregelt ablaufen, damit am Ende
das herauskommt, was gewünscht ist. Hierzu bedarf es intensiver
wissenschaftlicher Vorarbeit. Die wird übernommen von Prof.
Dr. Rudibert King, neuberufener Professor im Institut für
Prozeß- und Anlagentechnik am Fachbereich Verfahrenstechnik,
Umwelttechnik, Werkstoffwissenschaften. Sein Gebiet ist die Regelungstechnik
in der (Bio-) Verfahrenstechnik. Rudibert King arbeitet dabei
mit modellgestützten Ansätzen, mit denen sich deutlich
bessere Ergebnisse als mit herkömmlichen Methoden ergeben.
Trotzdem werden diese neuen Regelungsalgorithmen in der Industrie noch nicht im breiten Rahmen eingesetzt. Der Grund dafür liegt in dem größeren Zeitaufwand und den damit verbundenen Kosten, welche die Aufstellung dieser Algorithmen für jeden neuen Anwendungsfall mit sich bringen. Rudibert King arbeitet daran, in seinem Fachgebiet Methoden und Werkzeuge aufzubauen, die hier Abhilfe schaffen. In einem anderen regelungstechnischen Forschungsgebiet geht es um die robuste Regelung von Stofftrennapparaten, sogenannten Destillationskollonen. Möchte man in der Chemie einen bestimmten Stoff herstellen, entstehen am Ende des Prozesses neben dem gewünschten Stoff noch zahlreiche weitere Stoffe, die man jedoch gar nicht haben will. Um den gewünschten Stoff von den anderen abzutrennen, werden Destillationskollonen eingesetzt, die wiederum geregelt werden müssen. Damit die Regelungen auch bei verschiedenen Betriebsbedingungen die gewünschten Resultate gewährleisten, müssen sie robust arbeiten. Ein anderer Forschungsbereich an dem im Institut gearbeitet wird, ist die sog. Bildanalyse im Rahmen der Biotechnologie. Hier geht es darum, dem Biologen die Arbeit zu erleichtern. Dieser kann durch sein Mikroskop beispielsweise eine Fermentation, in der eine Umwandlung von Stoffen durch Mikroorganismen oder Enzyme erfolgt, beobachten und überwachen. Das Problem dabei besteht jedoch darin, daß er nicht Tag und Nacht durch sein Mikroskop schauen kann, um diesen Prozeß zu verfolgen. Daher sollen bildanalytische Methoden helfen, bei denen automatisch gezogene Proben unter dem Mikroskop von einer Videokamera aufgenommen werden. Die Bilder werden dann auf einen Rechner übertragen, wo sie ausgewertet werden. In einem weiteren, größeren Forschungsprojekt geht es darum, mit regelungstechnischen Methoden frühzeitig kritische Zustände in chemischen Reaktoren oder Fehler in Meßgeräten zu erkennen. Seinen Studierenden bietet Rudibert King Grundveranstaltungen zur Regelungstechnik an. In einer Pflichtveranstaltung geht es um die klassische, aufbauend darauf um die moderne Regelungstheorie. Er selbst hat Technische Kybernetik an der Universität Stuttgart studiert. Rudibert King ist 1956 in Lauterbach geboren. Nach seinem Studium war er von 1981 bis 1992 als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institut für Systemdynamik und Regelungstechnik an der Uni Stuttgart beschäftigt. In diese Zeit fällt seine Promotion und Habilitation. Seinen ersten Ruf erhielt er von der Universität Gesamthochschule Siegen, dem er 1993 folgte. Im letzten Jahr kam er an die TU Berlin. Eine wissenschaftliche Auszeichnung hat er bereits mit nach Berlin gebracht: "Für seine richtungsweisende Arbeit zur mathematischen Modellierung des Verhaltens chemischer und biotechnologischer Prozesse mit dem Ziel einer sicheren und an der Produktqualität orientierten Prozeßführung" wurde er 1993 mit dem DECHEMA-Preis der Max-Buchner-Forschungsstiftung ausgezeichnet. Bettina Weniger © 5/'96 TU-Pressestelle |